Kapitel 96: Anspannung

494 43 15
                                    

Ich liege noch einen entspannten Moment auf der Liege unserer Terrasse, Viktor ist kurz wohin auch immer gegangen.

Als er dann wiederkommt, wird mir anders.

„Das benutze ich nicht!", sage ich knallhart.

Auf gar keinen Fall lasse ich mich von Viktor in einem Rollstuhl zum gemeinsamen Abendessen fahren! Der sieht nur mit erhobener Augenbraue von dem Teil hoch, was er gerade neben die Liege auf die Terrasse fährt. Er wirkt so, als sei das kein großes Ding. Warum hat Rouven sowas rumstehen?

„Leni, du kannst dich kaum halten, wie willst du es bis ins Esszimmer schaffen?", hakt Viktor nach.

Er steht nun mit verschränkten Armen da und sieht mich an. Vor allem meine bandagierten Arme und Beine.

„So schlimm ist es nicht", behaupte ich und hieve mich von der Liege hoch.

Ich komme genau zwei Schritte weit, dann muss Viktor mich auffangen, weil ich sonst hingefallen wäre. Meine Beine sind wie Wackelpudding, ich kann mich nicht halten.

„Es ist nur ein Rollstuhl, das ist ganz normal, wenn man verletzt ist. Dafür sind solche Hilfsmittel da", versucht Viktor mich umzustimmen.

Ich kralle mich an seiner Statur fest und bleibe wie eine deutsche Eiche auf dem Fleck, wo er mich stützen muss. Genau genommen kann er mich ganz leicht dahin schieben und hineinsetzen, aber das Drama will er wohl nicht auslösen.

Seufzend legt Viktor sich meinen Arm um seinen Hals und hebt mich dann hoch in seine Arme. Das zieht leicht an meinen Wunden und lässt einen leichten Schmerz durch meinen Körper gleiten, aber das ist mir lieber, als mit einem  Rollstuhl dahingefahren zu werden!

Viktor beeilt sich nun und bringt mich ins Esszimmer, wo bisher nur Klara und Rouven sitzen.

Beide sehen mich mit großen Augen an, als Viktor mich auf meinem Platz absetzt und dann den Stuhl neben meinem besetzt.

„Oha, was ist passiert?", fragt Klara direkt nach.

In knapper Zusammenfassung erzähle ich ihr von meiner Werwolf Verwandlung und dem spontanen Kampf mit Dorian. Rouven hört interessiert zu, mehr Regung hat er aber nicht drauf.

Dann betreten Daniele und Dorian den Raum, die setzen sich an die andere Seite und sind ins Gespräch vertieft. Kilian kommt auch kurz darauf herein und hat das Handy noch am Ohr, wimmelt sein Autohaus dann aber ab, als er am Essenstisch seinen Platz einnimmt. Émile geht Fabrice heute scheinbar zur Hand, der bringt viele Schalen mit einer kleinen Auswahl an Speisen herein.

Er trägt sogar eine Kochschürze und ruft mit Fabrice irgendwelche Sätze auf Französisch hin und her. Zwischendurch lacht er, verdreht dann aber auch die Augen. Sein ständiges „Papa!" mit Akzent bleibt aber mein Favorit.

Wenn ich dir einen Tipp geben darf, versuch nicht Kilians Aufmerksamkeit zu wecken", warnt Viktor mich belustigt in Gedanken.

Es ist zeitgleich auch die Warnung, dass er nicht einschreiten wird, wenn Kilian tut, was auch immer er tut.

Alle finden sich dann soweit ein und erste Schalen werden herumgereicht, damit sich daraus bedient werden kann.

Émile steigt bei Dorian und Daniele auf Englisch mit ins Gespräch ein. Kilian macht es sich nun zur Aufgabe die arme Klara zu ärgern, aber die wirft ihm auch gerade ständig Sprüche an den Kopf. Ich schwöre es, die zwei werden mal gute Freunde! Viktor und Rouven tauschen ein paar Sätze und sprechen über alte Zeiten von Viktors Medizinstudium 1850 rum. Fabrice setzt sich nun auch dazu und genießt einen Moment die Ruhe, weil keiner ihn vollquatscht.

Verbunden mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt