Kapitel 28: Ein unerwarteter Morgen

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Kilian zieht sich mit einem Schuhanzieher gerade seine Sneaker an, dann hält er inne und sieht mich doch stark verwundert an. Neben mir versteift Viktor sich und ich spüre das „Auf keinen Fall!" deutlich über unsere Verbindung.

Aber ganz ehrlich, als ob ich mich davon aufhalten lasse und als ob ich mir sagen lasse, was ich tun darf und was nicht! Und kommt schon, es ist nur ein verdammter Bäcker und kein Tagestrip in eine 200 km entfernte Stadt mit Werwolfsterritorium!

Ob es sowas überhaupt gibt, kein Plan.

„In Ordnung", sagt Viktor dann plötzlich und sieht mich prüfend an.

Ich schwöre es euch, Kilian ist mindestens genauso entsetzt über Viktors Aussage wie ich.

„Echt?", frage ich auch noch nach.

„Ehrlich gesagt nein, aber ich will die Gelegenheit nutzen. So können wir schauen, wie du reagierst, wenn du dich ein Stück weit von mir entfernst. In der Klinik gestern lief das erstaunlich gut, ich bin gespannt ob du bis zur Ecke mit dem Bäcker kommst", sagt Viktor dann selbstbewusst.

Ich brauche einen Moment, bis das bei mir ankommt. Und auch Kilian sieht Viktor an, als hätte er gerade eine Fremdsprache gesprochen.

„Leni ist deine Seelengefährtin, ich soll sie echt von dir trennen und mitnehmen?", fragt Kilian nun betont.

Sofort werden Viktors Augen dunkelrot und jetzt liegt noch mehr ein „Nein!" in der Luft, als eben. Und dennoch nickt Viktor langsam, was Kilian nur sehr irritiert. Er sieht verblüfft zwischen Viktor und mir hin und her.

Ich für meinen Teil nutze aber die Gunst der Stunde und gehe zur Garderobe, um mich ebenfalls anzuziehen. Dann stehe ich seitlich neben Kilian und sehe ich fragend an.

„Können wir oder soll ich alleine gehen?", frage ich voller Provokation.

Das ist scheinbar genau das, was er braucht.

„Kilian, sieh zu!", fordert Viktor direkt.

„Du bleibst schön in meiner Nähe und hörst auf das, was ich sage. Und im Notfall schleife ich dich wieder hier hin, verstanden?", betont Kilian nun und wendet sich zur Tür.

Ich nicke brav und schon machen Kilian und ich uns auf den Weg. Bereits im Fahrstuhl auf dem Weg nach unten kann ich mich nicht zurückhalten.

„Wenn ich fragen darf, wie alt bist du denn?", will ich direkt wissen.

Über Fabrice habe ich gestern viel erfahren, auch über Viktor kenne ich schon das eine oder andere Detail. Nun muss Kilian dran glauben!

„Rate mal", erwidert er nur amüsiert.

Wie gemein! Ich schaue ihn kurz empört an und er hat einfach nur einen schadenfrohen Blick drauf. Dann öffnet sich die Tür zum Aufzug schon und wir kommen in einer Art Erdgeschoss an. Und, wie soll es auch anders sein, hat das Penthouse von Viktor, Fabrice und Kilian einen eigenen Eingang nur exklusiv für die drei Vampire. Die Briefkästen sind außen angebracht und es gibt sogar eine größere Box, wo der Postbote Pakete reinlegen kann.

Ok, ich finde das ziemlich cool und praktisch, muss ich gestehen.

„Über 50?", taste ich mich heran, während wir nun entlang des Gehwegs gehen. Am Ende der Straße sehe ich bereits den Bäcker.

„Das ist keine präzise Zahl", kontert er gleichgültig.

Ich schaue ihn kurz beleidigt an, dann knickt er aber echt ein. Die Seelengefährtin seines Anführers zu sein, hat wohl Vorteile.

„Ja", gibt er dann zu.

„Über 100?", frage ich neugierig weiter nach.

„Nein", sagt er und versucht nun ein Lächeln zu unterdrücken.

Verbunden mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt