Kapitel 12: Heikle Angelegenheit

1.4K 91 5
                                    

„Ich mach schon, was willst du wissen?", erwidere ich und fahre nun den Plan, so normal wie möglich zu wirken.

Ich zücke mein Handy und halte es bewusst so unauffällig hoch und zu mir gerichtet, dass Viktor das gesprungene Display nicht sieht. Noch habe ich keinen Plan für mein Handy Problem, bin aber festen Willens, das so weit wie möglich hinaus zu zögern, bis ich einen habe.

„Ich brauche die genauen Maße in Zentimeter für die Zarge", trägt er mir dann auf.

Ey, ich verstehe nur Bahnhof.

Aber ich versuche es mal und gebe bei Google genau seine Frage ein, tippe dabei manche Buchstaben zwei Mal an und brauche ein Ticken länger.

„Nun gib schon her, ich weiß, wonach ich suchen muss", meint Viktor amüsiert.

„Nein, hab schon. 57 Zentimeter in der Höhe", sage ich spontan eine Zahl, bei der ich keine Ahnung habe, ob das stimmt.

Bei Google werde ich aus den Einträgen nicht schlau und meine Tür ist gerade nicht mein Problem.

„Leni, welche Tür ist bitte so hoch?", fragt Viktor und hält seine Hand gefühlt auf die Höhe seiner Kniescheiben.

Ich muss kurz lachen, erkenne dann aber, dass ich total aufgeschmissen bin. So werde ich nicht drum herum kommen, ich muss meinen Plan ändern.

Spontan fällt mir nur eine Sache ein.

„Ich muss wohl dringend zum Heimwerkerkurs für Frauen. Hier", knicke ich ein und überreiche ihm mein iPhone X.

Genau eine Sekunde starrt Viktor das Handy an, dann sieht er zu mir herüber.

„Das ist jetzt ein Scherz, oder?", will er wissen und hält es leicht zur Seite, damit ich mein Display sehe.

„Es funktioniert noch, keine Sorge. Ist mir nicht so wichtig. Mein Handy muss nur telefonieren können, sonst mache ich damit nichts", sage ich abwehrend und deute auf das Handy.

Es ist komplett gelogen, denn ich liebe es, stundenlang in Apps abzuhängen und Geschichten zu lesen. Er braucht nur Google Chrome schließen und ihn lächeln ein paar einschlägige Programme an.

Anstatt auf das Handy zu schauen, sieht Viktor mich weiter an. Es wird mir zunehmend unangenehm.

„Sei beruhigt, ich kaufe dir kein Neues, wenn du es nicht willst", meint Viktor mit einem Lächeln.

Dann tippt er darauf herum und googelt, was auch immer er wissen will. Ich bin so perplex, dass ich ihn einfach weiter anstarre.

„Danke", kriege ich gerade so aus mir heraus.

Viktor reicht mir dann mit einem Nicken mein Handy und ich stecke es in meine Tasche.

Das war ziemlich einfach, warum habe ich das nicht eher so gemacht? Immerhin kann ich nun ganz eigenständig mein Geld ansparen, sofern ich die Probezeit überstehe. Ich werde Viktor überreden, dass er mich offiziell nach einem Monat spätestens wieder aus seiner Klinik entlässt. Dann habe ich sicher noch eine Chance auf der Arbeit.

Der Einkaufswagen ist nun mit Materialien und einer neuen Tür versehen, den Viktor nun entspannt zur Kasse fährt. Dort bezahlt er, was für mich in Ordnung ist, weil er es ja immerhin kaputt gemacht hat.

Anstatt zum Auto, gehen wir zur Information beim Ausgang. Da bestellt er sich dann einen Leihwagen, ich schaue schon fragend in seine Richtung.

„Was guckst du denn so? Kriegst du diese riesige Tür etwa in meinen Sportwagen?", will Viktor amüsiert wissen.

Ah, logisch.

Ich muss kichern, dann kommt der Mitarbeiter mit einem Autoschlüssel. Und schon schiebt Viktor unsere Ware zu einem kleinen Sprinter, wo er die Türen hinten öffnet, alles in den Sprinter räumt und die Ladung sichert. Natürlich darf ich nur zusehen, aber das stört mich genauso wenig, denn er sieht dabei leider ziemlich anziehend aus.

Verbunden mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt