Brief 162

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Danke Peter für deine motivierenden Worte. Nein, wir sind nicht mehr im alter wo das solche Worte braucht. Du müsstest mir Gratulieren und mich fürsorglich Fragen, ob es mir gut gehe und ich noch etwas brauche. Aber soziale Bildung war noch nie deine Stärke. Du pflügst dich wie ein Eisbrecher durch die Gefühle der Menschen und willst nur aus der Welt der Gefühle raus. Was kümmert dich das Wohl eines anderen Menschen – oder gar das einer guten Freundin? Du bist blind auf deinem Herzen. Vielleicht hast du deshalb keine Freundin gefunden, keine Frau, welche mit dir in die Zukunft gehen will. Du ignorierst die Menschen. Du bist – ach, du weisst es schon.
Und deine Vorwürfe – was soll das mit den Männern nun wieder heissen? Willst du mir etwas unterstellen? Sei froh, dass du so weit weg bist und ich mit einer dieser Nadeln an dieses verfluchte Bett gefesselt bin. Aber – sobald ich ein Tablett in die Hände kriege, werde ich es dir an den Kopf werfen – verstanden? Und falls ich es bis dann vergessen habe, erinnere mich daran – klar?
Was soll ich jetzt machen? Ich bin schwanger. Das wird alles ändern – mein ganzes Leben – alles wird anders. Meine Oase wird ein Kinderzimmer – ich meine, es war ja als das geplant – aber nun plötzlich. Ich – keine Ahnung. Es ist seltsam, anders, irgendwie unerwartet. Ich hatte so vieles im Kopf, du hast mich beschäftigt – und jetzt plötzlich – Schwanger. Ein Wort, es ändert so vieles, es ändert mein Leben, nicht nur mein leben.

Weshalb schreib ich dir all das? *Argh*!

Briefe vom MarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt