Kapitel 110: Der Werwolf auf der Vampirparty

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Viktor und ich stehen nebeneinander vor dem Spiegel der Ankleide und können die Augen nicht voneinander lassen.

Vor drei Tagen hatte Viktor Geburtstag, die richtige Feier ist aber heute. An seinem Geburtstag selbst waren wir beide am Abend romantisch Essen, nur wir zwei. Der heutige Tag soll aber in die Geschichte von Vampiren und Werwölfen eingehen. Viktor trägt wieder diese Kombination aus dunkelgrauer Anzughose, weißem Hemd und schwarzer ärmelloser Anzugweste. Passend dazu bindet er sich nun noch seine dunkelgraue Krawatte um den Hals, bei dem ich ihn nur angaffen kann.

„Wenn du frech wirst, binde ich dich damit irgendwo fest", meint er in normalem Tonfall, hat aber ein Lächeln auf dem Gesicht.

„Hast du denn deinen Arztkittel zur Location gebracht?", frage ich ungeniert nach.

Seine dunkelroten Augen sehen mich warnend an. Ja, er würde mich festbinden, ich zweifle kein Stück daran.

Dann aber reißen wir beide uns zusammen und gehen hinunter in den offenen Wohn- und Kochbereich. Kilian sitzt bereits auf einem der Barhocker der Küchentheke und scrollt an seinem Handy. Seine dunkelblonden Haare trägt er seit dem Friseur Termin kürzer als sonst, das betont seine hellblauen Augen mehr, in denen sich das Küchenlicht strahlend widerspiegelt. Auch er trägt einen Anzug im ähnlichen Stil zu Viktor, was seine Körpergröße von fast 2 Metern betont und seinen Körperbau hervorhebt. Unheimlich und einschüchternd wirkt er auf Außenstehende aber immer noch, auf mich mittlerweile nicht mehr. Kilian hebt kurz die Hand zum Gruß, schaut dabei aber nicht mal von seinem Handy hoch. So ist er halt, distanziert aber das Herz am rechten Fleck.

Ein Lächeln nur in Ausnahmesituationen.

Nach kurzer Zeit kommt Fabrice dann endlich zum Vorschein, der am oberen Treppenabsatz aber stehenbleibt und verärgert zurück in den Gang schaut. Fabrice trägt sein schwarzes Haar kurz wie immer, heute aber natürlich edel gekämmt. Den Bartansatz hat er rasiert, dafür hat er einen kleinen Bart am Kinn stehen lassen. Mit seinen schwarzbraunen Augen rollt er gerade sicher genervt, Fabrice ist ja immer jemand, der seine emotionalen Regungen nach außen ausdrücken muss.

Émile! Es warten alle!", ruft Fabrice dann laut, während er noch den Knopf seiner Anzugweste richtet. Auch Fabrice trägt einen Anzug im selben Stil, weil die drei Vampire der Führung gerne recht einheitlich auftreten.

Und neben Viktors Geburtstag ist das heute auch eine politische Angelegenheit, weil Dorian als Beta des Nordküsten Rudels anwesend ist.

„Sagte er und steht selbst noch oben", murmelt Kilian leicht belustigt.

„Hast du was zu sagen?", fragt Fabrice und sieht Kilian herausfordernd an, als er die Treppen in seiner Abendgarderobe herunter joggt.

„Wie der Vater, so der Sohn?", hake ich dann bei Viktor nach.

Jetzt bleibt Fabrice nicht stehen sondern rennt mit einem drohenden Grinsen auf mich zu. Gleich gibt es liebevollen Ärger auf Fabrices Art.

Viktor fängt ihn dann aber ab. Wahrscheinlich hätte Fabrice mich bis aufs Blut geärgert, bis Émile endlich mal seinen Hintern hier herunter bewegt. Das machen Fabrice und ich gerne, wenn wir auf irgendwen warten.

Aber mein Outfit mit der edlen Frisur darf natürlich nichts und niemand zerstören, darum rettet mein Seelengefährte mich. Das mitternachtsblaue Kleid mit den freien Schultern und der betonten Taille darf ja auf keinen Fall einen Knick bekommen oder sowas, da muss Viktor einfach einschreiten. Und er sieht immer so verdammt verführerisch dabei aus, wenn er mich lüstern anschaut und seine Hände über den Samt des Kleides fahren lässt. Sogar bei der Frisur hat er mit geholfen und den Lockenstab benutzt, er liebt es danach verträumt mit meinen Haaren zu spielen. Das helle Braun schimmert seit der Haarkur bei Kilians Friseurfreund besonders. Oder Barbierfreund, ich habe ja verpasst auf das Schild zu schauen. Fabrice darf da nichts durcheinander bringen, das geht so natürlich nicht.

Verbunden mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt