Brief 199

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Hallo Kleine,

Ja, ich misstraue der Technik. Ich misstraue irgendwelchen Automatismen, welche ich nicht selber überprüfen kann. Das hat nicht nur mit den Triebwerken zu tun, war schon immer so - irgendwie. Ich meine, irgendwie verstehen können, was abgeht, das finde ich beruhigend. Einen Fehler nachvollziehen zu können, das hat mich früher glücklich gemacht. Aber hier draussen, hier ist jeder Fehler einen Schritt in die Richtung des Desasters. Ein kleiner Fehltritt und Klick - alles aus und vorbei.

Wir hatten viele male Glück, sehr viele male, vielleicht sogar zu oft - ich weiss es nicht - aber ich will den Bogen nicht überspannen. Wie lange kann das noch gut gehen, im Ernst, wie lange noch? Immer kommt der nächste Fehler um die Ecke geschlichen, lächelt dir ins Gesicht, man sieht aber nur das Problem. Wo sind die Lösungen, wo?

Ja, ich bin genervt, es dauert mir viel zu lange. Es ist beängstigend, ich kann nicht mal sagen, was unser Plan B ist. Vielleicht funktionieren die Triebwerke nie wieder und wir treiben weiter und weiter. Ich alleine wach, die anderen gütig am Schlafen. Und dann, irgendwann, geht die Luft aus, wir röcheln ein letztes Mal. Ziel verfehlt, aber neuen Rekord aufgestellt. Ich würde aber gerne etwas - nennen wir es sinnvolles - tun, bevor ich sterbe. Irgendetwas, auf das ich wirklich stolz sein kann. Nicht nur ein Flug in die leere wegen Triebwerksversagen. Das klingt doch einfach bescheuert. Mensch eh.

Dir einen guten Schlaf, ich sollte auch mal.

Grüsse, dein übermüdeter Peter

Briefe vom MarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt