Brief 328

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Hallo Peter,

lebst du noch? Wie geht es dir?

Entschuldige, dass ich dir nicht geschrieben habe. Sie haben Werner gestern noch nicht geweckt, irgendetwas entsprach noch nicht ihren Anforderungen, weiter Infusionen, Beutel und Gläser sind dazu gekommen. Die Ärzte sagen mir nur, dass alles gut kommt. Mehr verstehe ich nicht. Auch heute war es noch nicht so weit. Ich sass wieder fast die ganze Besuchszeit bei Werner am Bett. Michelle hat mich begleitet, war dann aber mit Noëlle beim Friseur. Sie haben Richard ein Geschenk mitgebracht. Ich durfte nichts zu Werner bringen. Aber ich habe seine Hand gehalten, seine Hand an meinen Bauch gedrückt. Ich bin da, ich habe es ihm gesagt, ich bin da, habe ich ihm ins Ohr geflüstert. Ich weinte wieder. Wieder. Zum Glück holte mich Michelle für das Mittagessen. Wir waren beim Italiener, Pasta für mich, keine Ahnung mehr wie sie schmeckten. Michelle bestand darauf, dass ich viel trinke. Tee, Wasser, Schorle und immer wieder einen Schluck. Sie passt auf mich auf, und sie passt auf Noëlle auf.

Ich sitze in auf meinem Bett, heute Nacht will ich alleine schlafen. Vielleicht. Wenn ich es kann. Ich habe so viel im Kopf, er scheint zu explodieren und ist doch leer. Schwarz, zukunftslos, aus.

Ich versuche zu schlafen, morgen gehen wir wieder hin, morgen wollen sie Werner wecken. Es sehe gut aus. Morgen, morgen, morgen. Ach, wenn es doch nur schon übermorgen wär...


Briefe vom MarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt