Kapitel 476

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Sicht Wincent

Der Abschied von Isa fiel mir schwer, aber noch viel schwerer waren die Tage danach. Kevin hatte ein bisschen zu kämpfen mit mir zu Arbeiten, aber die Depri-Songs schrieben sich dann doch echt gut. „Wince, tu mir, Isa und vor allem dir den Gefallen und geh wieder zur Therapie.", sagte Kevin am Ende von Tag vier zu mir und er hatte Recht. „Mach ich, ich ruf Morgen an.", versprach ich sofort und fuhr in die WG. Wie jeden Abend momentan rief ich Isa und und redete stundenlang mit ihr, bis ich irgendwann darüber einschlief. Ich wusste, dass ich Isa keinen Gefallen damit tat, aber sie bestand darauf, dass ich das nicht mit mir alleine ausmachte und ich konnte auch gar nicht anders. Isa war wirklich immer und bedingungslos für mich da und das war wieder einer der Momente, in denen mir bewusst wurden dass ich diese Frau unbedingt heiraten musste.

Und trotzdem war da dieser eine Abend, der mich kurzzeitig aus der Bahn warf. Ich checkte mein Instagram und plötzlich fiel mir eine Nachricht auf. Es ging um die Weihnachtsaktion und diese Person war einfach angepisst, eifersüchtig, was weiß ich denn. Ich las die Nachricht mehrfach und postete sie dann in meiner Story, zusammen mit einem Kopfschütteln. "Ich muss mal kurz Isa anrufen.", sagte ich zu Kevin und hatte die Nummer meiner Freundin schon gewählt. "Wincent, was ist los? Ich hab noch Training.", sagte sie sofort. "Ich hab dir einen Screenshot geschickt.", murmelte ich. "Ach Schatz, aber das zieht dich doch jetzt bitte nicht runter.", meinte Isa wenig später. "Doch. Warum mach ich das überhaupt, wenn ich mir danach sowas anhören muss." "Weil du deine Fans liebst und schau mal, wie viel positives Feedback kam. Das ist eine Person, welche du gerade durch deine Aufmerksamkeit auch noch bestärkst.", sagte Isa und ich verstand was sie sagte, trotzdem wollte mein Kopf nicht aufhören zu arbeiten. Im Hintergrund wurde nach Isa gerufen und vermutlich hatte sie gerade wirklich eine Online-Tanzstunde. "Pass auf. Teil deine Gedanken mit deinen Fans und wir beiden telefonieren, wenn du aus dem Studio raus bist. Du bist gut so wie du bist und du hast alles richtig gemacht.", sagte Isa noch und legte dann auf. Ich tat, was sie mir gesagt hatte. Ich machte noch ein paar Storys und konzentrierte mich erst wieder auf die Arbeit, bevor ich Nachts mit Isa telefonierte und sie mich langsam wieder runterbrachte.

„Hallo Wincent, lange nicht gesehen.", begrüßte mich mein Therapeut ein paar Tage später. „Hallo, danke, dass das so kurzfristig geklappt hat." „Du bist flexibel, das ist immer gut. Aber es scheint wirklich dringend zu sein. Magst du einfach mal erzählen, was in den letzten Wochen und Monaten so bei dir los war?" „Ja, vielleicht gar nicht so schlecht. Also, ich hab ja schon vor anderthalb Jahren meine neue Freundin kennengelernt und sie ist das Beste, was mir passieren konnte. Mittlerweile sind wir verlobt und sie ist meine Sicherheit, ohne sie wär das alles anders gelaufen. Das Jahr war ruhig, fünf Konzerte, viel Studio, wenige offizielle Termine. Trotzdem gehts mir in letzter Zeit nicht allzu gut. Isa, also meine Verlobte, kann momentan nicht hier sein und das merke ich. Ohne sie bin ich leer und das, obwohl sie jede Nacht mit mir telefoniert und für mich da ist. Trotzdem ist das nicht das, was ich möchte. Ich hab es schon mal raus geschafft und das will ich wieder." „Okay, du hast ein Ziel, das ist wichtig und du hast Menschen, die dich unterstützen.". Wir redeten eine ganze Weile und als der Termin vorbei war, nahm ich mir direkt zehn weitere mit. Für die nächsten Wochen und auch direkt schon für den Januar.

Die nächste Woche ging es mir wieder ein wenig besser, die Therapie tat gut, aber ich merkte genau so, dass es Isa schlechter ging. Meinen Fragen rund ums Essen wich sie aus und genau das belastete mich. „Und dann ist da die Sache mit dem Essen. Sie rutscht für mein Gefühl in eine Essstörung und ich hab das Gefühl ich kann sie da nicht mehr retten. Ich muss sie immer wieder zum Essen zwingen, das will ich nicht.", erklärte ich meinem Therapeuten in der letzten Stunde für dieses Jahr. „Das klingt nicht gut und du hast Recht, du kannst ihr nicht helfen, nicht alleine. Pass auf, meine Kollegin, die hier mit in der Praxis ist, ist auf Essstörungen spezialisiert, ich hol sie mal kurz.", sagte er und verschwand. Die Kollegin stellte sich vor und stellte mir dann ein paar Fragen zu Isas Essverhalten. „Das klingt wirklich nicht gut. Ich würde sie gerne mal kennenlernen. Nimm dir bitte einen Termin bei mir mit, wenn ihr das nächste Mal hier seid. Sie wird sich bestimmt angegriffen fühlen, aber das bekommen wir schon hin.", redete sie mir gut zu und verschwand dann wieder. Wenn ich da schon gewusst hätte, wie der Streit ums Essen sich bis dahin noch verschärfen würde...

Heute war es endlich so weit und ich flog zurück nach Hamburg, zurück zu meiner Freundin und vor allem war eine ganze Woche Urlaub angesagt. Den ganzen Flug über war ich einfach nur nervös und ich freute mich auf Isa. Meine Therapiestunden hatten mir so gut getan, ich fühlte mich wieder sicherer und wollte einfach nur noch schöne Tage mit meiner Familie. In Hamburg angekommen, sprintete ich fast zum Ausgang und da stand sie einfach. Ich schmiss mich in Isas Arme und vergrub meine Nase in ihren Haaren. „Endlich, ich hätte das keinen Tag länger ausgehalten.", murmelte ich. „Ich bin auch froh, dass du wieder da bist.", flüsterte sie. „Komm, wir fahren nach Hause und legen uns einfach nur noch ins Bett.", lächelte sie dann und löste sich von mir. „Oh, liegen wir da nur?", fragte ich und gab ihr einen kurzen Klaps auf den Po. „Mal sehen.", zwinkerte Isa und führte mich zum Auto.

Zu Hause angekommen, sprang mir als erstes Goldi in die Arme und ich kuschelte mit ihm, bevor ich mich zu Isa aufs Bett legte. Ich zog sie in meine Arme und so verharrten wir erstmal eine Weile, bis ich mich leicht löste und meine Lippen auf ihren platzierte. „Hilft die Therapie?", fragte Isa und sah mich an. „Ja, zum Glück und die letzten Tage gings mir so gut, dass ich mich auf was ganz anderes gefreut habe.", meinte ich. „Oh, bitte.", hauchte Isa und zog mich auf sich. Ich begann sie fordernd zu küssen und berührte sie endlich wieder überall. Wir zogen uns relativ schnell aus und mir fiel leider auch auf, dass Isa abgenommen hatte, aber gerade hatte ich dafür keinen Kopf. Ich schob mich wieder über sie und drang langsam in sie ein, bevor wir beide sowas von auf unsere Kosten kamen.

Pläne oder Träume // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt