Brief 170

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Hallo Peter,

Du kommst auf die schiefe Bahn – oder wie soll ich deine letzte Nachricht jetzt wieder verstehen. Du bist so ein, ein Minimalist, wenn es um wichtige Informationen geht. Richard wird mir nicht immer alles erklären können. Ich erzähle dir jetzt nichts von den langen Nächten – *Alles ist sicher und super sicher – es wird nichts passieren* - was waren deine Worte? Rückfallsysteme mit doppelter Sicherheit, Notsysteme und Redundanz. Aber – eine einfache Uhr versagt. Klar. Kann ich verstehen, ich meine, wärst du auf dem Weg zum Mars oder so, dann wäre es schlimm, aber es geht ja nur um deine automatisierte Hundefutterbestellung.

Und nein, Emil ist keine Option. Basta. Nimm einen anderen Namen, bitte, bitte, lass dir was einfallen, mach mit, komm schon.

Weisst du, diese Betten sind immer noch so Steril, so, es ist nicht angenehm hier. Die Patienten werden dazu gewollt, früher nach Hause zu gehen – so fühlt es sich an. Die Schuhe der einten Schwester schmatzen beim Gehen, ich höre sie jedes Mal im Gang. So kann ich nicht einschlafen. Es gibt so vieles – ich sollte schlafen, das weiss ich ja – aber mein Kopf ist ein Karussell, wirbelt von einem Gedanken zum nächsten Gefühl, die Sonne geht auf, ein Lächeln am Rand, Richard, Kinder die tollen, Werner mit Noëlle die mir zuwinken, wieder ein Gedanke, ein Gefühl, die Sonne … Ich kann nicht schlafen, nicht jetzt. Und – ich nehme keine Schlaftablette – nicht jetzt. Nein. Ich – ich habe Angst – Angst vor der Zukunft. Verdammt.

Drück mich bitte? Grüsschen, Maya

Briefe vom MarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt