Brief 292

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Hallo Peter,

Ich sende Nachricht um Nachricht, ich will das nicht, ich will mich zurückhalten, will wieder ein Leben, will endlich wieder ankommen hier in meinem Zuhause, will mich Frei fühlen, leicht sein. Ich bin schwer, wie Blei zieht es an mir, ich schleppe einen grossen Klotz auf meinem Herzen. Dich. Oder nicht dich, nur die Sorge um dich, deine Crew, um euch, aber auch um uns. Die Zukunft macht mir Angst, es ist ungewiss, wird deine spitze Zunge mein sein als Mutter begleiten – oder kapselst du dich dann komplett ab? Oder – oder, du weisst schon, oder.

Das Warten, das Ungewisse, die Unsicherheit, das Zittern wenn ich in der Küche stehe, es macht mich fertig. Schon wieder. Ich vertraue dir, ich – es fällt mir trotzdem schwer. Was machst du, Peter? Bist du noch da?

In den Nachrichten bringen sie keine Neuigkeiten zu euch, nur Statistiken, Anekdoten und Animationen. Sonst scheint die Welt in eine Stille verfallen zu sein – Friedensverhandlungen, Schnee an den einten Orten, Hitze an den anderen. Politisch bewegt sich nicht viel – die Abgaben sollen wieder erhöht werden, die Bahntickets schlagen nächstes Jahr wieder auf, Autofahren ist immer noch schlecht für die Umwelt wenn man mit Benzin rollt. Der Benzinpreis ist stabiler als von vielen angenommen, Prognosen, Wetter, ein müder Witz, Tennis.

Ich mag nicht mehr, ich esse jetzt den Kuchen, Stück um Stück.

Bitte schreib mir, bitte, deine Maya

Briefe vom MarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt