Kapitel 533

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Sicht Wincent

Isa war wirklich ziemlich verzweifelt und ich versuchte einfach nur für sie da zu sein. Beim Spaziergang wirkte sie die ganze Zeit abwesend und ab und an philosophierte sie sogar laut über irgendwas, was ich nicht im Ansatz verstand. „Isa, du sollst den Kopf frei bekommen.", sagte ich irgendwann leise und griff nach ihrer Hand. „Ich weiß, aber ich hatte gerade eine Idee, wie ich die Kernthese besser formulieren könnte.", erklärte sie. „Willst du zurück?", fragte ich und blieb stehen. „Nein, aber kann ich das kurz in dein Handy tippen? Ich hab meins extra nicht mitgenommen.", lächelte sie leicht. Ich gab Isa sofort mein Handy und sie tippte einige Sätze hinein, während ich Goldi mit Stöckchen werfen bespaßte. „So, kann weitergehen.", sagte Isa irgendwann und gab mir mein Handy wieder. „Das kam dir alles so spontan in den Kopf?", stellte ich schockiert fest. „Manchmal läufts.", schmunzelte Isa.

Und es lief leider nicht. Wieder zu Hause aß Isa nicht, sondern setzte sich sofort an ihren Laptop. Die ersten zehn Minuten tippte sie wie verrückt und danach starrte sie einfach auf ihren Bildschirm und bewegte sich nicht mehr so wirklich. „Gehts ihr gut?", fragte Fabi und wir sahen beide zu Isa. „Vermutlich gehts ihr nicht gut, nein. Aber ich weiß nicht, was ich machen soll.", murmelte ich. „Da kann ich dir auch nich so wirklich einen guten Rat geben. Ich koch jetzt essen und dann wolltet ihr doch auch nach Berlin, oder nicht?", kam es von Fabi. „Ja, müssten wir dringend. Ich würde gern noch ein paar Stunden schlafen, bevor wir morgen zum Drehen müssen." „Das wäre gut, ja. Ich bin mal gespannt, ob du sie da weg bekommst.", schmunzelte Fabi. „Wird schon irgendwie.", erwiderte ich und ging ins Schlafzimmer, um unsere Sachen ein wenig zusammen zu packen.

„Wince, Essen wäre fertig.", stand Fabi eine halbe Stunde später in der Tür. „Komme.", erwiderte ich und ging als erstes auf Isa zu. „Babe?", sagte ich leise und strich ihr über den Rücken. „Hm.", machte Isa und sah zu mir hoch. Sie sah total fertig aus, die Augen geschwollen und das nach diesem einen Tag. „Essen?", fragte ich ganz leise und kniff die Augen zusammen. „Aber nicht so viel, ich mag nicht.", erwiderte Isa und schob all ihre Sachen zur Seite. „Nur so viel du magst.", flüsterte ich und gab ihr einen Kuss auf den Kopf. Ich half dann Fabi alles auf den Tisch zu bringen und wir aßen gemeinsam. Es war echt lecker und ich konnte ein bisschen entspannen, als Isa wenigstens etwas aß. „Wollen wir dann in einer halben Stunde los?", fragte ich Isa, als sie sich wieder hinter ihren Laptop setzte. „Ja, ist okay.", murmelte sie und tippte irgendwas. Tatsächlich saßen wir 35 Minuten später im Auto und nachdem ich die Adresse programmiert hatte fuhren wir los. Isa klemmte immer noch über ihrem ganzen Uni-Kram und so langsam gefiel mir das nicht mehr. Sie wirkte total fertig und ich machte mir echt Sorgen um meine Freundin. „Das ist doch alles Scheiße.", murmelte Isa irgendwann. Ich legte meine Hand auf ihren Oberschenkel und strich sanft darüber. „Kann ich irgendwas für dich tun?", fragte ich leise. „Die letzten drei Themenpunkte schreiben? Ich bekomm keinen klaren Satz mehr aufs Papier.", erwiderte Isa. „Ich glaube das wird besser, wenn du das ohne die drei Punkte abgibst, als wenn ich da auch nur ein Wort drauf schreibe.", schmunzelte ich. „Jetzt verkaufst du dich aber unter deinem Marktwert.", erwiderte Isa und griff nach meiner Hand. „Sonst mach doch erst ein bisschen Pause.", schlug ich vor. „Nein, ich zieh das jetzt durch. Sonst bekomm ich die Nacht schon wieder kaum Schlaf.", sagte Isa und ich spürte, wie niedergeschlagen sie war. „Du packst das.", flüsterte ich. Isa arbeitete dann wieder echt konzentriert an ihrem Kram und ich war mir so sicher, dass sie das packen würde, bis sie auf einmal laut schluchzte. „Isa, was ist passiert?", fragte ich sofort. „Ich pack das einfach nicht und jetzt hat der Dozent uns auch noch eine Mail geschrieben.", weinte sie. Ich setzte sofort den Blinker und zog auf den nächsten Rastplatz. „Und was schreibt er?", fragte ich. „Das will ich gar nicht lesen.", weinte sie. „Doch, das lesen wir gleich.", erwiderte ich und parkte das Auto. Ich drehte mich zu Isa und sah sie auffordernd an. Sie öffnete die Mail und fing auf einmal nur noch mehr an zu weinen. „Das kann doch nicht sein.", weinte sie. Ich griff nach ihrem Handy und las die Mail. Das war doch wohl bitte wirklich ein schlechter Witz.

„Liebe Studierende,

Entschuldigen sie die Unannehmlichkeiten und die späte Rückmeldung. Sie wissen, dass ich eher am Abend arbeite, ansonsten hätte ich sie gerne schon früher beruhigt. In der letzten Mail und auf unserer Kursseite gab es einen Fehler, natürlich müssen Morgen nicht alle abgeben. Dieser Fehler hätte mir nicht unterlaufen dürfen, aber ich hoffe sie waren so schlau und haben sich nicht unter Druck setzten lassen, immerhin wäre das nach vorne ziehen der Frist überhaupt nicht rechtens gewesen. Von allen, die diese Email erhalten haben, erwarte ich die Seminararbeit am 10.02. um 17 Uhr. Einen Schönen Abend

xxx"

„Okay, wow.", meinte ich leise und stieg aus. Ich ging ums Auto und zog Isa sofort in meine Arme. „Es ist alles gut, du kannst dich jetzt entspannen.", flüsterte ich.

Pläne oder Träume // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt