Kapitel 99: Lüneburg und die Werwölfe

377 40 11
                                    

Ich stehe nun in sportlicher Hose und sportlichem Oberteil neben einem Haufen gepanzerter Vampire.

Im Morgengrauen.

Und damit gehöre ich optisch sowas von gar nicht dazu.

Oh und Dorian ist auch dabei, der ist immerhin auch nur leicht gepanzert. Das hat aber den Grund, weil er im Kampf seine Wolfsform annehmen wird. Und da dieser schwarze Rauch auf magische Weise den Wolf über uns legt, verschwindet die Ausrüstung dann auf die innere Wartebank.

Oder so, ich bin kein Profi.

„Das hier hatte ... Elsa ... zuletzt an", ertönt Eckhardts Stimme.

Er kommt aus seinem Haus heraus und hält eine sommerliche Tunika in cremefarben hoch.

Bei dem Namen seiner Frau zieht jedes Mal aufs Neue ein Schmerz durch seine Seele. Wie sehr ihn das noch immer mitnimmt, ist nicht zu übersehen. Und jeder fühlt mit ihm, Viktor wird sich nach der Suche die Zeit für Eckhardt nehmen. Das hat er mir schon angekündigt, weil es dann sein kann, dass Viktor eine Weile unterwegs sein wird und ich im Penthouse mit Klara abhänge. Oder dann mit Fabrice, wenn Klara und Rouven wieder nach Italien fliegen.

„Das ist Leons Fußball Shirt. Und das ist Julias Lieblingskleid. Beides ungewaschen", setzt Eckhardt mit noch größerer Sorge nach.

Menschliche Fährten kann ich auch verfolgen, wenn ich unmittelbar in der Nähe bin. Aber Werwölfe aus meinem Rudel kann ich so verfolgen, wie ein Navi den Weg quer durch Europa findet. Das ist eine seltene Fähigkeit als mächtiger Alpha der von Schwarzfels Dynastie, aber auch Dorian als mein Beta kann das in extrem abgespeckter Form, weil auch in ihm das Blut der Familie von Schwarzfels fließt.

Er kann aber nur eine frische, wenige Stunden alte Fährte in der Umgebung verfolgen. Zum Beispiel, wenn Elsa erst kürzlich zum Wald gegangen wäre, um dort Joggen zu gehen. Das kann Dorian problemlos verfolgen. So findet er mich übrigens auch immer, wenn ich vor ihm mal abhauen will. Heimlich mit Klara zum Ausguck des Weinguts abhauen?

Nein, nicht mit Dorian.

Eines Tages werde ich ihn abwimmeln können, aber nicht als frischer Werwolf.

Fabrice nimmt sein Sturmgewehr vom Rücken in beide Hände. Kilian überprüft ein letztes Mal seinen Munitionsgürtel, ehe auch er sein Sturmgewehr schussbereit in die Hand nimmt. Dorian zieht die Klettverschlüsse der schusssicheren Weste zur Sicherheit nach, auch wenn das nicht nötig scheint. Rouven und Viktor sind auch vorbildlich ausgerüstet, Rouven hat zusätzlich noch mehrere Kampfmesser am Körper. Er ist wohl besonders talentiert im schnellen und lautlosen Nahkampf, vor allem wenn es dunkel ist und er sich anpirscht. Die gute, alte Zeit, wie Rouven betonen würde. Viktor hat sogar eine mattweiße Armbinde mit einem roten Plus drauf am Oberarm, er trägt auch eine Medizintasche in Militäroptik mit sich herum.

Ich weiß, dass sich in der Nähe unauffällige Autos mit weiteren kampfbereiten Vampiren im Verkehr verstecken, die Viktor und Kilian mit einem Tastendruck zu unserem Standort befehlen können.

Émile schießt aber den Vogel ab. Also nicht wortwörtlich, aber er trägt ebenfalls eine Ausrüstung wie beim SEK oder sowas und schraubt gerade einen Schallschutz auf seine Pistolen. Vor ihm hätte ich jetzt am meisten Angst, weil er tödlich und sehr unfreundlich so aussieht. Zumindest wenn ich sein Feind wäre, aber als Freund finde ich ihn auch unheimlich.

Es ist wieder mal ganz eindeutig Émiles Beruf!

Eckhardt trägt soweit seine normale Kleidung, eine graue Anzughose mit hellblauem Poloshirt. Sein Haar fällt leicht unordentlich zu den Seiten und er hat einen leichten Bartansatz, er muss mal wieder zum Frisur. Dazu hat er in den letzten Wochen aber sicher keine Zeit gehabt, weil er pausenlos gesucht hat. Er wird aber nicht mit in den direkten Einsatz kommen, er wartet hier. Anweisung von Viktor und das passt Eckhardt nicht, aber er hört auf ihn, weil es nun mal Viktors Befehl ist. So nicken einmal alle, weil alle bewaffnet, gepanzert und bereit sind.

Verbunden mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt