Was? Ich soll meine Augen schließen?
Nein!
Leider ist meine innere Angst nun doch zu stark und hindert ihn daran, so viel Macht über mich auszuüben. Davon lässt Viktor sich aber nicht beeindrucken, er nimmt meine Wangen in seine Hände und sieht mich erneut eindringlich an. Zwei Mal wiederholt er den Befehl, bis ich es schließlich tue und dann alles dunkel um mich herum wird.
„Höre auf meine Stimme, Leni. Ich will, dass du dir nun den letzten Urlaubsort vorstellst, an dem du warst. Schön die Augen geschlossen halten, sonst funktioniert das nicht. Denke an einen ganz bestimmten Moment, den du erlebt hast. Tu so, als wärst du noch einmal dort und als würdest du dir ansehen, wo du gerade Urlaub machst. Ja, weiter so, Leni, ich kann das Bild nun auch fast über die Seelenverbindung sehen. Komm schon, streng dich an, mein Schatz. Ah, du warst also in Bremen? Und dir gefällt die Böttchergasse? Weißt du, damals lief ich da schon mit Fabrice durch, kurz nachdem ich ihn kennengelernt und in einen Vampir verwandelt habe. Das sah damals auch schon so aus. Du kannst deine Augen jetzt wieder öffnen", verfolge ich Viktors Stimme.
Das war echt wie ein ganz kurzer Ausflug zu meinem letzten Reiseziel. Dort war ich zum Weihnachtsmarkt hingefahren und natürlich haben Klara und ich uns ein wenig die Beine vertreten. Diese schmale Gasse wäre uns beinahe nicht aufgefallen, sie ist aber was ganz besonderes in Bremen.
Auf einmal wird mein Kiefer verdächtig taub und ich schaue strafend in Viktors dunkelrote Augen.
„Bevor du dich beschweren willst: Du machst das toll, du hast nicht mal den Einstich bemerkt. Wie letztens beim Blut abnehmen", redet Viktor dazwischen.
Seinen Mund sehe ich nicht, weil er immerhin von dem Mundschutz verdeckt wird.
„Du hast mich einfach betäubt! Ohne zu fragen!", beschwere ich mich dann doch.
„Und ich würde es jederzeit wieder tun, weil es mich umbringt, wenn du Angst hast. Es interessiert mich nicht, was du davon hältst. Gesundheit und Sicherheit, Leni", sagt er nun streng.
Über das Band spüre ich aber auch, wie sehr der erste Teil des Satzes stimmt.
„Du wirst nun weiter entspannt und ruhig dort liegen. Ich werde nun das Loch in deinem Zahn behandeln und mit einer Keramik-Kunststoff Füllung füllen. Und übrigens: Wenn du es unbedingt selbst bezahlen willst, lass dir gesagt sein, dass das hier keine Kassenleistung ist. Inklusive der exklusiven Buchung des gesamten zahnmedizinischen Klinikbereichs in meinem Privatklinikum", haut Viktor dann raus, natürlich verstärkt im Befehlston vom Griff der Seelenverbindung.
Ich falle vor Empörung gleich vom Stuhl und sage ausnahmsweise mal nichts dazu. Ich habe aber auch gerade ganz andere Probleme als die Bezahlung und wenn ich schon mal fast fertig bin beim Zahnarzt, ziehe ich das jetzt durch. Viktors Augenpartie gibt ganz leichte Falten vom Lächeln, was ich nur erahnen kann.
Dann redet Viktor einige Male beruhigend auf mich ein, während er nun meinen Zahn behandelt. Er bohrt den faulen Bereich des Zahns weg, spült ordentlich gegen die Keime und bringt dann die teure Füllung in meinen Zahn. Dann wartet er mit so einem speziellen Gerät, bis die Füllung ausgehärtet ist und schleift die dann noch ab. Am Ende fühle ich staunend mit der Zunge darüber, weil es sich wie vorher anfühlt, nur eben noch taub.
Schmerzen habe ich keine und wegen der wirklich strengen Befehle von Viktor fühle ich mich verhältnismäßig entspannt. Er darf nur nicht weggehen, denn dann würde er die Kontrolle verlieren.
„Ich schaue noch nach deinem restlichen Zahnbefund, auf den ersten Blick sah der aber schon gut aus", informiert er mich und ich lasse mir ein letztes Mal in den Mund schauen.
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Verbunden mit einem Vampir
FantasyBis zu diesem Augenblick im Einkaufsladen nahm Leni an, Vampire seien nur Erfindungen des menschlichen Einfallsreichtums. An genau diesem Abend wurde sie dann eines Besseren belehrt. Was Leni noch nicht weiß: Der Mann, mit dem sie zusammenstößt, hei...