117. Raus vor die Mauern.

158 6 5
                                    


Es kam mir vor wie in einem Déjà-vu.

Raus vor die Mauern, um die Titanen, die sich diesen unweigerlich näherten, in die Flucht zu schlagen. Wir hatten in der letzten Zeit viele gute Soldaten verloren. Haben aber mittlerweile viele wieder dazugewonnen. Wenn auch nur ein kleineren Teil. Aber es war besser als nichts. Wir zählten immer noch Hunderte von Soldaten, die uns jetzt zur Seite stehen würden.

Was anders war, als damals, war der Fakt, dass meine beste Freundin mit dabei war. Ein weiterer Mensch mit mir, der Kampf und Kriege nicht gewohnt war. Der eigentlich ein ganz normales Leben führte. Und das brachte Angst mit sich. Wir hatten uns das Leben hier selber ausgesucht. Mit seinen Lieblingen abzuhängen war das eine. Aber das es natürlich auch mehr mit sich brachte, daran hatte weder ich damals, noch sie heute gedacht.

Nachdem Erwin befahl los zu reiten, stürmten alle drauf los. Meine beste Freundin hatte nun keine Zeit mehr, um nachzudenken. Sie wurde einfach mitgerissen. Nun war es ohnehin zu spät und es hieß jetzt: Konzentration.

Schnell befanden wir uns auf den Feldern. Bald darauf gab Erwin das Zeichen, um die Formation zu bilden. Einige Gruppen befanden sich jetzt im relativ hohem Abstand hinter uns. Da wir Levi und Eren mit dabei hatten, befanden wir uns damit ganz vorne, um weitere Informationen weiter zu leiten.

"Y/BF, ist alles in Ordnung?", fragte Jean sie wieder. Ich versuchte mich umzudrehen und mir ein Bild von ihrer Lage zu machen. In ihrem Gesicht stand eindeutig immer noch die Angst.

"Ich bin mir nicht sicher...", antwortete sie ihm dann darauf.

"Vertrau mir. Dir wird nichts passieren. Ich werde dich mit meinem Leben beschützen, okay?"

Diese Worte. Sie kamen mir so bekannt vor. Levi hatte das damals auch zu mir gesagt. Y/BF schien darüber wohl auch ein wenig überrascht. Letztendlich aber stimmte sie ihm zu und versuchte sich dann ein wenig mehr Mut anzueignen.

"Bisher sind keine Titanen in Sichtweite", sagte Eren.

"Richtig. Jean, richte ein grünes Rauchsignal ab. Wir werden weiter Richtung Westen reiten", befahl Levi, woraufhin Jean das Rauchsignal abfeuerte.

Aus der Ferne konnten wir allerdings auch schon rote erkennen.

"Rote Rauchsignale? Bedeutet das nicht, dass sich dort Titanen befinden?", fragte meine Freundin.

"Richtig. Aber mach dir keine Sorgen, sie sind weit von uns entfernt", versuchte Jean ihr weiterhin Mut zu machen.

Levi schien die ganze Zeit ziemlich abwesend zu sein. Ich schielte ab und zu zu ihm rüber, aber sein Blick war ernst und straight nach vorne gerichtet. Ob er sauer auf mich war, weil ich ihn so angegangen war? Ich musste zugeben, dass bei mir die Synapsen ein wenig durchgegangen waren und ich ihn vermutlich nicht so anpampen hätte sollen. Vielleicht war er aber auch nur auf unsere Mission konzentriert. Denn wie sagte er immer: Eine kleine Ablenkung könnte dein Todesurteil sein. Und er hatte recht damit.

"Grasdackel. Schau nach vorne", sagte Levi dann. Ich schaute verwundert in seine Richtung und schaute dann nach hinten zu ihr.

"Hast du aus deinem Fehler nicht gelernt? Du musst dich konzentrieren. Nur die kleinste Ablenkung könnte fatal für dich enden. Also Blick nach vorne und Konzentration."

"I-In Ordnung...", antwortete sie ihm.

Mein Blick fiel wieder zu Levi. Ja, vermutlich hatte er nichts gegen sie. Vermutlich wollte er nur, dass sie auf sich acht gab, denn die Sache hier war schließlich kein Spaß.

"Du auch", sagte Levi dann. Kurz setzte ich einen irritieren Blick auf.

"Dein Blick nach vorne."

Ich tat sofort was er sagte, ohne Widerworte zu geben.

Eine Zeitlang passierte nichts. In der Ferne sahen wir immer wieder rote Rauchsignale auftauchen. Bei uns herrschte ungewöhnlich viel Stille, weswegen wir bald umkehren wollten. Und ausgerechnet da trafen wir welche an.

"Jean, betätige das rote Rauchsignal. Dort vorne sind Titanen", befahl Levi.

"Scheiße, echt jetzt ?", hatte Y/BF direkt wieder Angst.

"VORSICHT!", schrie Eren dann, als sich von links eine Titanenhand näherte. Ehe sich Y/BF versah, hatte sich Jean aber schon von seinem Pferd erhoben und dem Titanen die Hand abgeschnitten. Daraufhin zertrennte er ihm auch gleich den Nacken.

Meine Freundin schien richtig in Schockstarre zu sein, denn sie blieb auf einmal stehen und schaute sich das Schauspiel an, wie der Titan dampfend zu Boden sackte.

"Was stehst du denn da so rum?! Lauf weiter !!!!", rief Levi dann, doch sie rührte sich nicht. Daraufhin blieb ich auch stehen, was ihn ziemlich ein Dorn im Auge war.
Er wusste nicht was er tun sollte und ritt zur ihr hin.

"WACH GEFÄLLIGST AUF!", schrie er sie dann an. Doch sie starrte nur entgeistert in seine Augen und das nächste was passierte, war eine Ohnmacht.

"Scheiße....", sagte Jean dann nur, packte sie sich dann mit auf sein Pferd und nahm ihres dann an die Hand.

"Das ist gar nicht gut", sagte Eren nur. Ich begann damit, ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Hätte ich es ihr doch nur nicht erzählt. Wäre sie bloß nicht hergekommen. Dann wäre das alles nicht passiert.

"Wir beide haben nachher etwas zu besprechen", sagte Levi dann zu mir.

"Wir werden uns den anderen anschließen. Reite du mit Eren zurück", sagte er zu Jean und die beiden verschwanden.

Wir schlossen uns derweil den anderen Gruppen an und halfen ihnen bei der Vernichtung der Titanen. Danach ging es auf, um die Mauern auf Risse zu überprüfen. Das alles kostete uns einen kompletten Tag.

Mittlerweile war sehr sehr spät. Wir kamen alle wohlbesonnen wieder im Bezirk an. Das erste was ich natürlich tat, war Jean und meine Freundin aufzusuchen. Diese fand ich dann anschließend in ihrem Zimmer schlafend auf.

Jean berichtete mir, dass diese Ohnmacht durch eine hohe psychische Belastung kam. Das tat mir wirklich sehr leid für sie. Sie war dem ganzen nicht gewachsen. Jean blieb dann noch bei ihr und passte auf sie auf. Er musste sie wirklich sehr mögen.

Auch ich ging erschöpft auf mein Zimmer. Ich duschte mich und dachte über den heutigen Tag nach. Ein schlechtes Gewissen plagte mich, obwohl sie sich ja selber dazu entschlossen hatte. Und außerdem, was genau wollte Levi eigentlich ? Wollte er das Gespräch auf morgen vertagen, weil es heute schon zu spät war ? Vermutlich.

In Gedanken verfallen legte ich mich dann schlafen. In meinem Bett. Nicht in Levis. Levi kam nicht zu mir und holte mich rüber. Vermutlich wollte er gar nicht mit mir reden. Vermutlich wollte er mich nicht mal sehen. Konnte ich nachvollziehen, nachdem ich ihn so angepampt hatte. Oh man. Ich würde mich morgen sofort bei ihm entschuldigen. Aber jetzt war ich einfach viel zu erschöpft dafür.

__________________________

Dich plagten in der Nacht ziemlich wilde träume. Nein, diese handelten nicht von einer wilden Nacht mit dir und Levi. Du träumtest von der Expedition, von der Situation mit deiner Freundin und der Sache mit Levi. Du hattest ein schlechtes Gewissen und wolltest mit ihm reden. Dass er am Abend nicht zu dir gekommen war, um das Gespräch zu suchen, plagte dich sehr.

Du warst so in deinen Träumen vertieft, dass du eine Sache absolut nicht mitbekamst. Du wusstest, dass du dich bei Levi entschuldigen wolltest. Und das musste jetzt passieren. Und deswegen fingst du an zu schlafwandeln.

Du standst auf und schlaftrunken gingst du durch deine Tür. Du taumeltest durch die Gänge. Natürlich bekamst du von alle dem nichts mit.

Irgendwann betratst du dann Levis Zimmer und gingst zu seinem Bett. Dort murmeltest du zu ihm, während du ins Bett stiegst:

"Levi... E-es tut...mir...so leid. Wollte nicht so eine Ziege zu dir sein..."

Du kuscheltest dich an ihn ran und sagtest:

"Sei mir nicht mehr böse, ja?! Du darfst auch mit mir machen was du willst..."

Sanft schmiegtest du dich an seine Seite und schliefst dann weiter.

Was du allerdings nichts wusstest, war, das du nicht in Levis Zimmer gegangen warst.

Attack on Titan - Eine Reise zwischen zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt