Kapitel 539

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„Jetzt muss ich mich richtig beeilen.", sagte Wincent im Vorbeilaufen zu uns, nachdem die Aufzeichnung beendet war. Anna und ich gingen ihm also auch nur schnell hinterher und mussten doch ein bisschen lachen. „Eigentlich echt dämlich.", schmunzelte auch Wincent, filmte aber trotzdem noch eine Story. In der Garderobe angekommen versuchte er sofort alles in den Gang zu bringen und postete noch eine Story. Anna und ich setzten uns etwas Abseits, als mir Wincents Essen neben unserem auffiel. Ich stand also nochmal auf und reichte ihm dieses rüber. Wir schwiegen einfach und hörten Wincent zu, während wir ebenfalls ein bisschen was aßen. „Ich wollte eigentlich noch aufs Klo.", stellte Wincent fest. „Kann ich das... ne mitnehmen kann ich das nicht.", philosophierte er und Anna und ich mussten direkt losprusten. „Das ist nicht lustig, ihr konntet ja zwischendurch gehen.", stellte Wincent fest. Wir schüttelten nur den Kopf und Wincent war auch schon wieder in seinem Element. Nachdem Anna ihm dann mit dem beenden des Streams geholfen hatte, sahen wir uns gemeinsam das Video das erste Mal live an, beziehungsweise Wincent verschwand zwischendurch auf dem Klo. Danach verbrachte er seine Zeit dann mit Essen und Kommentare beantworten. „Ich geh mir noch was zu trinken holen, wollt ihr auch was?", fragte Anna irgendwann. „Ich brauch nichts, danke.", lächelte ich und auch Wincent lehnte ab. Nachdem Anna raus war, wollte Wincent mich sofort auf seinen Schoß ziehen, aber ich wollte erstmal reden. „Was war das mit Yvonne?", fragte ich. Wincent sah mich einfach kurz an und tippte dann wieder auf seinem iPad. „Wincent! Kann es sein, dass ich wegen Yvonne mit sollte?", hakte ich nach. Wincent zuckte mit den Schultern. „Rede mit mir.", murmelte ich und ließ mich gegen die Wand sinken. „Ja. Ich wollte, dass du mitkommst, weil Yvonne da war. In letzter Zeit hat man wenig von uns gehört und ich wollte, dass sie sieht wie glücklich wir sind. Eigentlich sollte mir egal sein, was sie denkt, aber ich... ach keine Ahnung.", gab er zu. „Und warum sagst du mir das nicht einfach?", fragte ich. „Weil Anna daneben stand und weil ich mir vorkomme wie drei.", flüsterte er. „Trotzdem wollten wir reden.", versuchte ich es noch mal. „Ich weiß, aber bitte nicht hier und jetzt.", erwiderte Wincent und stand auf, um mich in den Arm zu nehmen. „Ist okay.", sagte ich leise und gab ihm noch einen Kuss. Wenig später kam Anna dann auch schon wieder und es ging weiter in unserem Ablauf. Genau so lief es auch noch in den nächsten Tagen, wir waren die meiste Zeit bei den Aufzeichnungen und ich hatte auch wieder einige Uni-Veranstaltungen, sodass Wincent und mir definitiv nicht langweilig wurde.

„Boah bin ich froh, wenn wir zu Hause sind.", stöhnte Wincent, als wir uns nach dem letzten langen Tag uns Auto setzten. „Naja... du fährst übermorgen wieder.", meinte ich leise. „Sag das nicht.", brummte er. „Wincent, wir müssen dem jetzt einfach mal ins Auge sehen. Du wirst die nächsten Wochen nur im Studio sein und ich bin hier, das ist so. Und außerdem sehen wir uns ja zwischendurch immer mal wieder.", sagte ich und griff nach seiner Hand. „Ja, ein oder zwei Tage für irgendwelche scheiß Termine.", brummte er wieder. „Schatz, jetzt hör doch auf so mies drauf zu sein. Das ist unser Job, ich schreib meine Prüfungen in der Zeit, selbst wenn du hier wärst, würde ich meine Bücher mehr beachten, als dich.", versuchte ich es nochmal. „Das glaub ich nicht.", huschte Wincent ein leichtes Grinsen übers Gesicht. „Du Spinner, jetzt genießen wir erstmal den Tag morgen, okay?", lachte ich und Wincent stimmte mir zu. Die restliche Fahrt war entspannt, wir hörten Musik und ich war froh, als die Heimat in greifbarer Nähe war. „Willst du gleich mitkommen, wenn ich mit Goldi gehe?", fragte Wincent mich, als er in unsere Straße einbog. „Ehrlich gesagt nicht, mein Fuß schmerzt ein wenig.", erklärte ich. „Dann ist es wirklich besser, wenn du dich ausruhst.", flüsterte Wincent. Er parkte, stellte den Motor ab und brachte dann erstmal unsere Sachen rein. Während Wincent mit Goldi eine lange Runde drehen wollte, räumte ich unsere Taschen aus und stellte eine Maschine Wäsche an.

„Bin wieder da!", rief Wincent knapp eine Stunde später und Goldi wuselte schon um meine Beine. „Wie seht ihr denn aus?", schmunzelte ich und gab Wincent einen Kuss. „Es hat angefangen zu schneien.", erklärte er. „Na Mensch, dann geh dich mal lieber nochmal abduschen, du bist ganz nass.", sagte ich und holte ein Handtuch, um auch Goldi abzutrocknen. „Mach ich. Möchtest du noch was essen?", fragte Wincent mich. „Nicht, wenn ich nicht muss.", sagte ich ruhig. „Gut, dann mach ich mir danach nur nen Joghurt.", nickte er und verschwand im Bad. Ich war so froh, dass Wincent und ich einen solchen Umgang mit dem Thema Essen gefunden hatten. Wincent fragte mich immer wieder danach, aber er behandelte mich was das Thema anging erwachsen. Ich hatte wiederum in der Therapie gelernt gesund mit dem Thema umzugehen. Mich nicht zum Essen zu zwingen, aber auch nicht ohne Grund zu Hungern. Außerdem aß ich bewusst Lebensmittel, die zwar gesund waren, aber meinem Körper auch in kleinen Mengen ausreichend Energie liefern konnten. Trotz all dieser Entwicklungen war ich mir bewusst, dass ich all das noch nicht überwunden hatte. Einmal die Woche sah ich meine Therapeutin, momentan eher online, aber wir sprachen immer wieder über alles und das stärkte mich nachhaltig.

Pläne oder Träume // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt