Kapitel 10: Kleine Umwege

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An der Kasse packt Viktor in Rekordtempo und ziemlich gekonnt die Waren in die mitgebrachten Taschen, dann verrät uns die Kassiererin, was der Spaß kostet.

Ist ja nur doppelt so viel, wie ich sonst ausgebe und noch haben wir kein Brot gekauft, weil Viktor zum Bäcker seines Vertrauens fahren will.

Aber als Mann mit acht Ziffern auf dem Konto würde mich das auch nicht jucken.

Ich bin übrigens echt skeptisch, weil ich Brot noch nie was abgewinnen konnte. Viktor ist der Meinung, dass ich bisher nur das falsche Brot gegessen habe.

„Ich kann auch eine", will ich anbieten, aber Viktor fällt mir bereits ins Wort.

„Auf keinen Fall", sagt er und schultert die zwei Einkaufstüten.

Die Kassiererin schaut verliebt hinterher und fast habe ich das Bedürfnis, sie giftig anzuschauen. Ich kann es gerade so unterlassen, viel fehlt aber nicht mehr. Beim Ausgang halten wir kurz beim Bäcker, um Vollkornbrötchen fürs Frühstück zu holen.

So geht's dann zurück in meine Wohnung, wo Viktor den Tresen deckt und dann einen Orangensaft mit Wasser verdünnt.

Als er sich dann hinsetzt und mit allem fertig ist, will ich das Brötchen greifen und Aufschnitt drauf verteilen, aber Viktor ist schneller.

„Nicht hinschauen", meint er, ergreift meine Hände, drückt meine Handflächen auf mein Gesicht, sodass ich nichts mehr sehe und klaut mir dann scheinbar mein Brötchen.

Es ist noch zu früh am Morgen, also tue ich, was er will. Mit solchen Aktionen kriegt er mich, ich finde sowas immer spannend und bin neugierig, was er sich einfallen lässt. Ich höre ihn, aber sehe nicht, was genau er da macht. Und ich muss mich echt beherrschen, nicht zu linsen.

„Schau, Leni", sagt er und ich gucke dann direkt mit großen Augen auf meinen Teller.

Das Brötchen ist in zwei Hälften geteilt und wirklich ansehnlich belegt. Richtig wie beim Bäcker, belegt mit Putenbrust, mit Salat und Tomate. Um das Brötchen herum sind Happen verteilt mit Ei, Avocado, Paprika und Trauben.

„Das Auge isst mit und schön langsam essen. Guten Appetit", sagt er mit einem Lächeln und haut dann rein, denn sein Teller ist auch nett hergerichtet. Natürlich langsam und mit Genuss, was ein gutes Vorbild ist, also so, wie er es gerne hätte. Es schmeichelt mir sehr, dass er das mit mir zusammen macht. Wenn er mir so ein Mahl zaubert, selbst dann aber Cornflakes mit Schokoflocken isst, wäre das nur halb so glaubwürdig.

Entgegen der Erwartung ist das wirklich lecker und ich muss leider schon deutlich sagen, dass man den Unterschied zwischen günstigen Sachen und teureren Sachen schmeckt. Nicht bei allen Dingen, aber bei den meisten.

Mein Glas trinke ich dann bis auf den letzten Tropfen leer, durch das reichhaltige Frühstück habe ich auch kein Verlangen, puren Saft zu trinken. Ich kippe sogar ganz freiwillig ein Glas Wasser hinterher, weil das echt erfrischend ist.

Dann gehen meine Gedanken aber auf die Tauglichkeit hiervon.

„Vor der Arbeit werde ich dafür aber keine Zeit haben. Morgens um 6 habe ich nicht mal Hunger", sage ich und streiche über meinen Bauch, der wirklich voll und pappsatt ist. Auf ein Stück Schokolade zum Nachtisch verzichte ich ganz freiwillig.

Viktor mustert mich von der Seite, ich sehe ihn dann fragend an.

„Leni, du wirst deinen Arbeitsplatz nicht behalten können", kommt es verhalten aus ihm heraus.

Ungläubig starre ich nun zur Seite.

„Das entscheide ich selbst und ich bleibe da", betone ich nun.

Verbunden mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt