Kapitel 100: Auf der Jagd

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Drei Tage dauert unsere Reise nun schon und ich komme echt an meine Grenzen. Nach dem Camping vorgestern ging es in kleinen Etappen mit vielen Pausen quer durch Schweden, bis zur norwegischen Grenze. Im Anschluss dann darüber hinaus, weshalb wir nun mitten in Norwegen sind. Ich habe immer das Gefühl, dass dieser komische norwegische Über Alpha hinter den Bäumen steht und zusieht. Aber selbst ich weiß, dass das unrealistisch ist.

Unbemerkt wird unsere Ankunft für ihn aber sicher nicht sein, einschreiten tut er aber nicht. Laut Dorian sieht er mich und mein Nordküsten Rudel momentan auch weder als Freund noch als Feind an. Das Ungeziefer aber aus seinem Land zu vertreiben, was sich nur meinetwegen hier eingenistet hat, wäre aber schon mal ein guter Start in Richtung Freund.

Sofern die hier sind und nicht noch nach Finnland, Russland und sonst wo abgehauen sind.

Und hier in Norwegen geht der Spaß nun weiter, was echt kräftezehrend ist.

„Danach machst du einen Wellness Urlaub", meint Fabrice mit einem leichten Lächeln.

Er sitzt noch immer in voller Montur, aber recht entspannt am Steuer des Wagens, mit dem er in den letzten Tagen stundenlang auf der Autobahn gefahren ist. Ihm sieht man nicht den Hauch einer Anstrengung an, dabei ist Fahren doch auch auf Dauer anstrengend, sollte man meinen.

„Immerhin ist die Gegend schön. Ich war noch nie in Norwegen", erwidere ich neben der Konzentration auf die Fährte.

Keine Ahnung, wo genau wir hier sind. Am Rande kommt ein Schild, dass Trondheim noch gute 85 km entfernt ist. Ich achte nicht mehr auf das Navi, was im Hintergrund von Fabrices Cockpit ohne Route zu sehen ist. Anhand von Wald und Bergen auf der Karte kann ich jetzt aber auch nicht genau sagen, wo das hier ist. Es interessiert mich aber auch nicht.

Ich will einfach nur endlich ankommen.

„Ich kann Frankreich empfehlen", sagt Fabrice dann mit einem Lachen.

„Franzosen sind doch alles arrogante Schnösel", haue ich mit einem viel größeren Lachen raus, als ich sollte.

„Ich bin übrigens noch immer dein Kampfsport Meister und dein Personal Trainer, falls du das vergessen hast", droht er mir nun belustigt.

Passend dazu drückt er mir die Wasserflasche nun gegen meinen Oberkörper. Ich greife danach und nehme einen ordentlichen Schluck. Die letzte Pause ist gerade mal eine halbe Stunde her und ich könnte schon wieder eine gebrauchen. Ich drehe den Verschluss wieder zu und stelle die Flasche zurück in die Mittelkonsole des Wagens.

Dann aber ändert sich plötzlich die Fährte.

„Scheiße, schnell auf die Raststätte!", gebe ich durch und sage zeitgleich Viktor im Geiste Bescheid.

Das nun schnelle Manöver, um noch schnell die Ausfahrt auf die Raststätte zu nehmen, erzürnt den Fahrer hinter uns. Wildes Hupen ertönt und ich habe beinahe ein schlechtes Gewissen. Dafür bleibt Fabrice erstaunlich ruhig, er achtet aber auch gerade eher auf mich und meine Anweisung.

Und natürlich darauf, dass er keinen Unfall baut.

Viktor und Rouven fädeln sich dahinter ein, so fahren wir dann auf die Raststätte. Der Fahrer, dem wir vor die Karre gezogen sind, fährt aber zum Glück weiter und macht keine Szene. Was ich so von manchen Videos kenne, kann das echt unschön werden mit solchen Leuten. Und ich bin nicht in der Stimmung dafür, wahrscheinlich hätte ich ihn mit einem lauten Werwolf Knurren zur Sau gemacht.

Mit offener Kinnlade steige ich sofort aus dem Auto aus und gehe erste Schritte auf den nahen Grasabschnitt des Rastplatzes.

„Leni, warte!", befiehlt Fabrice und ich bleibe wie auf Kommando stehen.

Verbunden mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt