𝐂𝐡𝐚𝐧ᝰ

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Chan;


„Verdammte scheiße, du bist schwer geworden.."


Ich erkannte ein müdes Grinsen auf Minhos Gesicht als ich ihn in sein Bett gehievt hatte. Vielleicht hatte ich mich ein wenig falsch ausgedrückt. Schwer war er nicht. Die Situation war schwer für mich. Die Autofahrt war schon schwierig gewesen weil ich mich kaum noch konzentrieren konnte. Die Müdigkeit konnte ich jetzt wirklich nicht mehr weg schieben und sie ummantelte mich. Das war ätzend denn eigentlich wollte ich mich um Minho kümmern aber wie sollte ich mich um jemanden kümmern, wenn ich so müde war? Dieses Mal hatte ich es wirklich übertrieben aber das war es mir wert gewesen. Ich musste Minho ja auch selbst behandeln anstatt es einen anderen Arzt machen zu lassen. Ich war so starrsinnig und riss diese Aufgabe an mich obwohl ich auch einfach nur hätte abwarten können. Aber nein, wie immer musste ich es an mich reißen weil ich wusste es perfektionieren zu können.


Auch wenn ich sehr viel arbeitete, war ich öfters im Fitnessstudio oder ging vor meiner Schicht joggen um meinen Kopf frei zu kriegen. Manchmal brauchte man einen Ausgleich und eine Ablenkung. Man hatte nicht immer Erfolg im Krankenhaus. Manche Sachen frustrierten einen und ich hatte zum Glück einen Weg gefunden, wie ich meinen Stress von den Schultern fallen lassen konnte. Ok, ich war zwar nicht alleine darauf gekommen. Ein guter Freund, Changbin, hatte mich auf die Idee gebracht und mit geschleppt. Seit dem hatte ich den Spaß am Trainieren wieder gefunden. Damals im Studium hatte ich es auch schon getan und irgendwann aus den Augen verloren zur Endphase, da das Lernen zu viel Zeit in Anspruch nahm. Ich fand auch nicht immer die Zeit dafür aber was ich damit sagen wollte, ich hatte Kraft. Genug Kraft sogar doch im Moment war die Puste einfach raus.


„Seit wann hast du angefangen zu fluchen?", „Zeiten ändern sich. Wo hast du dein Schlafzeug? Ich helfe dir beim Umziehen.", „Ich kann das auch alleine, Chan."


Ich summte dies nur bestätigend weil ich ihm kein Wort glaubte. Er hatte es nicht mal geschafft aus dem Auto auszusteigen und das war auch völlig normal. Eigentlich war es verrückt was ich hier mit ihm tat. Aber so lange er fürs erste im Bett blieb und sich schonte, war das schon okay. Da mir das mit dem Rollstuhl zu blöd war, hatte ich ihn das letzte Stück einfach getragen und den Rollstuhl vor seiner Wohnungstür stehen gelassen. Zu nächst wusste ich nicht ob es okay für ihn war. Wir waren nicht mehr zusammen und genau aus diesem Grund machte man solche Sachen auch nicht. Doch das hier war ein Sonderfall und Sonderfälle bedeuteten Sonderregelungen.


Ich suchte ihm also einfach etwas raus nachdem er mir sagte, wo genau. Alles in dieser Wohnung schrie nach Minho. Es war elegant und jedes einzelne Dekostück passte zur Einrichtung. Minho hatte schon immer ein Auge fürs Detail gehabt. Das faszinierte mich auch so sehr an ihm. Er steckte voller Leidenschaften und diese waren sehr anziehend.


Als ich mich zu ihm um drehte musste ich anfangen zu lächeln. Minho war so ein Sturkopf und wollte mir natürlich beweisen, dass er es alleine konnte. Er nahm nur ungern Hilfe an und ich wusste, er konnte es auch alleine schaffen. Doch wieso sich das Leben so schwer machen wenn ich ihm auch einfach helfen konnte? Er musste seine letzten Kräfte nicht dafür vergeuden sich auszuziehen. Auch wenn es im ersten Moment etwas eigenartig anfühlte, war es kein Thema. Dafür musste er mir seine Selbstständigkeit nicht beweisen. Ich wusste, er war auf niemanden angewiesen. Das hier war ein Sonderfall, da war es okay Hilfe anzunehmen.


„Du musst nicht immer mit dem Kopf durch die Wand, Lino."


Ich half ihm dabei sich von seinem Oberteil zu befreien. Minho wollte es sich nicht anmerken lassen aber ich sah wie erschöpft er dadurch schon war und seine Kraft ihn verließ. Kein Wunder, nachdem was er für Betäubungsmittel im Blut gehabt hatte. Dann noch das Magen aus pumpen. Alles zusammen war zu viel für den Körper.


„Und du musst dich nicht für mich aufopfern."


Ich zog ihm ein langes Shirt über den Kopf weil ich gerade nichts anderes gefunden hatte. Ich wollte seine Klamotten auch nicht durchwühlen, wollte seine Privatsphäre nicht übertreten. Wobei ich das schon längst im Krankenhaus getan hatte. Da war es allerdings mein Job. Jetzt schlüpfte ich schon wieder in eine ganz andere Rolle. Welche das allerdings war, konnte ich noch nicht genau sagen.


„Das tue ich gerne. Soll ich auf der Couch schlafen?", fragte ich ihn denn auch hier wollte ich keine Grenze überschreiten. Er war nicht mehr mein fester Freund und jetzt hatte ich die Möglichkeit wo anders zu schlafen. Minho schüttelte mit dem Kopf und so ließ ich mich nieder als er sich die Decke über seinen Körper zog, nachdem ich ihm aus seiner Hose befreit hatte.


Kurz beobachtete ich sein hübsches Gesicht und konnte meine Neugier doch nicht bei mir behalten. Vorhin hatte ich es einfach angenommen als er meinte wieder her gezogen zu sein. Aber wieso und weshalb. Das hatte ich nicht nachgefragt. Auch wenn meine Augen verdammt schwer waren, wollte ich diese eine Sache noch wissen.


„Wieso bist du zurück gekehrt? Hast du jetzt feste Jobangebote hier? Oder wirst du wieder zurück nach Amerika gehen?" 


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𝐝𝐨𝐮𝐛𝐥𝐞 𝐤𝐧𝐨𝐭⦚𝙲𝚑𝚊𝚗𝚖𝚒𝚗𝚜𝚞𝚗𝚐✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt