Brief 360

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Es ist mitten in der Nacht. Werners Seite im Bett ist leer, unbenutzt. Ich mache mir Sorgen.

Hallo Peter,

der erste Griff nach dem Wachwerden führt zum Handy, nein, du hast mir nicht geschrieben, aber das habe ich auch nicht erwartet. Ich schreibe dir, schriebe, weil ich ordnen muss, weil ich es aufschreiben will. Ich weiss nicht wo Werner ist, das Bett ist kalt ohne ihn, leer. Wieder. Er - er - ich muss in die Küche.

Werner ist noch da. Richard auch. Beide draussen, auf der Terrasse, sie stehen, Richard hält Werner fest in den Armen.

WAS?

Ich brauch ein schluck Cola. Die sind beide betrunken. Das muss es sein. Ich meine, Werner lässt sich nie lange von einem Mann drücken - er fühlt sich dabei einfach nicht wohl. Selbst von mir lässt er sich nicht sehr lange drücken. Aber Richard? Der darf ihn scheinbar drücken. Lange, länger. Was geht da draussen ab? Will Richard mir meinen Werner ausspannen? Wehe ihm!

Jetzt verstehe ich, was abgeht. Richard hat Werner abgefüllt, abgefüllt mit bösen Absichten. Scheisse. Ich muss kotzen - sicher nur die Schwangerschaft - ich bilde mir alles ein. Ich hasse Galle.

Nochmals Cola, Zähen putzen, ins Bett, weinen.Ich höre Werner leise weinen. Ich kann nicht mehr. Nein.


Briefe vom MarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt