Kapitel 524

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Maria wühlte viel in meiner Vergangenheit, aber auch in meiner Beziehung mit Wincent. Immer wieder fand sie Situationen, die mit meinem Essverhalten einhergingen und so langsam hatte ich das Gefühl ich würde alles falsch machen. „Aber Isa? Das ist nicht deine Schuld. Niemand ist daran Schuld. Das ist eine Krankheit und du arbeitest so gut daran und ich weiß, dass Wincent dir auch hilft.", sagte sie sanft und reichte mir ein Taschentuch. „Wincent? Der hat seit vier Tagen nicht mehr wirklich mit mir geredet. Der sitzt nur noch im Studio. Dem wäre das nicht mal aufgefallen, wenn ich die letzten Tage nichts gegessen hätte.", erwiderte ich sofort und sah auf meinen Verlobungsring. „Ich hoffe das hast du nicht gemacht.", meinte Maria sanft. „Nein. Ich habe gegessen, ich richte mein Leben doch nicht mehr nach einem Mann.", stellte ich fest. „Das ist auch gut so, aber ihr beiden seid ein Team. Du weißt, dass ihr euch beide braucht und du weißt auch, dass Wincent dich nicht von sich abhängig machen möchte. Trotzdem solltest du das tun, was für dich gut ist.", erklärte Maria mir. Wir sprachen noch eine Weile darüber und am Ende versuchte sie mich nochmal zu beruhigen und mir natürlich auch ans Herz zu legen, zu Essen. „Und vielleicht erzählst du ihm mal von deinen Sorgen.", lächelte sie, als wir uns verabschiedeten. „Ist wohl besser, ich hab hier ja gelernt, dass ich damit alleine nicht fertig werden.", nickte ich. „Du machst schnelle Fortschritte.", lächelte Maria leicht und begleitete mich dann zur Tür. „Das nächste Mal sehen wir uns online.", sagte sie dann noch.

Ich war einfach froh, als ich aus der Praxis raus war. Maria hatte mittlerweile so viel aus meiner Vergangenheit ausgegraben, was ich einfach nur noch verdrängen wollte und am liebsten wollte ich mich jetzt einfach mit Wincent zurückziehen und das alles irgendwie ordnen. Ich schrieb ihm eine Nachricht, wann er heute zurück kommen würde, doch ich bekam keine Antwort. Zurück in der WG wollte ich mich nur noch im Bett verkriechen, doch Goldi musste raus und so machte ich erst noch einen ausgiebigen Spaziergang. Anderthalb Stunden später kuschelte ich mich dann aber wirklich ins Bett und es wurde langsam dunkel. Ich versuchte Wincent zu erreichen und tatsächlich ging er ran. „Was ist los?", fragte er direkt. „Wann kommst du wieder?", fragte ich leise. „Dauert noch. Wir haben noch ein bisschen was vor heute, warum?", erwiderte Wincent. „Nur so.", log ich. Wenn er arbeiten musste, dann wollte ich mich da nicht einmischen. „Morgen fahr ich später ins Studio.", sagte Wincent dann. „Morgen hab ich den ganzen Tag ein Seminar.", erwiderte ich. „Schade. Bis nachher.", verabschiedete Wincent sich dann und legte auf. Danke für nichts. Ich lag noch eine Weile im Bett, bis ich mich selbst nicht mehr ertragen konnte. Ich stand auf und zog mir meine Sportsachen an, um mich dann im Fitnessraum zurück zu ziehen. Workouts, die den Fuß nicht belasteten waren immerhin erlaubt und so machte ich was für den Bauch, die Arme und den Po. Danach dehnte ich mich noch ein bisschen, bevor ich mein Essen vorbereitete und den Auflauf in den Ofen schob. Währenddessen ging ich entspannt duschen und entschied mich dann für einen gemütlichen Abend auf dem Sofa. Mein Kopf arbeitete immer noch und so bekam ich von meinem Film kaum was mit, aber wenigstens waren die Gedanken nicht mehr ganz so laut. Gegen Mitternacht und nach einem weiteren Spaziergang mit Goldi, verlegte ich dann ins Bett und ging auf Instagram. Mit der Crewseite konnte man dort Stunden verbringen und genau das machte ich, denn ich wollte wachbleiben, bis Wincent wiederkam. Ich wollte mit ihm reden.

Es wurde immer später und ich wollte schon fast aufgeben, als die Wohnungstüre aufging und ich Wincent und Fabi leise reden hörte. Es dauerte noch fast eine Viertelstunde, bis die Zimmertür auf ging und Wincent rein kam. „Warum bist du noch wach? Es ist fast vier.", flüsterte er und zog sich nebenbei aus. „Wenn man mit dir reden möchte, muss man ja um diese Zeit wach sein.", erwiderte ich leise und setzte mich auf. „Ist was passiert?", fragte Wincent und kam irritiert zu mir. „Ne, mir gehts nur nicht ganz so gut.", flüsterte ich und sah ihn an. „Okay.", murmelte Wincent und legte sich hin. „Kann ich was für dich tun?", fragte Wincent. „Da sein...", schlug ich vorsichtig vor. „Du kannst doch mit ins Studio." „Ja, aber da bin ich fehl am Platz und außerdem hab ich Uni." „Da kann ich nichts für." „Das hab ich auch nicht behauptet, aber gerade brauch ich dich einfach.", versuchte ich es nochmal und Wincent schien zu verstehen. Er zog mich in seine Arme und sah mich an. „Es tut mir leid, aber Kevin und ich haben gerade eine gute Phase.", sagte er dann. „Das finde ich ja auch gar nicht schlimm, aber wir leben momentan voll aneinander vorbei.", flüsterte ich und vergrub meinen Kopf an seiner Brust. „Ich weiß, aber wir fahren in vier Tagen nach Berlin und danach kurz nach Hause, bekommen wir das wieder hin?", fragte Wincent vorsichtig. „Natürlich. Auch wenn ich mich seelisch schon mal auf die Wochen vor der Abgabe einstelle.", murmelte ich. „Manchmal hasse ich meinen Job.", gestand Wincent und zwang mich wieder ihn anzusehen. „Tust du nicht. Wir schaffen das schon. Nimm dir unsere Urlaube als Ziel.", lächelte ich leicht und küsste ihn sanft. „Du hast Recht. Du solltest jetzt aber schlafen, dein Tag war sicher anstrengend.", meinte Wincent und strich mir über den Rücken. „Das stimmt. Meine Gedanken wollen irgendwie nicht still stehen. Erst nervt Toni mich, dass ich meinen Fuß immer noch nicht normal belasten darf und dann hatte ich auch noch Therapie. Ich hab so vieles verdrängt ohne es zu verarbeiten...", begann ich und erzählte einfach ein wenig, während ich über meinen eigenen Worten einschlief.

Pläne oder Träume // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt