Viktor steht im nächsten Augenblick direkt vor mir und seine dunkelroten Augen dringen mir förmlich bis tief in meine Seele. Aber nicht auf furchterregende Art, sondern auf friedliche und wohlwollende Art.
„Für so eine Kleinigkeit sprichst du mich über das Gefährtenband an?", will Viktor nun wissen.
Seine Reaktion erstaunt mich ganz leicht, muss ich sagen. Ich verstehe nicht so ganz, wo das Problem ist.
„Du hättest ja auch sagen können, dass du gerade keine Zeit hast", belehre ich den feinen Herren.
Fabrice und Kilian im Hintergrund fangen herzlich an zu lachen.
„Leni, das hätte ich eben nicht sagen können! Du musst behutsam damit umgehen!", betont er nun besonders.
Ich verstehe noch weniger, was er von mir will. Immerhin dämmert ihm das nun, denn seine Gesichtszüge werden weich und er nimmt sanft meine Wangen in seine Hände.
„Das ist wie ein Vampirbefehl an Menschen. Wenn du mir das befiehlst, MUSS ich reagieren. Mein Vampir bricht sonst hervor und übernimmt ganz die Kontrolle über die Situation. Er mag es gar nicht, wenn seine Gefährtin ihn ruft und ich das ignoriere. Verstehst du jetzt, was für Auswirkungen das hat?", erklärt Viktor ruhig.
Meine Augen werden nun groß, weil ich das doch unterschätzt habe.
In meinem Gehirn kommt nun aber an, dass ich den Vampir vor mir, der zufällig ein ganz großer Fisch unter den Vampiren ist, kinderleicht befehligen kann.
„Genau das ist das gefährliche an unserer Verbindung, Leni. Du bist viel mächtiger, als ich es bin", spricht Viktor mir im Geiste zu, weil dieser Teil des Satzes nur ihn und mich etwas angeht.
Ich? Mächtiger? Als Viktor?
Beinahe hätte ich laut losgelacht, verkneife mir das aber. Viktor scheint es entweder nicht zu bemerken, oder er sagt nichts.
„Meine allerliebste Seelengefährtin, entlässt du mich nun noch für eine kurze Weile zurück an die Arbeit?", will Viktor dann mit einem Grinsen wissen.
Stumm nicke ich, dann bekomme ich einen innigen Kuss und schon lässt Viktor mich hier stehen. Kilian bedient sich am Kühlschrank und holt sich wieder kaltes Wasser heraus. Damit verschwindet er dann sogleich im Zockerzimmer. Fabrice werkelt nun weiter fleißig am Auflauf herum. Ich beschließe zu ihm in die Küche zu gehen, dann deutet er mir aber auf den Hocker beim Küchentresen der Kochinsel Platz zu nehmen.
„Noch bleibst du ein wenig verschont, aber bald zeige ich dir, wie du einfach und leicht kochen kannst", verkündet Fabrice und stellt auch mir dann ein frisches Glas mit kaltem Wasser hin.
Mir fällt dazu nichts ein, weshalb ich einfach nicke und dann ein paar Mal am Glas nippe.
Während Fabrice nun das Essen zubereitet, plaudere ich ein wenig mit ihm. Ich komme nicht umhin, ihn ein wenig über seine Vergangenheit auszuquetschen. Und wie ich bereits gedacht habe, ist Fabrice älter, als er aussieht.
Meine Annahme, dass er aus Frankreich stammt, bestätigt sich. Er wurde einst am 07.01.1921 in der Nähe von Toulouse geboren. Er hat eine drei Jahre ältere Schwester namens Louise, die aber nicht zum Vampir verwandelt werden wollte. Noch heute denkt er gerne an die Zeit mit ihr zurück, weil er ein schwieriges Elternhaus hatte und er zusammen mit seiner Schwester vom Diebstahl auf dem Markt gelebt hat. Louise hatte immer die besten Ablenkungsmanöver drauf und Fabrice hat dann Obst, Gemüse, Brot, Kleidung und was noch leicht zu klauen ist, mitgehen lassen.
Eines Tages hat er mal als junger Mann versucht gut betuchte Leute zu bestehlen. Schmuck, Geld, alles was eben so von Wert war. Die dritte Person jedoch war dann Viktor, bei dem er Münzen eingesteckt hat. Das hat Fabrice sogar mehrmals abgezogen, weil Viktor immer Geld hat herumliegen lassen.
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Verbunden mit einem Vampir
FantasíaBis zu diesem Augenblick im Einkaufsladen nahm Leni an, Vampire seien nur Erfindungen des menschlichen Einfallsreichtums. An genau diesem Abend wurde sie dann eines Besseren belehrt. Was Leni noch nicht weiß: Der Mann, mit dem sie zusammenstößt, hei...