Kapitel 519

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Sicht Isa

Ich versuchte meine schlechte Laune in den nächsten zwei Tagen echt im Griff zu haben, auch wenn es mich viel Mühe kostete. Wincent hatte ja Recht, dass es nichts brachte, aber trotzdem war ich einfach nur frustriert. Wir waren einfach viel zu Hause, besuchten aber auch Wincents Mutter. Ich nutzte die Zeit wirklich um meinen Fuß zu schonen und konnte somit zumindest in der Wohnung wirklich ohne Krücken laufen. Wincent versuchte das Thema zu meiden, weil ich doch noch ziemlich genervt war. Ich konnte immer noch nicht wie ich wollte und genau damit konnte ich leider so gar nicht umgehen. „Isa, wir müssen ins zwanzig Minuten los.", rief Wincent dann. Heute wollten wir mit dem Zug nach München zurück, da die Flugverbindungen einfach alle unpassend waren. „Ich bin ja gleich so weit.", murmelte ich und packte meine Sachen im Bad weiter zusammen. Ich kenn die Zeiten selber, warum muss er mich denn jetzt noch nerven. „Hey, hör auf genervt zu sein.", flüsterte Wincent auf einmal in mein Ohr und schlang seine Arme um mich. „Lass mich. Ich weiß, dass wir los müssen und du könntest die Zeit nutzen, um mit dem Hund zu gehen.", verdrehte ich die Augen und versuchte mich zu lösen. „Isa, hör auf. Ich hab nichts getan.", meinte Wincent ruhig, lockerte aber trotzdem seinen Griff. „Ich weiß, lass mich bitte einfach ein bisschen in Ruhe.", erwiderte ich leise. Wincent sah mich noch kurz an, bevor er aus dem Bad ging. Ich wusste, dass er mit solchen Situationen nicht umgehen konnte, aber ich kannte mich und hätten wir dieses Gespräch weiter geführt, wäre es nur eskaliert. Ich packte meine Sachen zu Ende und setzte mich dann mit meinen Kopfhörern auf dem Boden. Ich konnte nicht meditieren oder so, aber ich schaffte es mit Musik immer wieder mich auf das Wesentliche zu besinnen. Ich nahm mir einfach zehn Minuten für mich und brachte mich wieder ein bisschen runter.

Wincent war auch schon wieder da und es war Zeit, dass wir losgingen. Der S-Bahnhof war nicht weit weg und so hatten wir uns entschieden einfach zu laufen. Ich schulterte meinen Rucksack, der doch wieder ganz schön schwer geworden war und zog mir dann noch Handschuhe an. „Hast du alles?", fragte Wincent vorsichtig. „Ja.", meinte ich leise und ging aus der Tür. Es war schon dunkel, da wir über Nacht fahren werden und dementsprechend müde war ich. Zuerst fuhren wir mit der S-Bahn nach Hamburg, wo wir dann in einen ICE stiegen. Wir setzten uns auf unseren gebuchten Viererplatz und Goldi rollte sich sofort unter dem Tisch zusammen. Ich saß am Fester und legte meinen Fuß auf dem Sitz mir gegenüber hoch. Wincent saß neben mir und holte direkt sein iPad raus und begann irgendwas zu tippen, vermutlich für das Buch. Ich packte meine Kopfhörer raus und versuchte es mir irgendwie bequem zu machen, doch es fehlte etwas. Wincent stand auf und hielt mir dann einen seiner Pullover unter die Nase. „Der fehlt doch.", lächelte er leicht. Ich nahm den Pullover und kuschelte meinen Kopf besser in den Sitz. „Danke.", flüsterte ich und sah Wincent an. Warum war die Stimmung zwischen uns so kalt? „Alles gut, schlaf ein bisschen.", meinte Wincent dann und griff nach meiner Hand. Ich lächelte nur schwach und schaltete meine Musik an. Es dauerte eine Weile, bis ich einschlafen konnte, doch dann bekam ich nicht mehr so viel mit. Als ich das nächste Mal wach wurde, war es schon kurz nach Mitternacht und Wincent sah ziemlich müde aus, während er langsam auf den Tasten rum tippte. Ich nahm meine Kopfhörer raus und legte meine Hand auf seinen Oberschenkel. „Du solltest ein bisschen schlafen.", sagte ich leise. „Ich weiß, aber ich fühl mich so beobachtet.", murmelte er. Ich sah mich um, das Abteil war nicht voll und ich würde niemanden als potentiellen Beobachter einschätzen, aber wenn Wincent sich so fühlte, dann verstand ich ihn. „Pass auf. Ich geh kurz aufs Klo und dann tauschen wir Plätze.", schlug ich vor und Wincent nickte. „Dann musst du mich nur bitte einmal rauslassen.", lächelte ich leicht. Wincent stand auf und wollte mir gerade meine Krücken geben, als ich nur leicht den Kopf schüttelte. „Die paar Meter schaff ich.", lächelte ich und ganz ihm einen kurzen Kuss.

Als ich zurück kam saß Wincent schon am Fenster und tippte müde auf seinem Handy. Ich setzte mich neben ihn und sah ihn an. „Ist alles gut?", fragte ich leise. „Ich mag es nicht, wenn das zwischen uns so angespannt ist.", sagte er und wich meinem Blick aus. „Ich auch nicht, aber irgendwie hab ich mich gerade nicht so ganz im Griff.", gestand ich. Wincent schwieg einfach und so legte ich meine Hand an seine Wange, sodass er mich ansehen musste. „Nimms nicht persönlich, schlaf jetzt etwas.", flüsterte ich und gab ihm einen sanften Kuss. „Ich liebe dich.", murmelte ich noch, was Wincent leicht lächeln ließ. Er vergrub sich dann in seiner Kapuze und drehte seinen Kopf in Richtung Fenster, während ich mir auf dem Tablet Netflix anmachte. Irgendwann bewegte Wincent sich nochmal und bettete seinen Kopf auf meinem Schoß. Ich strich also immer wieder durch seine Haare, während ich versuchte der Serie zu folgen. Plötzlich stand ein Mann mittleren Alters neben mir und was ich zu hören bekam, als ich die Kopfhörer rausnahm, raubte mir echt den Atmen.

Pläne oder Träume // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt