Kapitel 43: Der Schmerz als Folge

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Nie im Leben hätte ich gedacht, dass Viktor dazu in der Lage ist, mir solch enorme Schmerzen zuzufügen. Dabei sagt er immer, dass er mein Seelengefährte ist und dazu gar nicht in der Lage wäre.

Scheinbar gibt es Ausnahmen.

Schreiend kralle ich mich nun an Viktors edles Hemd fest, während Viktor mich ganz streng nicht nur körperlich im Griff hat, sondern auch geistig. Über das Band der Seelenverbindung hat er die Kontrolle und zwingt mich stillzuhalten, das ist aber auch der Weg, in dem er nun voller Gewalt meine inneren Mauern einreißt.

Es fühlt sich an, als würde er tief in meinem Kopf bohren und Stück für Stück mein Gehirn abtragen, nur dass es diese verfluchte Mauer ist. Der Schmerz flutet meinen kompletten Körper und ich nehme nichts mehr wahr, nur noch das. Nur noch, wie Viktor entfernt, was uns trennt, weil ich es selbst nicht kann.

Lange scheint es nicht zu dauern, denn er lässt dann von meinem Inneren ab und hinterlässt sowas wie eine innere, offene Wunde in meinem Kopf. Es ist, als tritt genau da Blut aus, wo die Mauer stand. Und ich nehme mir wirklich vor, nie wieder eine Mauer in meinem Geiste zu errichten!

Als ich endlich wieder klar komme, merke ich, wie Viktor mich zitternd fest an sich drückt und ihm Tränen über seine Wangen laufen.

„Es tut mir so leid, Leni. Ich wollte dir nicht wehtun, wirklich. Ich habe alles gespürt, ich habe jede Sekunde den Schmerz gespürt, den du empfinden musstest. Ich bin schuld daran, es tut mir so leid. Wirklich, es tut mir so leid!", raunt Viktor mir mit brüchiger Stimme zu.

Scheiße, so aufgelöst und fertig mit der Welt habe ich ihn noch nie erlebt.

„Wenn mir jemand einen Schaden zufügen will, braucht er nur dich. Dann gebe ich bereitwillig alles auf, nur damit du nicht leiden musst. Ich sage doch, dass das enorm gefährlich ist. Und wenn du so aufgelöst durch den Park spazierst, kann SO VIEL passieren. Es war pures Glück, dass Eckhardt dich gesehen hat. Leni, was muss ich tun, damit du zu mir kommst, wenn es dir nicht gut geht? Bitte, sag es mir. Ich komme um vor Sorge, wenn du lieber gehst, anstatt Hilfe bei mir zu suchen", fragt er starr vor Angst.

Es ist die Seelenverbindung, nicht nur mir setzt das zu, wenn Viktor nicht bei mir ist. Auch ihm verpasst es einen Schlag ins Gesicht. Ich verstehe nun so viel mehr, was es bedeutet, miteinander verbunden zu sein.

„Fabrice hat mir noch gesagt, was ich tun soll, aber ich habe das Handy einfach weggelegt. Es kam mir in dem Moment total richtig vor. Ich weiß nicht, wie ich sowas abstellen kann", kommt es aus mir heraus.

Viktor fährt mit seinen Fingern sanft durch mein Haar und entlang meines Rückens, was uns beide direkt beruhigt.

„Dann sorge ich dafür, dass du immer Fabrice oder Kilian bei dir hast, wenn ich gehe. Und wenn sie nicht da sind, warte ich. Das machen wir solange, bis du dir angewöhnst zu mir zu kommen, anstatt wegzulaufen", spricht er mir nun zu.

Ich nicke stumm und schmiege mich dann näher an Viktor, weil mein ganzes Dasein ihn gerade braucht. Ich spüre sogar, wie er sich um meine inneren Wunden der abgetragenen Mauern kümmert und diese auf geistiger Ebene pflegt. Er ist wirklich ein Arzt, mit allem Drum und Dran.

Scheinbar bin ich dann in seinen Armen eingeschlafen, denn eine Weile später, als es schon leicht dunkel draußen ist, weckt Viktor mich. Sein liebevoller Blick bedeutet direkt sowas wie zuhause und ich frage mich bereits, wie zum Teufel ich nur auf die Idee kommen kann, in einer Notsituation nicht zu ihm zu kommen.

Er ist immerhin ein verdammter Arzt!

„Genau so ist es", raunt Viktor mir selbstgefällig und mit einem Lächeln ins Ohr.

Verbunden mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt