Brief 260

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Hallo Maya,

Du bist wohl am Essen – lass es dir Schmecken.

Ich höre wieder die Schleusen, irgendwo in der Ferne, zwei, drei Kabinen weiter. Entweder fliegt immer noch ein Schuh umher, oder Elisa bewegt sich. Ich weiss, dass sie weiter hinten sein muss, denn ich bin vorne im Schiff, ganz vorne. Jetzt muss ich die letzten Funken Aufmerksamkeit aus mir zusammenziehen und auf jedes Detail hören. Ich werde das schaffen, ich glaube an mich, ich muss.

Was heisst stille? Die Lüfter rauschen vor sich hin, irgendetwas knattert im Wind, ein Schleifgeräusch, die Streben des Schiffes knirschen. Das Schiff bewegt sich, langsam, stetig, ist beschädigt worden, etwas schwingt. Das Zischen der kleinen Hilfstriebwerke faucht durch die Hülle. Wir sind hier, wir allein.

Weitere Schleuse, warten. Die Verriegelung löst sich, die Bolzen werden zurück gefahren, der Unterdruck löst sich mit einem Ploppen auf, jetzt schwingt die erste Luke auf,  die Motoren surren präzise, dann löst sich die zweite Luke. Licht aus der anderen Kabine dringt ein, die Luke schwingt weiter auf.

Ich habe wohl Elisa gefunden. Und den Schraubendreher. Aber zu Freudentanz ist mir nicht – wie sie den Schraubendreher hält – ihr Blick, mir ist nicht wohl.

Ich – ich – ich schreibe später,

dein Peter 

Briefe vom MarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt