02. Mein Entführer namens...

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"Levi", sagte er und hatte die Tür hinter sich zugezogen. Ich, psychisch völlig fertig, starrte die verschlossene Tür an. Levi also. Mein Entführer hatte also einen Namen. Hörte man auch nicht alle Tage. In meiner Welt war der Name eher weniger präsent. Wieder ein Beweis, dass ich in einer anderen Welt sein musste. Aber apropos Welt...wie kam ich denn jetzt wieder zurück in meine? Wenn Levi gleich wieder kam, musste ich weg sein...sonst würde er mich wahrscheinlich umbringen. Aber wie.... wie nur?

Völlig in meinen Gedanken versunken, versuchte ich mir aber erst mal einen klaren Kopf zu verschaffen und führte Levis Befehl aus. Auf noch mehr Stress hatte ich einfach keine Lust. Völlig durcheinander und erschöpft, setzte ich mich dann schlussendlich auf die Bettkante. Ich dachte weiterhin darüber nach, wie ich wohl in diese Welt gekommen war und wie ich jetzt wieder zurück sollte. Mir fiel aber leider nichts ein und ich schrieb gedanklich schon mal mein Testament, bis dann plötzlich die Tür aufging und dieser Levi mit einer noch finsteren Miene auf mich zugelaufen kam. Wütend und bedrohlich packte er mich am Arm und zerrte mich vom Bett auf den Sessel.
"Aua, spinnst du? Du tust mir weh!", sagte ich sauer.
Er drehte sich zu mir um. "Ich habe dir keine frischen Bettbezüge gegeben, damit du dich mit deinen dreckigen Klamotten wieder reinsetzen kannst!"
Wirklich jetzt? Er war sauer, weil ich mich wieder ins Bett gesetzt hatte?
"Ich hatte dir gesagt, du sollst von hier verschwinden", sagte er dann ernst.
"Aber ich....ich weiß doch nicht, WIE, verdammte Axt!", rutschte es mir dann raus. Er schaute mich düster von oben herab an.
"Gut. Dann muss ich wohl andere Geschütze auffahren." Noch bevor er irgendwas machen konnte, rannte ich an ihm vorbei und wollte einfach nur raus . Doch das sollte mir wohl nicht gegönnt sein, denn auf einmal hörte ich nur, wie etwas gegen die Tür flog und diese dann vor meiner Nase zuknallte. Schockiert schaute ich nach oben und sah, wie sich dort ein Messer befand.
"HAST DU SIE NOCH ALLE????", schrie ich vollkommen aufgebracht. "ICH HÄTTE TOT SEIN KÖNNEN!"
"Dann hätte ich jetzt ein Problem weniger", sagte er nur unbeeindruckt, kam auf mich zu, packte mich am Arm und zerrte mich hinter sich her. "Mitkommen", waren nur seine Worte.
"Lass mich gefälligst los! Du tust mir weh! Hallo? Bist du schwerhörig?", redete ich auf ihn ein, aber umso doller packte er zu.
"Halt den Mund. Sonst stopf ich ihn dir."

Levi zog mich eine ganze Weile hinter sich her. Anscheinend vertraute er mir nicht, sonst würde er mich wohl frei und eigenständig laufen lassen. Na gut, wäre ich in seiner Lage, würde ich wohl genauso handeln. Es kam ja schließlich nicht alle Tage eine fremde Gestalt in seine völlig trostlose Welt, um dort für ein bisschen Palaver zu sorgen. Irgendwann blieben wir stehen.

"Wo bringst du mich hin?", wollte ich wissen.
"Sei still", meinte er nur genervt, klopfte an die Tür und von innen kam ein männliches "Herein".

Wir betraten den Raum. Was mir aufgefallen war...sowohl die Gänge, als auch die Räume....die Fenster und die Einrichtung....es war alles so...so alt....langsam fragte ich mich, in welchem Jahrhundert ich eigentlich gefangen war.

Levi zog mich hinter sich her und zerrte mich dann letztendlich vor ihm hin.
"Hinknien", befahl er. Ich war verwirrt. Plötzlich trat er mir die Beine weg, sodass ich automatisch auf die Knie stürzte und biss die Zähne zusammen.
"Hinknien habe ich gesagt!"
"Na na na, Levi. Ist schon gut", sagte der fremde Mann.

Levi ließ mich los und verschloss hinter sich die Tür. Dann bleib er wieder hinter mir stehen. Vor mir saß ein Mann mit blonden, zurückgelegten Haaren, die Seiten ebenfalls rasiert. In meiner Welt nannte man sowas übrigens "Undercut". Hm, schien hier wohl auch schon modern gewesen zu sein. Noch dazu trug dieser Mann eine militärische Uniform. Er sah recht nett aus, stand auf und stellte sich vor mich. Seine blauen Augen musterten mich und ich konnte in seinem Gesicht die vielen Fragezeichen erkennen.
"Mein Name ist Erwin Smith. Wer bist du und woher kommst du?", wollte er dann wissen. Ich schaute weiterhin zu ihm auf, doch sagen konnte ich nichts. Levi packte mich grob an den Haaren.
"Man hat dich was gefragt! Also sprich!", sagte er wütend.
"Aua.... ist ja gut.... ich....mein....mein Name ist (Y/N) und ich komme aus....."
"Einer anderen Welt. Das ist sehr offensichtlich", führte dieser Erwin fort. Ich war etwas irritiert, über seine Aussage, aber er hatte damit recht.
"Bist du eine Zeitreisende? Kommst du aus der Zukunft? Und was genau ist deine Mission?"
"Ich....eh....Zeitreisende?" Ich war total überfordert mit der Situation. Was sollte ich denn bitte darauf antworten?
"Erzähl ihm das, was du mir erzählt hast und hör gefälligst auf dich dumm zu stellen! Dein Verhalten wird hier nicht lange überleben", sagte Levi wieder sehr bedrohlich und ich schluckte nur. Ich fing an, Erwin das zu erzählen, was ich bereits erzählt hatte. Nämlich, dass ich nicht wusste, wie ich hier her kam und auch nicht wusste, wie ich wieder zurück sollte.
"Das ist bedenklich", sagte er nur, während er nachdenklich seine Hand am Kinn hielt und im Raum auf und ab lief.
"Erwin, wir müssen sie beseitigen", sagte Levi kalt.
"WAS?", antwortete ich nur schockiert.
"Sie kommt aus einer, uns fremden Welt. Sie selber weiß nicht, WIE und WARUM sie hier ist. Was ist, wenn sie uns allesamt auslöschen will?! Beseitigen wir das Problem." In meinem Gesicht stand das blanke Entsetzten. Mit dem Kerl war offensichtlich nicht zu Spaßen. Ängstlich schaute ich zu Erwin. Dieser blickte mir schweigend entgegen. Machte er jetzt etwa ernst?
"Du wirst mich für verrückt halten, aber ich denke nicht, dass sie vorhat uns auszulöschen."
"Huh?" Levi war sprachlos.
"Du sagtest, du hast sie bewusstlos draußen im Wald gefunden. Hast sie im Gästezimmer untergebracht und sie ausgefragt. Du warst mit ihr die ganze Zeit alleine. Und auch, wenn ich weiß, dass man dir nicht so schnell eins auswischen kann, meinst du nicht, wenn sie wirklich die Absicht gehabt hätte, uns zu töten, hätte sie es nicht irgendwie geschafft?"

 
Voll sprachlos schaute ich Erwin entgegen. Wow....der kannte mich nicht, ich war ihm offenbar sehr suspekt, aber er traute mir dennoch solch eine Tat nicht zu. Levi sagte gar nichts.
"Es muss einen Grund haben, warum sie hier ist. Aber bis wir wissen, welcher das ist....müssen wir das Beste daraus machen und uns einen Vorteil daraus verschaffen. Hauptgefreiter Levi...."
Hauptgefreiter Levi? Hauptgefreiter? Er....er war also ein Hauptgefreiter? Was zur Hölle sollte das sein? Was zur Hölle ging hier ab? Und wo zur Hölle war ich bloß gelandet?
"Ich übergebe dir hiermit die Aufsicht auf dieses Mädchen. Behalte sie im Auge. Wir sollten sie für ein paar Tage ins Verlies sperren, um sicher zu gehen, das sie nicht doch etwas vorhat. Bis wir wissen, was wir machen sollen und der militärische Rat sie nicht entdeckt. Das könnte zu Komplikationen führen." Ich drehte meinen Kopf nach hinten. Levi würdigte mir nur einen echt fiesen Blick, sagte aber weiterhin nichts dazu.
"Verstanden" , kam es nur von ihm. Aber Moment mal..... Verlies? Wie jetzt?! Plötzlich merkte ich nur, wie mir Levi etwas um meine Handgelenke legte. Handschellen? Waren es...?! WAS GING HIER NUR VOR SICH?!
"Eh....sorry aber....was soll das werden?", fragte ich unsicher.
"Schnauze", kam es nur von Levi. "Wir gehen auf Nummer Sicher."
"Nummer Sicher? Was wollt ihr damit sagen? Als ob ich je einer Fliege was zu Leide...."
"Ich sagte SCHNAUZE!" Okay....ich konnte und wollte auch einfach nichts mehr sagen. Levi schubste mich nach vorne und wir gingen einen langen, dunklen Weg, in Richtung Verlies.

Gefolgt von Erwin, waren wir dann bald angekommen. Verlies war gut, es glich schon eher einem Folterkeller. Keine Fenster, kein Tageslicht....keine Seele weit und breit. Wie sollte ich hier bitte überleben? Das war der reinste Alptraum! Wir kamen vor einer Zelle zum stehen. Dort befand sich ein kleines Bett. Es war nicht nur mega gruselig hier, sondern auch sau kalt und ich hoffte sehr, dass ich einfach gleich aufwachen und in meiner Welt sein würde. Das hier war sicher nur ein Traum....nur ein Traum.

"Na los, rein da", sagte Levi nur unbeeindruckt und schubste mich nach vorne. Er verschloss die Gittertür und ich stand einfach nur perplex da.
"Ehm.... wieso sperrt ihr mich ein? ", fragte ich ganz durcheinander. Dabei hatte ich das Gespräch von den beiden doch selber gehört.
"Es ist nur zu unserer Sicherheit, bis wir wissen, wer du bist, was du hier machst und um wenig Aufsehen zu erzeugen. Sobald einige Sachen geklärt sind, werden wir dich wahrscheinlich wieder frei, aber dennoch unter Beobachtung lassen", erklärte mir Erwin netterweise nochmal.
"Aber....wieso....wieso die Handschellen?"
"Damit du mit deinen dreckigen Pfoten nicht alles anfasst", kam es von Levi nur kühl.

Was war eigentlich mit dem? Hatte er ein Hygieneproblem? Er verhielt sich ja gerade so, als wäre ich DAS Bakterium höchstpersönlich. Erwin schmunzelte.
"Das sind alles Sicherheitsvorkehrungen. Du musst verstehen, wir hatten solch einen Fall noch nie. Wir müssen uns vergewissern, dass du keine bösen Absichten hast. Also dann. Levi wird die Aufsicht übernehmen." Na ganz toll. Da würde ich ja kein Auge zubekommen, wenn der hier Wache schob. Besorgt, genervt und müde drehte ich mich um. Erwin war gerade dabei zu gehen, als Levi wieder zu Wort kam.
"Hey", sagte er. Ich drehte mich wieder zu ihm. Er packte mich durch die Gitterstäbe am Oberteil und zog mich mit aller Kraft nach vorne, sodass ich mit dem Kopf gegen die Stangen knallte. Er schaute mir finster in die Augen. "Mach ja keinen Scheiß. Ich habe dich im Auge." Ich, völlig eingeschüchtert, blieb stumm und versuchte den Schmerz in meinem Kopf zu ignorieren.
"Levi...das reicht jetzt", sagte Erwin und widmete sich mir. "Ich entschuldige mich für sein unangebrachtes Verhalten. " Erwin ging und mit ihm Levi, der mich weiterhin bedrohlich ansah.
"Geh schlafen", sagte er dann nur zu mir und folgte Erwin. Geh schlafen .... und er wollte mir ernsthaft erzählen, ICH hätte keine Manieren. Was dachte der sich eigentlich? Und sollte er nicht auf mich aufpassen? Was wäre, wenn ich jetzt einfach so ausbrechen würde? Okay (Y/N)...mit den Handschellen war das offensichtlich viel zu schwer. Erschöpft legte ich mich auf das kleine Bett. Es war so dunkel und kalt in diesem Verlies und man hörte wirklich kaum etwas. Ab und zu hörte ich einen Wassertropfen von der Decke auf den kalten Boden fallen. Bitte lass mich aus diesem Alptraum erwachen...

Attack on Titan - Eine Reise zwischen zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt