Kapitel 9: Der Einkauf

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Am späten Morgen bemerke ich, dass ich meine Wange noch immer gegen Viktors Oberkörper drücke, als sein er mein Kopfkissen.

Heute ist er vor mir wach, sein Blick ruht bereits auf mir. Mit meinem Erwachen wechselt seine Augenfarbe auch wieder in dunkelrot.

Ich drehe mich sofort um und setze mich auf die Bettkante. Dann schaue ich ihn an, er liegt seitlich und stützt seinen Kopf auf seinem Arm.

Oben ohne, natürlich.

„Daran gewöhnen wir uns nicht!", werfe ich schnell ein und versuche zu verhindern, dass ich rot im Gesicht werde.

„Zu spät, mir gefällt es", sagt er selbstgefällig.

Ich gehe an meinen Schrank und hole frische Klamotten hervor, dann verschwinde ich im Bad. In aller Ruhe ziehe ich mich um und betrachte mich wieder einmal im Spiegel. Ich bin kurz davor, auch ein Parfüm aufzutragen, lasse es dann aber.

Je weniger Emotionen ich in diese Sache gebe, desto besser.

Schließlich gehe ich dann zurück ins Wohnzimmer und sehe Viktor in der Küche stehen. Auf seinem Handy tippt er fleißig herum, während er die Schränke öffnet.

„Was wird das, wenn's fertig ist?", will ich wissen.

Er trägt heute wieder ein weißes Hemd, darüber eine schwarze Anzugweste und eine graue Hose. Der obere Knopf seines Hemdes ist noch offen und ich kriege mein Blick so nicht von ihm abgewandt.

„Bewunderst du etwa deinen Seelengefährten?", haut Viktor nun raus und schaut seitlich über seine Schulter.

Noch sind seine Augen hellgrün, aber wenn ich die richtigen Dinge sage, werden sie sicher schnell wieder dunkelrot.

„Ich frage mich eher, warum du fürs Handwerk deine edlen Klamotten nimmst. Ich hätte ja tauglichere Sachen genommen", erwidere ich in einem spontanen Einfall.

Und siehe da, schon ändert sich seine Augenfarbe.

„In Ordnung", sagt er und kommt dann auf mich zu.

Er hält mir nun sein iPhone hin und ich sehe eine Liste, die verdächtig nach Lebensmitteln aussieht.

„Da fehlt Schokolade", betone ich frech.

„Du hast noch genug Süßigkeiten im Schrank. Ich werde deinen Ernährungsplan anpassen, du brauchst dich um nichts kümmern. Beim Kochen erwarte ich aber deine Hilfe und dein offenes Ohr, denn eine Umstellung beginnt da und da", erklärt er und tippt einmal knapp über meine Brust auf Höhe des Herzens und einmal auf meine Stirn.

Herz und Kopf also, sag bloß.

„Viktor, ich weiß auch ohne dich, dass Salat gesünder als Schokolade ist. Ich bekomme es aber einfach nicht hin, Selbstdisziplin an den Tag zu legen. Mach dir keine Mühe damit", sage ich dann mit Kloß im Hals.

Davon lässt er sich nicht aufhalten, er nimmt sein Handy aus meiner Hand und legt es auf den Tresen neben uns. Dann nimmt er meine Hand in seine beiden Hände und legt meine flache Hand dann auf den Bereich über meinem Herzen. Er legt seine beiden Hände dazu und setzt ein liebevolles Lächeln auf.

„Du hast kein Problem mit Selbstdisziplin. Du brauchst jemanden, der das mit dir zusammen macht und dir dabei hilft. Und sich damit auskennt, zufällig bin ich Mediziner. Ein Zentrum für ernährungswissenschaftliche Gesundheit ist Teil meines Klinikums, du bist also in besten Händen", betont er nun.

Ich sehe in diese gelben Sprenkel seiner hellgrünen Augen. Es steckt so viel Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft in diesem Satz. Viktors Hände ruhen noch immer auf meiner und aus Reflex lege ich meine zweite Hand einfach mit darauf.

Verbunden mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt