Kapitel 25: Vor dem Wochenende

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Ich schaue mit erhobener Augenbraue zur Seite und an einer roten Ampel mustert Viktor mich nun mit seinen dunkelroten Augen.

„Werwölfe?", hake ich total dumm nach.

„Werwölfe", wiederholt Viktor, um dem Wort das Mystische zu nehmen.

Es funktioniert nicht.

Wäre es nicht ein Vampir, der mir das gesagt hätte, hätte ich laut losgelacht.

„Und die wollen mich fressen?", frage ich nun ängstlich.

„Ja, das wollen sie. Sie wollen dich entführen, ihrem Alpha hinwerfen und der wird dich dann bei lebendigem Leibe häuten. Wenn es noch schlechter läuft, nimmt er dich und markiert dich als sein Eigentum, bevor ich dich zum Vampir machen konnte", erklärt Viktor mit normalem Tonfall.

Ich kann kaum glauben, was er da sagt.

„Viktor, spinnst du? Du machst deiner Seelengefährtin Angst!", wendet Fabrice alarmiert ein.

Viktor hingegen strahlt nun eine drohende Stimmung aus und knurrt Fabrice in einer offensichtlichen Warnung an. Der verstummt direkt, guckt aber nicht weniger besorgt.

„Sprich mir nicht rein, wie ich versuche, meine Seelengefährtin zu beschützen! Ich kann Leni nämlich nicht einfach einen Befehl aufzwingen, den sie umsetzen muss!", sagt Viktor harsch.

Applaus, es ist bei dem Herrn Doktor angekommen. Das macht die Lage aber nicht weniger furchteinflößend.

Es ist aber genau das, was Viktor beabsichtigt. Ich habe nämlich das Bedürfnis, zu ihm zu gehen, meine Arme um ihn zu wickeln und mich starr vor Angst durchgehend an ihn zu klammern. Und wie sehr es Viktor gefällt, ist nicht zu übersehen.

„Fahr rechts ran, ich fahre weiter!", betont Kilian nun.

Sein Tonfall ist auch sehr besonders, aber Viktor tut zu meinem Erstaunen genau, was Kilian ihm aufträgt. Keine Sekunde später öffnet sich meine Beifahrertür und Viktor zieht mich mit dunkelroten Augen aus dem Wagen. So tauschen Fabrice und ich nun den Platz, auf der Rückbank umarmt Viktor mich dann ganz fest.

Kilian fährt nun los und Fabrice sagt auch kein Wort.

„Viktor, wir müssen uns doch anschnallen!", kommt es erschrocken aus mir heraus, weil Viktor das nicht tut.

Stattdessen schlingt er mehr seine Arme um mich und drückt mich an sich. Er zieht meinen Geruch tief in die Nase, wodurch seine Augen wieder ihre hellgrüne Farbe bekommen.

„Woher wissen diese Werwölfe überhaupt, dass es mich gibt?", frage ich dann mit belegter Stimme nach.

Ist jetzt nicht so, als hätte ich mich da beim Kaffeekranz vorgestellt. Jetzt ist es mal nicht Viktor, der das Wort erhebt, es ist Fabrice.

„Der große und stets an die Arbeit denkende Prof. Dr. Viktor Derfelden hat neuerdings nur noch Augen für eine private Angelegenheit, was sich wie ein Lauffeuer herumspricht. Die ganze Vampirwelt weiß, dass Viktor seine Arbeit liegen lässt und seine Seelengefährtin getroffen hat. Und Werwölfe sind zwar räudige Hunde, aber nicht dumm", erklärt Fabrice nun in aller Ruhe.

Einen Moment lang denke ich darüber nach, es ist wirklich verrückt.

„Ich will das doch gar nicht", murmle ich in Viktors Umarmung und drücke mich weiter an seinen oberen Brustbereich.

„Dann überlasse das uns, Leni. Dann musst du auch nichts tun", raunt Viktor mir beruhigend zu.

Fast bin ich gewillt das Angebot anzunehmen, ich kann mir aber wirklich nicht vorstellen, mich den Rest des Lebens in diesem Penthouse zu verschanzen. Oder wer weiß wo noch, wenn es ernst wird.

Verbunden mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt