Mit großen Augen blicke ich hoch in hellbraune Augen, die von einer schwarzen Kurzhaarfrisur umrahmt sind. Und Klara rechnet genauso wenig damit und rennt nun auch noch den Typen und mich zeitgleich über den Haufen.
„Entschuldigung, ich habe Sie gar nicht gesehen", sage ich sofort.
„Kein Problem, ich habe auch nicht nach vorne geguckt", erwidert er mit einem freundlichen Lächeln und blickt dann in Klaras Gesicht.
Auch sie entschuldigt sich, weil ihr solche Missgeschicke immer sehr unangenehm sind. Aber der Fremde ist wirklich nett, also kein Grund zur Sorge.
„Komm zum Auto", sagt Viktor ziemlich streng.
Ich muss ihn nicht sehen um zu wissen, dass er dunkelrote Augen hat und äußerst angespannt ist. Klara und ich gehen nun wieder die Treppe hoch, plaudern aber noch ein paar Sätze zu Ende.
„Gleich", erwidere ich ruhig.
„Jetzt!", betont Viktor strikt.
„Entspann dich, es war nur ein harmloser Mann, der", beginne ich meinen Konter, doch halte dann schockiert inne.
Viktor steht plötzlich genau vor Klara und mir, er sieht Klara nun tief in die Augen. Meine arme Freundin schreckt leicht zurück, befindet sich aber sofort im Bann des Vampirs vor ihr.
„Du wirst dich nicht erinnern, du gehst jetzt nach Hause, weil Leni und du euch verabschiedet habt für heute", betont Viktor, dann nickt Klara mit diesem leicht leeren Blick und geht einfach drauf los.
Für sie ist es nun Realität, dass wir uns noch so herzlich wie immer verabschiedet haben. Für mich aber nicht. Ich will Viktor auch direkt zur Rede stellen, ich meine, was fällt ihm ein?
Soweit komme ich nicht, denn Viktor schiebt mich sofort auf den Ausgang zu und echt niemand beachtet uns weiter. Diese Fähigkeiten von Vampiren sind wahrlich erschreckend. Schnellen Schrittes führt er mich bis zum Auto und bringt mich auf den Beifahrersitz, fast im selben Moment nimmt auch er auf dem Fahrersitz seinen Platz ein.
„Viktor, sag mal", beginne ich angesäuert, aber er fällt mir wieder ins Wort.
„Der Mann war ein Werwolf, Leni. Ein Frischling, aber ein Werwolf", sagt Viktor.
Meine Augen weiten sich direkt und mir läuft es dann doch eiskalt den Rücken herunter. Ein verdammter Werwolf war mir so nahe und ich habe nichts bemerkt? Wie kann ich einen verdammten Werwolf nicht bemerken? Der sieht ja aus wie du und ich!
„Darum habe ich Angst um dich, Leni. Besonders, wenn ich nicht in deiner Nähe bin. Aber er hat mich nicht gesehen, seine Nase dürfte noch nicht so ausgeprägt sein, als dass er den Vampirgeruch an dir riecht. Hoffentlich ist sein Erschaffer nicht nah gewesen", erklärt Viktor sich.
Das macht diese Sache nicht besser und dann spüre ich, wie Viktor seinen Sitz diesen kleinen Spielraum nach hinten schiebt und mich dann Bauch an Bauch auf seinen Schoß zieht. Wie, als wäre ich gar nicht dick und als wäre das normal. Sanft legt er seine Arme um mich und drückt meinen Kopf an seine Brust.
Kurzerhand schließe ich einfach meine Augen und schmiege mich in diese herrlich beschützende Umarmung. Hier kriegt mich kein Werwolf, oder?
„Der Wolf wäre selten dämlich, einem Vampir seine ängstliche Seelengefährtin aus den Armen zu reißen", raunt Viktor mir leicht amüsiert zu.
Das mildert die Situation jetzt nicht ab, macht es aber leicht erträglicher. Und Viktors Nähe verstärkt das Ganze. Langsam dämmert es mir, warum Seelengefährten dann den Rest ihres Lebens zusammen verbringen. Viktor sagt dazu nichts weiter, stattdessen streichelt er unaufhaltsam meinen Rücken und hält mich einfach nur weiter auf seinem Schoß.
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Verbunden mit einem Vampir
FantasyBis zu diesem Augenblick im Einkaufsladen nahm Leni an, Vampire seien nur Erfindungen des menschlichen Einfallsreichtums. An genau diesem Abend wurde sie dann eines Besseren belehrt. Was Leni noch nicht weiß: Der Mann, mit dem sie zusammenstößt, hei...