138. Schuldgefühle.

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Was sich einst als ein besoffener, blöder Spaß anhörte, entpuppte sich als eine Wahrheit, die alles andere, als lustig war. Connie mochte zu viel getrunken haben, aber Besoffene sprachen meist immer die Wahrheit aus und verbunden mit dem, was ich einst als Traum erhoffte, passte diese Aussage von ihm mehr als nur zusammen.

Zeke hatte mich in einen Titanen verwandelt. Mochte das die Wahrheit sein?! Aber warum? Und war das, was ich erdachte, Wirklichkeit?! Hatte ich wirklich meine Freunde verletzt und gejagt? Hatte ich Levi gejagt und wollte ihn töten? 

Ich kam mir schon fast vor wie bei X-Factor- Das Unfassbare. Wir leben in einer Welt, in der Traum und Wirklichkeit, nah beieinander liegen. In der Tatsachen oft wie Phantasiegebilde erscheinen, die wir uns nicht erklären können. Kannst du Lüge und Wahrheit unterscheiden?!

Ja. Eins zu eins: Mich verfolgte genau dieser Satz.

Warum sollte Connie sowas erzählen, wenn es nicht irgendwo ein Fünkchen Wahrheit besaß? Sicherlich hatten sie mich nicht in meinem Komazustand als einen Titanen verkleidet. Nein. Da musste etwas dran sein und es beunruhigte mich.

Ich flüchtete nach draußen. Schnurstracks ging ich durch die schön beleuchteten Gassen, wo es fabelhaft nach tollem Essen duftete, wo sich die Menschen an dem Fest erfreuten. Ich lief immer weiter und kam irgendwann an einem kleinen Bach an, der ziemlich abgelegen vom ganzen Trubel war. Der Bach floss unter einer kleinen Übergehbrücke hindurch und das Plätschern ließ mich direkt etwas ruhiger werden.

Ich hockte mich an den Bach. Meine Arme um meine Kniee gelegt, meinen Kopf dort drin vergraben. Das Gefühl in mir? Eine erbitterte Leere. Aber gleichzeitig fühlte sich meine Seele so schwer an. Als würde sie etwas stark belasten und Negatives mit sich herumtragen. Kurze Zeit später hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Ich reagierte nicht. Ich reagierte erst, als mich jemand an meine Schulter anfasste. Die Hand, die mich berührte, schlug ich mit meiner weg und drehte meinen Kopf zur Seite, um in das verdatterte Gesicht von Hanji zu gucken.

"Fass mich nicht an !", fauchte ich und schenkte ihr einen giftigen Blick. Hinter ihr stand Levi.

"Mordsfreundin...bitte, wir...wir wollten-"

"Was ist vorgefallen? Erzählt es mir! Ich will ALLES wissen! Hört ihr? ALLES!" Ich stand auf und ging ein paar Schritte zurück, um genügend Abstand zu ihnen zu halten. Mit gesenktem, schuldigem und gleichzeitig traurigen Blick, erzählte mir Hanji dann die ganze Geschichte.

"...das war's...das ist die ganze Wahrheit..."

Völlig entrüstet stand ich nun da und konnte nicht glauben, was sie mir da erzählt hatte. All das, was ich als einen Traum niedergelegt hatte, war also wirklich passiert?! 

"...du willst mir also damit sagen, dass ich euch gejagt habe?! Das ich Levi gejagt habe und ihn töten wollte?! Oder es sogar fast getan habe ?! Willst du mir das damit sagen?!"

"....Ja...aber das hast du ja nicht mit Absicht gemacht..."

Mein Körper füllte sich auf einmal mit so viel Ballast, dass es mir schwer fiel, auf den Beinen stehen zu bleiben. Mein Blick war erstarrt und ich fühlte rein gar nichts mehr. Ich fasste mir mit den Händen an meinem Kopf und dann flossen die Tränen nur so meinen Wangen herunter.

"Wann wolltet ihr mit das sagen....?! WANN?!"

"Eigentlich sofort, nachdem du klar bei Verstand warst...", antwortete Levi ruhig. Auch er schien sich dieser Sache schuldig zu sein.

"Eigentlich? Und warum habt ihr damit so lange gewartet? Wolltet ihr es in Vergessenheit geraten lassen? Als wäre nie etwas passiert? Mich die ganze Zeit weiterhin belügen und so tun, als wäre es ein Alptraum, über den man irgendwann nicht mehr sprechen will?"

Attack on Titan - Eine Reise zwischen zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt