Viktor drückt mehrere sanfte Küsse auf meinen Scheitel und ist stolz wie Oskar.
„Jetzt sag schon! Oder ich gehe!", betone ich, weil Viktor sich mit seiner Erklärung Zeit lässt.
„Ich habe dank dir eine Wette gewonnen, also wirklich Leni, vielen Dank", raunt er mir zu.
Ich will mich nun aus seinen Armen befreien, aufstehen, mich anziehen und in einen anderen Raum gehen, aber soweit komme ich nicht. Es scheitert schon am ersten Teil des Plans, weil Viktor mich streng festhält und mich daran hindert seine Arme beiseite zu schieben. Bei meiner Verfassung, die noch Ausruhen und Entspannung gebrauchen kann, wohl verständlich.
„Rouven hat behauptet, dass Klara mehr Blut trinken wird, weil sein Blut das Mächtigere ist", beginnt Viktor seine Erklärung, hält dann aber inne. Sein Blick mustert mich, er hat nun wieder diese schönen hellgrünen Augen mit den gelben Sprenkeln.
„Und?", fordere ich ihn auf endlich weiter zu reden.
„Klara hat 4 Liter geschafft und du 5 Liter! Also liegen wir vorne und ich habe die Wette gegen Rouven gewonnen! Er wird sich in den Arsch beißen!", haut Viktor mit einem Gefühl von Triumph heraus.
Ich kann nicht anders, als mich mit einem Grinsen mit ihm mit zu freuen.
„Das bedeutet aber auch, dass du eine mächtige Vampirin sein wirst. Du wirst die Manipulation erlernen können. Immerhin bist du auch nah an Rouvens Vampirstammbaum der Verwandelten dran", berichtet Viktor dann zufrieden.
„Also geht es Klara gut?", schlussfolgere ich mit einer gewissen Erleichterung.
„Ja, sie ist seit drei Stunden auf den Beinen. Das kommt hin, Rouven hat sie gestern circa drei Stunden vor meiner Verwandlung verwandelt. Es sind meistens 12 Stunden", verrät Viktor.
So kuscheln wir noch eine Weile, bis ich zu Kräften komme und kann nebenbei meine verbesserte Sicht und meine schärfere Hörfähigkeit bewundern. Ein krasses Überwesen bin ich so aber nicht, die übermenschliche Kraft ist etwas, was ich mühselig trainieren muss. Aber wenn ich das will, wird Fabrice sein Fitnessprogramm schon an mein neues Vampirdasein anpassen.
Gegen Nachmittag gehen Viktor und ich wieder spazieren und er lässt mir die Zeit, mich mit den neuen Eindrücken vertraut zu machen. Ich muss ständig einem Geräusch hinterher hören und schauen, weil es mir so vorkommt, als sei es lauter und bedrohlicher als sonst. Die Reflexe werden einmal sehr brauchbar sein, für den Anfang muss man aber lernen neu zu filtern.
Ich bin jedenfalls froh, dass die Sonne mich nicht in Schutt und Asche verwandelt und der Tag sonst auch keine großen Nachteile mit sich bringt.
„Am Tag sind deine vampirischen Kräfte nur leicht geschwächter, als in der Nacht. In der prallen Mittagssonne wird eine Manipulation anstrengender, als beim Schein des Mondes zu Mitternacht. Warum das so ist, keine Ahnung", erläutert Viktor, mit dem ich Hand in Hand durch eine Reihe von Birnenbäume schlendere.
Viktor erklärt mir noch ein paar Feinheiten und fragt mich, wie es mir so ergeht und was meine Gedanken sind. Er ist aber beruhigt, denn ich nehme das alles mit Ruhe und Gelassenheit auf. Es gibt wohl auch frische Vampire, die das nicht so entspannt sehen und doch kein Vampir sein wollen. Aber einmal Vampir, immer Vampir.
Dann kehren wir zurück zum Haupthaus, wo ich genau bis zum Eingangsflur komme, in dem ich gerade so meine Sandalen hinstelle, dann kommen Viktors zwei beste Freunde schon um die Ecke.
Bei den Blick auf meine Sandalen denke ich an gestern Abend. Ach Scheiße, dann hat Viktor mich gestern ja den ganzen Weg durch den Weinberg zurückgetragen! Immerhin wiege ich keine 86 kg mehr.
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Verbunden mit einem Vampir
FantasyBis zu diesem Augenblick im Einkaufsladen nahm Leni an, Vampire seien nur Erfindungen des menschlichen Einfallsreichtums. An genau diesem Abend wurde sie dann eines Besseren belehrt. Was Leni noch nicht weiß: Der Mann, mit dem sie zusammenstößt, hei...