„Und du hast ihm wirklich nichts verraten?", hake ich leise bei Fabrice nach, als ich auf den Beifahrersitz seines Autos steige.
„Du kannst ruhig normal laut sprechen, er wird dich schon nicht hören können. Und schön die gedankliche Abwehr aufrechterhalten, so wie wir es die letzten Tage geübt haben!", betont Fabrice dann.
Vielleicht sollte ich euch da mal was beichten: Mit Fabrice habe ich heimlich daran geübt, Viktor zwar nicht auszusperren, aber ihn abzuschirmen.
Und zwar so, dass er es nicht bemerkt.
Warum Fabrice mir dabei hilft, weiß ich nicht, aber ich hinterfrage es nicht. Stattdessen nutze ich das aus und versuche mehr auf eigenen Beinen stehen zu können.
Ich will zuhause im Penthouse sein können und Viktor soll ganz normal seiner Arbeit nachgehen können. Ich will kein kleines Kind sein, was er mit zur Arbeit nehmen muss, weil es nicht alleine zuhause sein kann.
Ok, Fabrice ist dann noch da und passt darauf auf, dass ich nicht aus dem Haus renne und sämtliche Denkprozesse einstelle, aber das nur am Rande. Ob er das jetzt in der Klinik oder zuhause macht, kann ihm ja egal sein, oder?
„Das beantwortet meine Frage nicht, Fabrice", erwidere ich und mustere sein Profil von der Seite.
Mit seinen schwarzbraunen Augen fixiert er hochkonzentriert den Verkehr, in den er sich nun einfädelt. Und seine schwarze Kurzhaarfrisur sitzt wie immer gepflegt und perfekt. Viktor verriet mir, dass Fabrice sogar einmal die Woche zu einem guten Freund geht, der auch zeitgleich Barbier ist. Selbst den Bartansatz lässt er dort pflegen.
„Nein, ich habe ihm nichts erzählt", bestätigt Fabrice dann.
Das sagt er so voller Überzeugung, dass ich ihm das glaube. Es wundert mich aber trotzdem, weil er Viktor sonst immer so treu ist und nichts ohne Absprache macht.
Sei's drum, wenn daran was krumm ist, werde ich es bald herausfinden. Wahrscheinlich tätschelt Viktor dann voller Stolz meinen Kopf, denn ich glaube fest daran, dass das ein abgekartetes Spiel der beiden ist und ich das noch durchschauen werde!
Ich fokussiere nun mein Seelenband und hülle es in sowas wie Watte ein. Es ist dann so, als würde ich Ohropax tragen und Viktor kaum verstehen können. Umgekehrt dann genauso, es wäre also nur verdächtig, wenn Viktor mich anspricht und ich nicht antworte, weil ich das nicht bemerke.
So wie er die Watte nicht bemerkt.
In der Garage des Penthouses schwirrt mir dann der Kopf und kurz vergesse ich, was ich hier tue. Die Entfernung setzt dem Band dann doch mehr zu, als angenommen.
„Komm, Leni. Du wolltest hochgehen und mit mir zusammen einen gemischten Salat zum Mittag machen", erläutert Fabrice und hält mir schon seine Hand an der geöffneten Beifahrertür hin.
Wann ist er eigentlich ausgestiegen?
„Du machst das gut, Viktor hat noch nicht angerufen. Mach weiter, Leni, ich bin bei dir", motiviert er mich.
Für seinen Geschmack ergreife ich nicht schnell genug seine Hand, er umarmt mich dann behutsam und hebt mich so aus dem Auto raus. Das ist auch nötig, weil ich kaum Eigeninitiative aus mir heraus bekomme. Ein Glück übernimmt Fabrice das für mich.
„Wie kann es sein, dass Viktor das nicht bemerkt?", will ich dann wissen, als Fabrice mich stützt und auf den Aufzug zu schiebt.
Ausnahmsweise darf es für ihn mal der Fahrstuhl sein, sonst geht er immer zu Fuß die Treppe hoch. Wenn er mich tragen würde, wären wir schneller, aber da das hier kein Notfall ist, würde Viktor ihm dann den Kopf abreißen. Wenn er das nicht sowieso tut, weil er mich von Viktor weggefahren hat.
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Verbunden mit einem Vampir
FantasyBis zu diesem Augenblick im Einkaufsladen nahm Leni an, Vampire seien nur Erfindungen des menschlichen Einfallsreichtums. An genau diesem Abend wurde sie dann eines Besseren belehrt. Was Leni noch nicht weiß: Der Mann, mit dem sie zusammenstößt, hei...