Brief 78

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Hallo Maya,

Viele Mails sind reingeknallt. Eine kurze Verbindung, Datendurchladen, dann war der Satellit wieder ausser Reichweite. Ist ein bisschen wie früher mit dem Handy im Zug - mal hat man ein super gutes Netz und eine Kurve später wird die Leitung unterbrochen. Es war ein aufleuchten, ein Hoffen.

Wir sind da im Orbit, drehen ründchen um ründchen, der Comsat ist weg.

Danke für deine Mails!

Du weisst vermutlich gar nicht, was mir deine Nachrichten hier draussen bedeuten. Ohne diese Nachrichten wäre die Erde für mich verloren, weg. Du bist mein Bezugspunkt zur knubbeligen Erde da unten, zu der Erde, die meine Heimat sein sollte.

Ja, ich habe dir Versprochen wieder zurück zu kommen, das war auch meine Absicht. Aber, wir hatten nicht viele Möglichkeiten. Ich wollte und will weiter Leben. Denn nur wenn ich lebe, sehe ich auch eine Option, dich irgendwann mal wieder in die Arme schliessen zu können. Irgendwann. Vermutlich nicht Morgen und auch nicht übermorgen, aber irgendwann.

Wir kennen die Zukunft nicht, ich kenne nur mein Streben, meine Ziele. Doch immer wieder kommt etwas dazwischen, unterbricht mich auf meinem Weg, leitet mich um, bringt mich weiter. Irgendwann werde ich dort sein, auf dem Olymp, auf dem Mars, am Ende meiner Wege.

Wie konnte ich mich für diesen Flug entscheiden? Diese Frage stellst du mir. Es ist ganz einfach - ich wollte überleben. Die MMS01 ist für einen Flug zum Mars und der Landung dort gebaut, nicht für eine Erdlandung. Wir wussten, dass die Sänger kommt, aber die eine war ein reines Tankmodell und die andere hatte nur genug Platz für Igor und seine Leute.

Wir mussten uns abkoppeln - und wir mussten Zünden. die CZ21 hat uns den Start überhaupt ermöglicht, ohne diese wären wir wohl in einer zu schwachen Umlaufbahn gedriftet und zu langsam zum Mars gestartet.

Unsere jetzige Bahn ist länger als die Ursprünglich geplante, aber wir erreichen durch den Deepkick eine massiv höhere Geschwindigkeit und können so unsere Reisezeit um ein vielfaches reduzieren.

Wir sind fünf Personen an Bord eines Schiffs, welches für vier geplant wurde. Wir haben genügend Nahrung und alles, aber wir dürfen nichts provozieren.

Du bist von Berlin nach Zürich geflogen - schade, hättest dir Berlin mal anschauen sollen. Ist eine der - ist eine meiner Heimatstädte. Ich fühlte mich dort zuhause, Unerkannt, alleine, aber zuhause. Vielleicht wird Richard es dir mal zeigen, oder du machst mit Werner Ferien dort.

Zu M@sr - die haben sich nicht vertippt, die heissen eigentlich: Me @ Space Rocket. Oder habe ich das zumindest irgendwo aufgeschnappt. Der Buchstabendreher zum Wort Mars war wohl nicht so geplant - aber das fragst du am besten die Gründer dieser Clique.

So, ich schwebe nochmals rum, bald schwenken wir zum Mond, eine Übergabe der Kräfte. Bald. Ich muss noch Elisa wecken und Sie in die Schlafsäcke begleiten.

Bis gleich.

Dein Peter

Briefe vom MarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt