Kapitel 81: Verbunden mit einem Vampir

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„Leni, ich muss mit dir sprechen und das ist ein sehr wichtiges Thema", beginnt Viktor nach einem tiefen Atemzug.

Seine Tonlage lässt mir das Blut in den Adern gefrieren.

„In Ordnung", ermutige ich ihn.

„Du wirst das nicht ablehnen können und dürfen, ich warne dich nur vor", sagt Viktor dann mit fester Stimme.

Das erstaunt mich, weil es sonst sehr wenige Sachen gibt, die ich nicht ablehnen darf. Und das bezieht sich eher auf logische Dinge, die auch Freunde, Verlobte oder Ehemänner nicht erlauben würden, die kein Seelengefährte und Vampir sind. Vor ein Auto auf die Straße rennen, um ein dämliches Beispiel zu nennen.

„Nun spuck es schon aus", versuche ich es auf lockere Art und Weise.

Viktor nimmt mich nun fest in seine Arme, seine Hand streicht über meinen Hinterkopf und er drückt meine Wange fest an den weichen Stoff seines sommerlichen Shirts. Es riecht nach ihm und ich fühle mich direkt wohl, das Band der Seelenverbindung strahlt Ruhe und Geborgenheit aus.

Dann löst Viktor die Umarmung halb und sieht mich mit seinen Armen um meine Hüfte gelegt an. Ich muss leicht hochsehen, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Die hellgrünen Augen mit den gelben Sprenkeln sehen fast dunkel aus, weil das Licht im Gästezimmer schon sehr gedimmt ist. Ich nahm an, das hat er für andere Aktivitäten vorbereitet, aber wenn er so Ernst guckt, wird es das nicht sein.

„Ich rede nicht drum herum. Ich mache dich vorher zum Vampir", sagt Viktor dann ohne Umwege.

„Ja. Ok. Warte, bevor du in knapp einer Woche los willst?", verstehe ich es dann.

Er nickt zögerlich.

Darauf bin ich innerlich nicht vorbereitet!

„Ich hätte es gerne unter viel romantischerer und liebevoller Stimmung gemacht, als wie es gerade ist, das kannst du mir glauben. Aber ich kann nur ruhig in den Kampf ziehen, wenn ich weiß, dass du die Robustheit von uns Vampiren hast. Wir sind nicht unsterblich, werden aber weniger häufig krank und haben verbesserte Reflexe. Unsere Spezies ist stark und ich will meine Frau mit dieser Stärke wissen, wenn ich gehe", betont Viktor nun seine Beweggründe.

Ich kann jedes einzelne Wort davon nachvollziehen, was überwiegend die Anspannung in ihm löst. Er bekommt sogar ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Seine Arme nimmt er von meinen Hüften, legt seine Hände an meine Wangen und streichelt mit seinen Daumen dann sanft über meine Haut.

Darum also das ganze Essen, es wird kraftspendend wirken, vermute ich.

„Und wie geht das? Opfern wir ein Schaf und rufen dann den Gott der Unsterblichkeit an?", frage ich dann neugierig.

Viktor lacht sehr beherzt drauf los und er ist sehr dankbar für den kleinen Scherz am Rande. Dann nimmt er meine Hände in seine und sieht mir in meine Augen.

„Lass es uns doch romantisch und liebevoll machen. Das können wir uns nehmen, die Zeit haben wir. Darf ich dich auf einen Spaziergang einladen, meine liebe Frau Derfelden?", fragt er mit einem Lächeln.

Ich nicke und hake mich dann an seinem Arm ein, den er mir hinhält. So steuern wir langsam die Tür zur Terrasse an, die wegen der sommerlichen Temperaturen noch weit offen steht. Mit Fliegengitter natürlich, damit nachts keine Mücken hereinkommen und mich abstechen.

Dann fällt es mir auch auf – Scheiße!

„Und schon wieder hast du das Frau Derfelden nicht korrigiert. Ich werde gut darin", bekommt Viktor seine selbstgefällige Fassung wieder.

Ich rolle mit den Augen, gehe dann aber mit ihm auf einen Spaziergang nach draußen auf das Landgut, wo unser Weg uns Arm in Arm an den Blumenbeeten, den Gemüsebeeten, der Obstplantage und den Reihen der Weinreben vorbei führt. Zwischendurch hören wir plätscherndes Wasser und die eine oder andere Grille zirpt zu den Sonnenstrahlen des Abends.

Verbunden mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt