Kapitel 411

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Ich strich mein Kleid nochmal glatt und sah zu meiner Familie. Alle lächelten uns an, Wincent hielt meine Hand und dann wendete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Pastorin. „Wollen sie, Wincent Weiß, die hier anwesende Isabell Mönk zu ihrer Frau nehmen und sie lieben und ehren in guten wie in schlechten Zeiten, so antworten sie mit ‚ja mit Gottes Hilfe'.", sprach sie. Wincent atmete tief durch und sah mich aus seinen braunen Augen an. „Nein.", kam es dann leise über seine Lippen. „Bitte?", fragte die Pastorin nach. „Nein, ich will sie nicht heiraten, ich liebe sie nicht, ich habe sie nie geliebt.", sagte Wincent und ging durch die Reihen aus der Kirche hinaus. Meine Tränen rannen über meine Wangen und Hannah schloss mich in ihre Arme. „Ich habe es schon immer gewusst.", vernahm ich dann die Stimme meines Vaters. „Aber die holde Tochter wollte ja nicht hören.", fügte Gesa hinzu. Ich wollte schreien, doch ich konnte nicht. Ich blieb stumm und sank auf dem Boden zusammen, dann war alles schwarz. Ich öffnete die Augen, atmete schnell, doch es war immer noch alles schwarz. Ein Bellen neben mir ließ mich aufschrecken. Es war alles schwarz und ich schaltete das Licht ein. Ich saß alleine in unserem Bett, Goldi starrte mich an. Ich war in unserer Wohnung, ich hatte nur geträumt. Ich hatte geträumt, dass mein Vater Recht hatte, ich hatte geträumt, dass Wincent mich vor dem Altar stehen lässt, dass er mich nicht liebt. Ein tiefes Schluchzen durchdrang meine Kehle und Goldi sprang neben mich aufs Bett. „Du darfst das doch nicht.", murmelte ich und schluchzte in sein Fell. Ich griff nach meinem Handy und hätte am liebsten Wincent angerufen, doch es war gerade mal halb fünf, er schlief garantiert tief und fest. Ich kuschelte mich an Goldi und versuchte mich wieder zu beruhigen. Ich wusste, dass Wincent mich über alles liebt, aber trotzdem verunsicherten mich die Aussagen meines Vaters.

Gegen sechs Uhr morgens schlief ich nochmal ein, aber das hielt auch nicht lange, denn da klingelte schon mein Wecker. Ich quälte mich aus dem Bett und erschrak mich vor meinem eigenen Spiegelbild, ich sah einfach nur scheiße aus. Fertig, verheult und überhaupt nicht arbeitsfähig, doch ich musste. Ich schmiss mir erstmal eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht und ging dann eine Runde mit Goldi in den Wald. Alle Gedanken der Nacht kamen wieder hoch und ich begann schon wieder zu heulen. Ich griff nach meinem Handy und wählte eine Nummer, die nicht Wincent gehörte. „Hey Maus.", ging Hannah ans Telefon. „Hey.", schniefte ich. „Was ist los?", fragte sie. „Bisschen schwierig momentan mit meinem Vater, kann ich heute vorbei kommen?", fiel ich mit der Tür ins Haus. „Klar, wann denn?", hakte sie nach. „Naja, ich arbeite gerade bei Johannes auf den Konzerten, so gegen ein Uhr Nachts?", lachte ich dann leicht. „Gut, ich stell den Wein kalt.", lachte sie und wir verabschiedeten uns. Ich fing mich auf dem Rückweg irgendwie wieder und stellte mich zu Hause unter die Dusche. Essen bekam ich nicht runter, aber mit ein bisschen MakeUp und einem von Wincents Säften würde man mir vielleicht gar nicht anmerken, wie schlecht es mir geht. Pünktlich verließ ich mit Goldi die Wohnung und warf meinen Rucksack und meine Tasche für die Nacht bei Hannah ins Auto. Auf der Fahrt lenkte ich mich ganz gut mit Musik ab und war froh, als ich da war. Ich sah nochmal in den Spiegel und ich sah immer noch ganz schön fertig aus. Also griff ich nach meiner Sonnenbrille und setzte mir diese auf die Nase. Ein Hoch auf Verspiegelungen, dachte ich mir und lächelte sogar leicht. Mit Goldi an der Leine lief ich zum Gelände und nahm noch schnell eine Sprachnachricht für Wincent auf. „Guten Morgen mein Schatz, ich hab voll vergessen mich zu melden. Ich bin jetzt mit Goldi schon wieder am Gelände. Habt einen schönen Tag, ich liebe dich. Wir telefonieren die Tage.", sagte ich und zeigte in dem Moment den Tourpass vor und betrat das Gelände. „Morgen Isa.", riefen mir alle zu. Bitte labert mich jetzt nicht voll. Ich stellte meine Sachen ab und suchte nach meinen Listen, die ich gestern hier deponiert hatte. „Guten Morgen Sonnenschein, du hast heute einen Tag mit dem Chef gewonnen.", stand Johannes dann hinter mir und wank mit meinen Listen. „Und wer macht das?", fragte ich und nahm ihm meine feinsäuberlich sortierte Mappe weg. „Gibt so ein zwei Sachen, die du jetzt noch schnell erledigen musst und dann fahren wir zwei zur Radiopromo.", grinste er mich durch seine Maske an. „Womit hab ich das denn verdient?", brummte ich leicht sarkastisch und schrieb mir eine To-Do Liste. „Damit, dass du die einzige bist, die nicht für die Technik hier ist.", sagte er. „Okay. Ich bin pünktlich zur Abfahrt da, was ist mit Goldi?", fragte ich. „Den nehmen wir mit, dachte ich.", nicke er. „Gut.", lächelte ich schnell und machte mich dann an meine Aufgaben. Ich bekam alles ziemlich schnell erledigt und ging dann mit Johannes zu meinem Auto, das war mit Goldi das Einfachste. Ich suchte aus den Unterlagen schnell die erste Adresse raus und fuhr dann los. „Gestern gut nach Hause gekommen?", begann Johannes dann das Gespräch. „Ja, alles super, auch wenn Wincent nicht so begeistert war.", erwiderte ich. „Der macht sich nur Sorgen.", verteidigte Johannes ihn sofort. „Ich weiß, aber ich bin alt genug. Um euch direkt zu beruhigen, ich schlaf heute Abend bei ner Freundin hier in Hamburg.", sagte ich und war vielleicht leicht gereizt, denn Johannes gab nur noch ein zustimmendes Geräusch von sich, bevor wir uns anschweigen. Beim Sender angekommen parkte ich und wir gingen gemeinsam rein. „Auch wenn du ein Sonnenschein bist, hier drinnen brauchst du keine Sonnenbrille.", stupste Johannes mich dann an. Augenverdrehend steckte ich mir meine Sonnenbrille in die Haare und sah in einmal mahnend an. Sein Blick änderte sich, aber er sagte nichts mehr, sondern konzentrierte sich auf seinen Job.

Pläne oder Träume // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt