Kapitel 105: Die Rückreise

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Der verführerisch leckere Duft einer gebratenen Reispfanne mit Hühnchen und Gemüse erfüllt den Raum. Leider ist mein Körper aber ab unter meiner Brust fest an der Liege fixiert, sodass ich mich so nicht aufrichten kann.

Fabrice stellt das Tablett mit Schüssel und Tellern kurz an die Seite, dann kommt er zu mir. Mit geübten Griffen lockert er die oberen Gurte und stellt die Liege dann ein Stück in die Höhe.

„Leider hast du nur noch 30 Minuten zum Essen", meint Fabrice und baut dann einen kleinen Stand vor mir auf, wo er den Teller bereitstellt.

Gerade, als Fabrice mir Wasser einschenken will, stürmt Kilian in das Zelt.

„Weg da, Leni braucht was Besseres!", sagt er und Fabrice erschreckt sich sogar fast.

Dann nimmt Kilian das Glas, was eigentlich für Wasser gedacht ist und schenkt mir Cola ein. Dafür bekommt er von Fabrice einen echt bösen Blick, letztendlich sagt er aber nichts, weil ich mich so darüber freue.

„Weißt du, Leni mag dich auch so schon. Du musst sie nicht bestechen", meint Viktor belustigt.

„Sei ruhig", erwidert Kilian schulterzuckend und hält dann eine zuckerfreie Fanta in die Höhe.

„Ich hab deinen Papa gefragt. Er meint, die trinkst du am liebsten und eigentlich sollst du das nicht trinken. Also hier, gönn dir", sagt Kilian und drückt Julia die Flasche gegen die Brust.

Ich frag jetzt nicht, warum Kilian sowas dabei hat oder wo er das spontan her hat.

Nein sagen kann sie nicht, weil Kilian einfach loslässt und dann den Raum verlässt.

Zaghaft und ohne dass jemand sie dabei beachtet, trinkt sie nun ihre Fanta. Ich für meinen Teil will mir das Essen gierig in den Mund Schaufeln, aber Fabrice sitzt knallhart neben mir und bremst mich aus.

„Schön langsam, sonst wird dir schlecht", prognostiziert Fabrice mit warnendem Blick.

Ist hier neuerdings jeder ein Hobby Arzt?

Aber da Fabrice mir beim nächsten Fauxpas den Löffel wegnehmen und mich füttern wird, höre ich lieber auf das, was er sagt. Also nehme ich mir diese halbe Stunde. In der Zwischenzeit versucht Viktor Julia auch zu einer kleinen Portion zu überreden, aber er hat keine Chance. Die lehnt das konsequent ab, auch, als Viktor mit einer Spritze droht, damit Julia ihre Nährstoffe bekommt.

Kilian reicht ihm dann unauffällig die besagte Spritze, Julia sagt aber nichts und lässt sich die Injektion verabreichen. Das Mädel hat dann wohl keine Probleme mit Nadeln, ich beneide sie.

Schließlich ist die halbe Stunde vorbei und im Hintergrund hört man, wie die Leute beginnen das große Zelt abzubauen und Sachen einzupacken. Ich sehe Fabrice und Kilian nun auch die Sachen aus diesem Raum in dem Wanderrucksack für Survival verstauen. Fabrice packt unter Viktors Anweisung dann auch Stück für Stück die medizinischen Sachen ein und nimmt mir die Blutdruckmanschette ab. Die Infusion löst er ebenfalls vorsichtig und steckt die Kappe drauf, was er scheinbar auch als Laie hinbekommt.

Fabrice und Kilian haben schon viel assistiert. Die können genauso Spritzen verabreichen und eine Dosis nach Anweisung abstimmen, wie frische Assistenzärzte", erklärt Viktor im Geiste.

Mich erstaunt zunehmend, was diese alten Vampire so alles können. Und bei mir hapert es schon bei Französisch, was Émile und Fabrice ständig miteinander sprechen.

Fabrice senkt die Rückenlehne nun wieder ab und beginnt die Gurte zu befestigen. Dieses Mal folgen noch zwei weitere Gurte, die auch über meine Schultern zur Brustmitte gehen, als könne mein Oberkörper noch runterfallen. Wenn ich aber so den Weg zurück bedenke, der schon viele Höhen und Tiefen bereithält, ist das hier doch sehr sinnvoll.

Verbunden mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt