Kapitel 590

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Mit jeder Sekunde, die dieser Kuss dauerte, fiel die Anspannung von mir ab und dass unsere vier Begleiter jubelten und klatschten ließ mich schmunzeln. Bevor wir uns feiern und beglückwünschen lassen konnten, stand das wichtigste Symbol des Tages allerdings noch an- die Unterschrift. Für mich genauso unspektakulär wie die letzten 28 Jahre, aber Isa musste kurz inne halten, bevor sie in ihrer schönsten Handschrift ihren neuen Namen unter das Dokument setzte. Isabell Weiß- ich konnte es kaum fassen. Marco klopfte mir auf die Schulter und umarmte mich lange. „Ich bin stolz auf dich", sagte er, dass nur wir das hören konnten. „Danke", erwiderte ich nur, für mehr war ich gerade nicht in der Lage. Das wurde zwar auch nicht besser, als ich in das verheulte Gesicht meiner Mum sah, aber da mussten wir an diesem Tag wohl alle durch. Auch Isa, Hannah und Steffi schluchzten sich immer wieder gegenseitig an, dass ich mich fragte wie das wohl an der großen Hochzeit werden sollte. Da wir mit Maske in dem Saal sowieso alle bescheuert aussehen würden, ließen wir die Fotos aus und machten erst am Nachmittag Zuhause bei meinen Großeltern welche. Damit es zumindest irgendeine Erinnerung an diesen Tag gab. „Wir sehen gut zusammen aus, so in grau", schmunzelte Isa, als sie das Foto auf ihrem Handy betrachtete. „Find ich auch", erwiderte ich nur. Wirklich wie ein Brautpaar sahen wir nicht aus, aber darum ging es ja auch nicht. Hauptsache wir waren offiziell jetzt eine Familie. Wer hätte das für möglich gehalten? „Also ich nicht, aber ich bin jetzt umso glücklicher, dass es so gekommen ist", beantwortete meine Mum meine Gedanken und hielt mir einen Shot vor die Nase. Der bestimmt vierte heute und langsam merkte ich den auch. „Mama, du willst doch nicht, dass sie mich morgen schon wieder verlässt, weil ich die Hochzeitsnacht versemmel, also sollte ich wohl lieber mal langsam machen", schmunzelte ich und an Isas Blick sah ich genau, dass sie mich gehört hatte. Rosarote Farbe erfüllte ihre Wangen und sie rollte mit den Augen. Dabei wusste sie doch, wie das lief zwischen meiner Mum und mir, vor allem wenn wir beide Alkohol im Blut hatten. „Ach du willst mir doch nicht sagen, dass es das nicht schon mal gab, dass dus nicht mehr auf die Reihe gebracht hast...ihr seid jetzt schon so lange zusammen", lallte Mum weiter und da prustete ich los. Isa hingegen wünschte sich sicher ein schwarzes Loch, in das sie verschwinden konnte. „Du bist so peinlich, Mama", meldete sich meine Schwester zu Wort und ich war mir sicher, Isa stimmte ihr gedanklich zu. Mir konnte keiner mehr was an diesem Tag; ich war einfach glücklich. Ich holte mir Biernachschub und als ich den Kühlschrank schloss, stand Isa auf einmal neben mir. Sie sah mich an und ich wusste nicht, was mir dieser Blick sagen sollte. „Hast du ihr nicht grad noch versichert, dass du die Hochzeitsnacht nicht vergeigen willst?", fragte sie und lehnte sich gegen die Wand. Sie musterte mich und biss sich auf die Unterlippe- so wie heute früh schon. „Tu ich nicht, keine Sorge", erwiderte ich nur und nahm einen Schluck von meinem Bier. „Das will ich hoffen. Ich hab Einiges vor mit dir, jetzt wo du offiziell mir gehörst und nicht mehr abhaust", flüsterte sie und ließ ihre Hand über meinen Oberkörper wandern. Sie sah mir tief in die Augen und strich federleicht über meinen Schritt, bevor sie mich stehen ließ. Am liebsten hätte ich sie mir sofort gepackt und sie nach Hause gezerrt, aber das war jetzt irgendwie noch nicht angebracht. „Na komm, wir trinken noch nen Bier und schauen uns die glücklichen Frauen an und dann fährt Oma euch heim.", stand mein Opa dann neben mir. „Oh ja. Ich hab sie alle zusammen schon lange nicht mehr so glücklich gesehen.", lächelte ich und ging mit meinem Opa zum Sofa. Wir saßen einfach dort und tranken zufrieden unser Bier, während wir unsere Familie beobachteten. „Du hättest keine Bessere heiraten können.", meinte er irgendwann. „Danke Opa.", lächelte ich leicht und sah wieder zu Isa, wie sie mit Hannah komische Selfies machte.

Mein Bier war leer und irgendwie wars langsam Zeit. „Ihr wollt, oder?", fragte meine Mum nun. „Ja... ich will noch was von meiner Frau haben.", grinste ich. Meine Mum zwinkerte mir nur zu und meine Oma kam, um uns zu fahren. Hannah und Steffi würden bei meiner Mum schlafen und Hannah würde uns dann morgen früh zum Flughafen fahren. Isa verabschiedete sich noch lang und breit, während ich nur einmal in die Runde wank.

Zu Hause angekommen schloss Isa die Tür auf und wollte schon fast reingehen, als ich sie mir packte. „Moment, ich muss dich über die Schwelle tragen.", sagte ich. „Als ob du an so einen Kram glaubst.", lachte sie, doch ich hob sie einfach hoch und brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen. Dann trug ich sie rein, setzte sie im Flur wieder ab und schloss die Tür. Wir zogen Jacken und Schuhe aus und sahen uns an. „Setz dich aufs Bett, ich komm gleich.", lächelte Isa verführerisch und verschwand im Bad.

Pläne oder Träume // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt