Kapitel 14: Die Erklärung für den Kuss

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„Nach Hause geht es da lang", korrigiere ich die Fahrtrichtung von Viktor, als er falsch abbiegt.

„Das ist mein Auto und ich bin der Fahrer", kommentiert er ungefragt.

„Und ich komme aus der Gegend, du nicht", setze ich nach.

„Mein Ziel ist aber nicht unser Zuhause", erwidert Viktor dann schmunzelnd.

Kurz überlege ich, ob ich betonen soll, dass das mein Zuhause ist und nicht unsers. Ich lasse es dann aber, es ist unerheblich.

Er verliert auch kein weiteres Wort darüber, stattdessen halten wir in einem großen Einkaufscenter in Langenhagen. Auch hier kenne ich mich aus, früher ging ich hier auf die IGS und das Zentrum war Anlaufstelle Nummer Eins in den Pausen.

„Ich gehe kurz zum Rewe, du wartest bitte hier. Unsere Seelenverbindung müsste eine kurze Trennung mittlerweile verkraften, ich will das ausprobieren. Hier in meinem Auto bist du sicher", sagt er und wartet auf meine Zustimmung.

Ich nicke zaghaft, weil mir doch allen Ernstes mulmig bei dem Gedanken wird. Aber ich reiße mich zusammen, immerhin bin ich eine erwachsene Frau.

Viktor greift dann sein Portemonnaie, steigt dann schließlich aus und schon ist er weg.

Ungefähr eine Minute lang verharre ich so und weiß nicht, was ich tun soll. Dann setzt die erste Unruhe in mir ein, ich merke aber auch eine deutliche Veränderung. Ich fühle mich zwar so, als müsse Viktor dringend wiederkommen, aber der Schmerz in meinem Brustbereich setzt nicht ein.

Stattdessen aber Angst zu spüren ist auch nicht besser. Meine Brust schnürt sich zusammen und ich beginne nervös mit dem Saum meines Pullis zu spielen.

Ganze 20 Minuten ist Viktor nun verschwunden und ich bin kurz davor einen richtigen Panikanfall zu bekommen.

Dann klingelt mein Handy, fast hätte ich es vor Schreck weggeworfen. Ich sehe dann Viktors Namen auf dem Display und gehe sofort ran.

„Wo bleibst du?", frage ich direkt.

„Warum rufst du nicht an, wenn es dir schlecht geht?", will er wissen.

„Wo bleibst du?", frage ich erneut.

Dann geht die Beifahrertür auf und fast hätte ich laut aufgeschrien, sehe dann aber, dass es Viktor ist und niemand, der mich umlegen will.

Keine Sekunde später umarmt er mich und ich kralle mich an ihm fest.

„Leni, das geht so nicht. Ich habe es direkt über das Band gespürt und nach meinem Einkauf drinnen gewartet, bis du endlich anrufst. Aber du hast nichts gemacht. So kann ich dich nicht ruhigen Gewissens aus den Augen lassen", sagt er besorgt, während er beruhigend meinen Rücken streichelt.

Ich schätze, damit hat er wohl Recht. Mir fällt nichts dazu ein, mehr sagt Viktor aber auch nicht dazu.

Eine kurze Weile beruhigt er mich und ich genieße seine Finger auf meinem Rücken. Mit einem Mal ist es, als sei nichts gewesen.

Es ist skurril.

„Ich habe nun, was wir brauchen. Und ich will, dass du dir die Augen verbinden lässt. Ich habe eine Überraschung und du darfst nicht sehen, wo es hingeht", meint Viktor nun und löst sich ganz leicht von mir.

Vor meinen Augen hält er nun eine schwarze Augenbinde in die Höhe, weshalb ich ihn entgeistert anschaue.

„Oder hat Frau Derfelden zu große Angst davor?", stichelt er provokant drauf los.

„Frau Schilling hat absolut kein Problem damit!", posaune ich heraus.

Nun, es ist genau das, was er beabsichtigt und er kriegt seinen Willen auch noch. Mit nur einem einzigen Satz.

Verbunden mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt