„Bitte, Leni! Sprich mit mir!", fleht Klara am nächsten Vormittag mit ihrer Stimme, weil ich zusammengesackt und mit meinem Kopf vergraben in der Ecke meiner Zelle sitze.
Gestern am späten Nachmittag kam Lena Wiese nochmal wieder und hat mir freudig erzählt, dass sie dieses Video mit der Hilfe von Timon anonym verschlüsselt an die E-Mail Adressen von den sieben leitenden Ärzten des Derfelden Klinikums gesandt hat.
Viktor hat es gesehen.
Er hat gesehen, was sie mit mir gemacht hat.
Er hat gesehen, wie sie mich abgrundtief demütigt.
Und nicht nur er, das gesamte Führungspersonal aus der Klinik, in die ich nun nie wieder einen Fuß setzen werde, ganz unabhängig davon, ob ich aus diesem Loch rauskomme.
„Bitte, Leni, wir helfen uns doch gegenseitig!", fleht Klara unter Tränen.
Ich gucke hoch und sehe wahrscheinlich ganz schön beschissen aus. Dann gehe ich zum vorderen Bereich und gucke Klara entgegen. Ihr erschrockener Blick sagt alles.
Natürlich haben wir das angepinkelte Essen auch nicht gegessen.
„Ich habe so Hunger, Klara. Und alle haben es gesehen", gebärde ich niedergeschlagen.
Auf dem Laufenden halte ich Klara, aber nachdem ich ihr das mit gestern mit den E-Mails gesagt habe, haben wir nicht mehr großartig geredet. Wir beginnen gerade erst damit uns aufzubauen, da stiefelt Lena Wiese wieder zu uns.
Ich kann das nicht, ich weiche zurück und schaue erschrocken in ihre schadenfrohen Augen.
„Die E-Mails sind angekommen, habe ich gehört", berichtet sie kichernd.
„Woher willst du das wissen?", frage ich entsetzt.
„Unser Kontakt natürlich! Sie berichtet uns alles! Und die Vampire sind so ahnungslos!", lacht sie weiter drauf los.
Sekunde, sie?
„Der Kontakt ist eine Frau?", platzt es unbedacht aus mir heraus.
„Ja, klar, warum nicht? Dieser Eckhardt hat voll keinen Plan, es ist so witzig!", meint Lena amüsiert und geht dann davon.
Mir entweicht wirklich schlagartig alles aus mir.
Es ist Elsa.
Sie ist der Kontakt zu den Werwölfen. Und es wird sie nie einer verdächtigen, weil sie so lieb ist und seit Jahren die Frau von Eckhardt ist. Und die Mutter der 5 Adoptivkinder!
Das berichte ich hastig an Klara, was sie sogar vor Fassungslosigkeit die Hand vor den Mund nehmen lässt.
Mehr Zeit habe ich aber nicht, denn es sind wieder Schritte zu hören.
Ich bin richtig am Ende, dabei ist das hier gerade mal Tag 4 oder 5 von keine Ahnung wie vielen. Und jede Nacht zu hören, wie Klara sich in den Schlaf weint und dann immer verzweifelt vor sich hinmurmelt, ist verdammt schwer.
Mein Blick trifft dann den eines fast so breiten und muskulösen Mannes, der eine leichte Ähnlichkeit zu Damian hat. Aber er ist es nicht. Die schwarzen Haare, allerdings in einem Undercut und die schwarzen kunstvollen Tribal Tattoos sind fast dieselben. Nur hat er grüne Augen, statt graublaue wie Damian.
Der Mann schaut sich kurz um, dann hebt er seine Hände und sieht uns beide mit einem „Leise sein" Zeichen an.
„Ich bin Dorian. Bitte, habt keine Angst. Hier", sagt er ganz leise und holt aus seiner Tasche dann ein frisches belegtes Brötchen mit Salami für mich und überreicht dann auch Klara eins.
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Verbunden mit einem Vampir
FantasyBis zu diesem Augenblick im Einkaufsladen nahm Leni an, Vampire seien nur Erfindungen des menschlichen Einfallsreichtums. An genau diesem Abend wurde sie dann eines Besseren belehrt. Was Leni noch nicht weiß: Der Mann, mit dem sie zusammenstößt, hei...