154. Aufbruchstimmung.

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Nachdem ich aufgegessen hatte, huschte ich schnell Levi hinterher, der wieder auf sein Zimmer gegangen war. Als ich dort ankam, klopfte ich kurz an, ehe ich sein Zimmer betrat. Er saß gerade an seinem Schreibtisch und war schon wieder am arbeiten. Mensch, dass der auch nie mal ein Ende fand!

Ich ging zu ihm hin und setzte mich ihm gegenüber. Keinen einzigen Blick schenkte er mir, sondern schrieb weiter.

"Was willst du?!", fragte er dann schlecht gelaunt. Nein. Fing das etwa schon wieder an? Dieses herablassende Benehmen mir gegenüber?

"Was hast du?", fragte ich ihn, doch er zeigte keinerlei Reaktion. Nun griff ich über seinen Tisch und riss ihm den Stift aus der Hand, weswegen er mich leicht verdutzt anschaute.

"Rede! Bist du sauer auf Erwin oder bedrückt dich etwas anderes?"

Kühl schaute er mich an. Ich hatte das Gefühl, er würde durch mich hindurch sehen. Diese Stimmungsschwankungen waren zwar für ihn normal, jedoch erlebte ich diese, seit ich mit ihm zusammen war, ziemlich extrem. Von einem Moment an, in dem alles perfekt und wunderschön war, wurde er zu einem erbosten Wesen, dessen Emotionen man nicht einordnen konnte.

"Hallo? Sag doch was!", hetzte ich ihn noch mal.

"Ich....ich weiß es nicht", sagte er dann ruhig, seufzte aus und ließ sich mit den Rücken in die Stuhllehne fallen. Sein Blick wich mir aus.

"Und jetzt ehrlich?! Du weißt, dass du mir alles sagen kannst."

Das wusste er. Und somit erzählte er.

"Ich habe das Gefühl, mich nicht mehr unter Kontrolle zu haben", fing er an.

"Negative Gefühle, dann die neuen, positiven, die sich miteinander verschmelzen. Erst geht es mir schlecht, dann wieder gut, dann geht es mir doch wieder schlecht. Ich will nur noch weg von alle dem."

Ich schaute Levi mitfühlend an. Er sah ziemlich fertig aus, dabei hatte das gerade beim Duschen überhaupt nicht den Anschein gemacht. Er konnte gut schauspielern.

"Was genau war denn jetzt der Auslöser, dass du dich schlecht fühlst?"

Langsam und vorsichtig, versuchte ich ihn zu therapieren. Professionell würde mir das wahrscheinlich nicht gelingen, aber ich gab mein Bestes. Er schien auch zu überlegen, ob er sich jetzt mit mir darüber unterhalten wollte. Lange schwieg er. Er würde wohl nicht sprechen.

"Mitunter ich selbst. Aber auch Erwin." Oh, er sprach ja doch.

"Warum gibst du dir dafür die Schuld?"

"Ich bin in den Untergrund gegangen, um abschließen zu können."

"Aber du wusstest doch vorher nicht, ob es dir hilft. Du musstest es probieren, um es herauszufinden. Und ich dachte, es hätte dir ein wenig geholfen?"

"... hat es", gab er nur als kurze und knappe Antwort. Seine Stimme wurde immer ruhiger.

"Und dann traf ich Kirian."

"Was genau hat es mit diesem Kirian auf sich?"

Levi verdrehte die Augen und atmete kontrolliert ein und langsam wieder aus. Ich spürte förmlich, dass er über dieses Thema nicht sprechen wollte.

"Du musst es mir nicht sagen. Ich will dir nur helfen", sagte ich zu ihm, versuchte es dann aber erst mal mit einer anderen Frage.

"Was ist mit Erwin? Warum hat dich seine Strafe so wütend gemacht? Die war doch ziemlich harmlos."

Ich sah, wie sich seine Hände zusammen ballten und sein Blick immer ernster wurde. Ich rechnete stark damit, dass er mir darauf wohl auch keine Antwort gab. Doch er sprach.

Attack on Titan - Eine Reise zwischen zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt