Brief 265

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Lieber kleiner Peter,

du bist wohl jedes Mal überfordert, wenn du mit einer Frau zu tun hast - nicht? Also so fühlt es sich zumindest an. Ehrlich - reiss dich mal zusammen - sie wird dich schon nicht Fressen - und wenn auch, dann lass sie doch. Mensch eh!

Ich frage mich, was ich bei deiner Sozialen Erziehung falsch gemacht habe - denn als gute Freundin bin ich irgendwie mitverantwortlich. Was habe ich dir angetan, dass du Angst vor Frauen hast? Peter? Was?

Du hast mich vermutlich einfach falsch verstanden, so wird es wohl sein, so ist wohl auch jetzt mit Elisa. Du kannst Menschen nicht lesen, du siehst nur, was du sehen willst, und manchmal biegst du dir deine Wahrheit noch ein bisschen zurecht. Ich kann das ja verstehen, aber versuche doch mal mit Elisa zu sprechen. Wir Menschen haben das Glück, dass wir miteinander sprechen können - das löst schon viele Missverständnisse. Gib Elisa eine Chance, reiss dich endlich zusammen.

Vielleicht hat sie ja Angst vor dir, grosse Angst. Du bist auch nicht mehr der, welcher vor langer langer langer Zeit hier auf der Erde den Menschen zuwinkte und das Mädchen hochhob. Du bist nicht mehr der Mann, welcher die Schüler motivierte, einer Arbeit nach zu gehen, welche ihnen passt, statt nur auf ihr Image zu schauen. Du bist nicht mehr der Peter, den ich kannte. Ich kenne dich, und doch bist du mir fremd. Ich schätze dich, und doch bist du mir fern. Weisst du noch, wie du aussiehst? Weisst du noch, wer du bist? Peter? Ich stelle mir diese Frage, denn das würde so vieles erklären, das Verhalten von Elisa, es wäre klar. Sie erkennt dich nicht mehr, sie hat Angst, Angst vor dir, da du nicht mehr der bist, der du einst warst. Ach, mir schwirrt jetzt der Kopf. Du verstehst mich, oder hättest mich früher verstanden, da bin ich mir sicher.

Vielleicht liegt es an dir, das klingt zwar hart, aber manchmal kann es auch an dir liegen. Oder, es hat eigentlich schon oft an dir gelegen - jedes Mal, wenn eine Frau dein Leben betrat und dann wieder fluchtartig ging - es lag nicht an ihnen, es lag an dir. Du hast etwas Anziehendes an dir, aber du stösst die Menschen zurück. Du glaubst, du wärst Attraktiv, aber das ist nur deine Kleidung. Nichts schlägt einen Astronauten - diesen Spruch habe ich oft von dir gehört. Aber Astronauten fliegenweit weg, sehr sehr weit weg.

Du wolltest nie auf mich hören, jetzt bittest du mich um Hilfe. Ich kann doch nicht alles retten, was du in deinem Leben versaut hast. Ich meine, das mit Elisa und dir, das war damals doch mehr als eine Freundschaft - und sie lief mal ausnahmsweise nicht davon. Jetzt hast du sie gefangen, bist mit ihr auf engstem Raum. Ich würde da auch überreagieren - mir dir, in einem Raum, ohne Möglichkeit zu gehen? Dein Humor ist oft beissend, juckt einen, deine Worte können einen einengen. Ich habe keine Angst vor dir, ich mag dich sogar, aber ich könnte mir nie eine Beziehung mit dir vorstellen - jetzt weisst du auch, weshalb.

Vielleicht geht es Elisa gleich. Keine Ahnung, ich bin nicht dort, du bist es. Du, dein grosses Mundwerk und dein Ego. Beweist mir, dass ihr mehr könnt, als nur zu flennen. Ich habe das Flennen satt. Wirklich. Deine Maya

Briefe vom MarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt