129. Levis Gedanken 3.0

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Nach dem Training, das bis in den Sonnenuntergang hineinging, wollte ich noch anderweitig ein wenig Zeit verbringen, weswegen ich mich auf ins Gebäude machte. Y/N wollte noch einen Abstecher zu ihrem Pferd machen, da sie der Meinung war, ihn vernachlässigt zu haben. Tch. Das Putzen vernachlässigen konnte sie gut. Bei ihrem Pferd war es dann natürlich nicht anders. Auch, wenn das jemand für sie übernahm.

Mich plagte den ganzen Tag über schon eine Unruhe. Ich konnte nicht beschreiben, woher diese mit einem Mal kam. Ich konnte nämlich behaupten, dass ich die letzten Tage und Wochen ein ganz anderer Mensch geworden war. Seitdem ich Y/N meine Gefühle gestand, hatte sich vieles verändert. Ich war anders geworden. Offener. Einfühlsamer. Glücklicher. Ja. Ich konnte behaupten, dass ich glücklich war.

Wann hatte ich dieses Gefühl jemals so stark gehabt, um sagen zu können, dass ich glücklich war? Dieser Mensch, der aus einer ganz anderen Welt kam, hatte es geschafft, mich aus der Bahn zu werfen und mich tatsächlich zu verändern. Auch, wenn sie eine Nervensäge war, so liebte ich sie dennoch.

Dessen ungeachtet: Heute überkam mich dieses seltsame Gefühl. Ich sagte noch zu ihr, dass sie auf sich achten solle, woraufhin sie mich mit einem missverständlichen Blick anschaute und fragte, ob es denn nicht generell im Bezirk sicher sei. Ich antwortete ihr mit: Es ist nirgends wirklich sicher.

Sie ging und ich ging ebenfalls. Meine Pläne wurden, wie sollte es auch anders sein, von Hanji durchkreuzt. Sie schnappte mich auf, weil sie mir etwas erzählen wollte. Zusammen gingen wir in den Aufenthaltsraum, wo ich mir eine Tasse Tee zubereitet hatte und hörte der nervigen Brillenschlange zu. Wirklich: Ich hatte echt Besseres zu tun, als mir ihre Geschichten über ihre Experimente von ihren gestörten Titanen anzuhören. Nichts desto Trotz, tat ich es.

Doch irgendwann überkam mich ein ganz anderes Gefühl. Ein beklemmendes und noch unruhigeres Bauchgefühl. Ich hatte das Gefühl, dass Y/N in Gefahr gewesen war. Ich wusste natürlich nicht, ob ich recht damit behielt, aber mein Instinkt täuschte sich selten. Daraufhin stürmte ich aus dem Raum, was Hanji ziemlich verwirrt dastehen ließ. Aber ich durfte keine Zeit verlieren.

Mein Herz raste. Mein Adrenalin stieg an. Hoffentlich täuschte mich mein Instinkt. Nur dieses eine Mal. Doch so sollte es nicht sein. Ich rannte immer weiter und weiter, um dann letztendlich stehend im Stall fest zu stellen, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag.

Scheiße, dachte ich mir nur in den Moment und meine Emotionen spielten komplett verrückt. Natürlich hätte es sein können, dass sie sich woanders aufhielt, aber wie gesagt : Mein Instinkt täuschte mich selten. Eigentlich nie.

Ich beauftrage Jean, der mir gefolgt war, die anderen aufzusuchen, weil ein Kampf wohl unausweichlich bevorstand.

Ich wusste es. Ich wusste, dass dies noch kein Ende haben würde. All die Zeit, in der es friedlich zu sein schien, bahnte sich im Hintergrund etwas an. Wir waren nur alle so naiv und glaubten, dass es nicht so kommen würde.

Flüchtig suchte ich den Stall mit meinen Blicken ab und entdeckte Blut auf dem Boden. Direkt vor mir. Aber auch ein wenig weiter entfernt. Es kam hier zu einer Auseinandersetzung.

Ich fackelte nicht lange und stürmte ebenfalls nach draußen. Bis dato war Erwin schon alarmiert worden, der auf Biegen und Brechen versuchte, einen Plan aufzustellen. Ich suchte dann mit meinen Kameraden den ganzen Bezirk ab, aber von niemanden gab es eine Spur.

Wut, Sorge, Trauer, Schuld. Das waren die Gefühle, die mich gerade begleiteten. Hätte ich sie doch nicht gehen lassen. Wäre ich bei ihr geblieben, so hätte sie vermutlich niemand entführt. Ja, ich wusste, dass mir diese Gedanken im Nachhinein sie weder zurückbrachten, noch die Situation vertrösten würde...

Attack on Titan - Eine Reise zwischen zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt