Kapitel 517

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Sicht Wincent

Kurz nachdem Isa rausgegangen war, war ich fertig mit Drehen für heute. Ich zog mir nur kurz meinen Hoodie über und ging raus. Nicht weit vom Ausgang entfernt stand Isa und warf Goldis Ball immer wieder auf eine Wiese. Ich ging einfach zu ihr und schlang meine Arme um sie. Sie zuckte kurz zusammen, bevor sie sich gegen mich sinken ließ. „Hey.", flüsterte ich. „Na? Pause?", fragte Isa und versuchte Goldi den Ball abzunehmen. „Ich mach.", sagte ich und löste mich von ihr. „Aber nein, ich bin fertig für heute, wir können gleich nach Hause.", lächelte ich und schmiss Goldis Ball einmal quer über die Wiese. „Das ist gut, ich mag nicht mehr.", murmelte Isa. „Was ist los?", fragte ich. „An sich nichts, aber ich will einfach mal wieder für ein paar Tage Heim.", erklärte sie. „Das versteh ich. Lass uns unsere Sachen holen und dann fahren wir.", sagte ich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Wir holten dann wirklich nur unsere Sachen, gingen nochmal auf Toilette und fuhren dann los. Isa hatte sich auf dem Beifahrersitz zusammengerollt und wirkte irgendwie angespannt. „Was ist los?", fragte ich und griff nach ihrer Hand. „Nichts schlimmes. Der Fuß tut weh, ich hab Regelschmerzen, das stimmt mich einfach ein bisschen unzufrieden.", sagte sie und ich konnte sie verstehen. Sie war jetzt schon so lange eingeschränkt und die letzten Tage kam wieder vieles auf einmal. „Zu Hause ruhen wir uns schön aus.", lächelte ich und küsste ihre Hand sanft.

Die Fahrt war entspannt, Isa war relativ ruhig und ich konzentrierte mich einfach auf die Straße. Trotzdem war ich froh, als ich drei Stunden später vor unserer Wohnung parkte. Wir stiegen aus und Goldi sprang förmlich aus dem Kofferraum. Lebensmittel hatten wir uns aus Berlin mitgebracht und ich trug erstmal alles rein, während Isa sich nur eine Wärmflasche kochte und sich aufs Sofa legte. „Ich geh mit Goldi noch eine Runde joggen und dann bin ich da.", sagte ich zu ihr, nachdem ich mich umgezogen hatte. „Ist gut.", lächelte Isa nur. Ich gab ihr noch einen kurzen Kuss und schnappte mir Goldi dann. Es war zwar stockduster, aber trotzdem liefen wir unsere mittlere Runde und waren 45 Minuten später wieder zu Hause. Ich stellte Goldi etwas zu trinken hin und ging direkt duschen. Danach ging ich zu Isa, welche ziemlich krumm auf dem Sofa lag. „So schlimm?", fragte ich und setzte mich neben sie. „Geht schon.", lächelte sie leicht und kuschelte sich an mich. „Wir sollten noch was essen.", sagte ich vorsichtig und war schon auf jegliche Eskalation vorbereitet. „Du hast Recht. Soll ich Wraps machen?", fragte Isa und setzte sich direkt wieder auf. „Ich helf dir.", erwiderte ich nur. Wir gingen gemeinsam rüber in die Küche und ich half Isa wo ich konnte. „Boah ich hasse diese Krücken.", fluchte sie dann wieder und warf eine ihrer Gehhilfen auf den Boden, die andere war vorher schon umgefallen. „Ich weiß, aber morgen gehts doch wieder zum Arzt.", versuchte ich sie aufzumuntern. Ich hoffte einfach, dass von Jonas dann das Go kam, denn sie lief schon viel länger mit Krücken rum, als ursprünglich geplant. „Ich halt es auch keinen Tag länger mehr aus.", brummte Isa und hielt sich an der Küchenzeile fest. „Komm setz dich hin, ich bring die Teller aufs Sofa.", sagte ich und schnappte sie mir einfach, um sie rüber zu tragen. „Ich hasse dich.", quietschte Isa. Lachend setzte ich sie ab und war auf einmal ganz schön dicht an ihrem Gesicht. Isa sah mich einfach an und ließ dann ihre Finger in meinen Nacken gleiten. Sie zog mich sanft an sich heran und legte ihre Lippen auf meine. Wenig später stupste Isas Zunge gegen meine Lippen, doch ich löste mich sanft von ihr. „Erst essen wir jetzt.", sagte ich leise und gab ihr noch einen kurzen Kuss. Isa brummte nur kurz, ließ mich dann aber los. Ich holte unsere Teller aus der Küche und stellte sie so, dass wir essen konnten. Entgegen meiner Erwartung aß Isa auch heute wieder gut, also es war eigentlich viel zu wenig, aber sie aß einen Wrap, ohne auch nur einmal zu meckern. Trotzdem war ich froh, wenn sie in München wieder zur Therapie gehen konnte.

Nachdem ich die Teller weggestellt hatte, zog ich Isa einfach in meine Arme und genoss ihre Nähe. Immer wieder gaben wir uns einen Kuss oder redeten ein bisschen, doch die meiste Zeit war es einfach die Nähe des anderen, die wir brauchten. „Lass uns ins Bett gehen.", kam es irgendwann leise von Isa. Ich sah zu ihr runter und ihre Augen waren schon total klein. Wenn sie nicht zwischendurch mal schon geschlafen hatte. „Aber erst noch ab ins Bad.", schmunzelte ich und hob sie einfach hoch. „Man Wincent, ich kann das alleine.", verdrehte Isa die Augen. „Morgen vielleicht wieder.", lachte ich, als ich sie im Bad absetzte. Isa schüttelte nur den Kopf und begann dann sich fertig zu machen. „Das waren anstrengende Tage.", murmelte Isa, als wir im Bett lagen. „Ein paar Wochen folgen auch noch.", erwiderte ich und griff nach ihrer Hand. „Ich weiß. Fahren wir danach mal weg?", fragte sie unsicher. „Im März, dein Weihnachtsgeschenk." „Ja, das auch. Aber weißt du... naja ähm das Timing ist gerade vermutlich schlecht, aber irgendwie... bevor wir heiraten und uns mit der Familienplanung beschäftigen... ich will noch was von der Welt sehen. Du warst schon an so vielen Orten... ich kann die Länder in denen ich war an einer Hand abzählen. Zu Schulzeiten konnte ich mir das nicht leisten, aber jetzt verdien ich Geld, ich würde gerne noch was von der Welt sehen.", erklärte Isa unsicher.

Pläne oder Träume // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt