Brief 311

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Hallo Peter,

Nichts neues ist passiert. Doch, die Kirchenglocke hat gerade geschlagen – es ist sechs Uhr, die Vögel beginnen ihr Konzert, draussen wird es langsam wieder heller.

Die Bergungsarbeiten laufen immer noch, ist es wirklich so? Dieser Unfall, mein Werner? Vielleicht ist Werner ja einfach irgendwo und schläft einen Rausch aus – hat nur einen Pfosten geküsst und ihm geht es gut?

Ich, ich glaube, ich belüge mich selber. Ich habe, ich kann nicht. Ich kann nicht klar denken. Was will ich?

Ich bin müde, verdammt müde, ich kann nicht schlafen.

Weshalb ist Werner nicht da?

Ich erreiche ihn nicht, es kommt immer gleich der Anrufbeantworter. Kein Wartezeichen mehr, nur der Anrufbeantworter. Vielleicht ist ja sein Akku leer.

Ich zittere. Ich weine. Ich sitze immer noch hier, kalte Fliessen, mein Bad. Ich bin da, wo ist Werner?

Scheisse. Wirklich, scheisse – was soll ich machen?

Soll ich bei der Polizei anrufen? Können mir die mehr sagen? Ich – vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm. Vielleicht – vermutlich ist alles in bester

Das Handy klingelt.

Es ist nicht Werners Nummer.

Soll ich Abnehmen? – Ich muss. Ich habe Angst.

Briefe vom MarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt