93. Levis Gedanken

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"Levi, hättest du Zeit mir bei den Papieren zu helfen ? Es hat sich schon wieder eine ganze Menge angesammelt. Herr Gott, wenn das so weitergeht, werden wir in drei Jahren damit nicht fertig sein."

Um diesen Gefallen bat mich Erwin, der seit seinem Aufenthalt im Krankenhaus und der Zeit danach, die er auskurierte, nicht dazu gekommen war, die ganzen Papiere zu bearbeiten, die sich in dem Zeitraum angesammelt hatten.

Da ich selten einen Gefallen abschlagen konnte, willigte ich natürlich ein und begleitete ihn in sein Büro. Dort nahm ich dann an seinem Tisch Platz, wo stapelweise die Papiere bereit lagen. Es war wirklich eine menge Arbeit nachzuholen. Meine Fresse war das nervig. Aber nicht zu ändern.

Erwin stellte mir eine Tasse Schwarztee auf den Tisch, die ich dankend annahm. Danach setzte er sich an seinen Bürotisch und widmete sich seinem Papierstapel. Ich hörte ihn teilweise noch schmerzerfüllt aufatmen und vergewisserte mich, ob er sich auch wirklich gut fühlte.

"Was ist los, Erwin?! Wirken die Medikamente nicht ?!"

"Ein wenig. Der Schmerz wird mich wohl noch eine Weile begleiten. Allerdings muss ich sagen, dass diese Heilkräuter echt Wunder wirken. Das wird schon wieder."

"Na, wenn du das sagst", stimmte ich dann ein und unterzeichnete dabei weiter die Papiere. Es wurde ruhig im Raum, doch ich spürte, wie er nachdachte und mich mit seinen Blicken fixierte.

"Levi... Was genau wirst du tun?!", fragte er mich dann, worauf ich ehrlich gesagt nicht vorbereitet war.

"Was meinst du?!"

"Die Sache zwischen dir und Y/N."

"..."

Ich verharrte in meiner Schreibbewegung und dachte nach. Mein Blick schien wohl ernst zu sein, denn Erwin kommentierte das.

"Du musst es mir nicht sagen, wenn du es nicht willst."

"... Ehrlich gesagt...", fing ich dann an.

"....habe ich keine Ahnung, wie ich vorgehen soll."

Und das meinte ich wirklich so. Ich hatte wirklich nicht die geringste Ahnung. Nie in meinem Leben musste ich mich solch einer Situation stellen. Aber ich wusste, dass ich es perfekt machen wollte, denn das hatte sie verdient.

Es war schon alles verrückt. Nie hätte ich gedacht, dass mich dieses Thema "Liebe" je erreichen würde. Ich hatte in diesem Leben eben andere Pflichten. Wurde so gesehen als Krieger geboren und wusste, welche Aufgaben mich begleiten würden. Nie hätte ich gedacht, dass mich ein Mädchen so aus der Bahn werfen würde.

Wenn ich weiterhin ehrlich war, wollte ich es mir auch nicht eingestehen. Ich wollte es nicht wahrhaben, dass solch eine Veränderung gerade eben tatsächlich stattfand. Aber Veränderungen existieren nun mal und man musste sich wohl oder übel damit auseinandersetzen.

Die Frage, die ich mir tagtäglich stellte: Wollte ich das alles überhaupt ? Wollte ich für immer Titanen ausrotten, mich irgendwelchen Feinden stellen und im Krieg im leben wollen ? Oder wollte ich ein ruhiges Leben, mit Menschen an meiner Seite, die mir etwas bedeuteten und Kraft gaben und das Leben einfach lebenswert machen ließen?!

Die Antwort war : Nein und Ja.

Ich wollte keine Kriege mehr führen. Ich wollte einfach meine Ruhe. Ruhe und Frieden und das mit meinen Freunden. Doch der Weg bis dahin schien unendlich weit zu sein. Wir hatten ja nicht mal herausgefunden, woher die Titanen eigentlich stammten. Erst, wenn wir dieses Geheimnis gelüftet hatten, würden wir weiter voran kommen.

Und dazu kam natürlich noch der Fakt, dass wir herausfinden mussten, wer der Kopf der ganzen Angelegenheit war.

"Levi?", fragte mich dann Erwin und riss mich aus meinen Gedanken. Ich blickte erschrocken zu ihm auf. Verflixt! Das mich dieses Thema so sehr in Gedanken bringen würde, hätte ich vermutlich auch nie gedacht.

Attack on Titan - Eine Reise zwischen zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt