Brief 262

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Hallo Maya,

Elisa ist immer noch da, sie blinzelt ab und an, atmet. Ich denke, ich höre ihre Wimpern flattern, das Knistern ihrer Kleidung wenn sich der Brustkorb hebt und senkt. Ihr blick haftet immer noch an mir, erinnert mich an Modepuppen mit den folgenden Augen - du weisst doch, die mit den Augen nach innen - eine Illusion, aber die war schon unangenehm. Hier, der Blick, ich kann ihn fühlen, er kribbelt auf meiner Haut, die Haare stellen sich auf. Ihr Blick, kalt, fragend, verloren. Könnte Sie mir die Seele aus dem Leib blicken - dann wäre es wohl genau das. Ich werde verrückt. Ich - ich habe Angst vor dem, was mit mir passiert.

Eine Träne löst sich aus ihrem Auge, schwebt durch die Kabine, kullert unförmig. Schmerzen? Angst? Was bringt Elisa zu Weinen? Ich versuche flacher zu atmen, alles zu hören, was es zu hören gibt. Das Knarren der Verstrebungen, das Surren der Lüfter, die Wimpern von Elisa, ihr Atem, das Knistern der Kleider. Die Stille, welche auf den Ohren dröhnt, ich höre sie, ich will noch mehr hören, will - befürchte, etwas zu überhören.

Ein rollendes Knurren unterbricht die monotone Kulisse, Elisa Atmet lauter ein, ihr Blick ist kurz verlegen, sie legt sich eine Hand auf den Bauch, in der anderen immer noch den Schraubendreher. Ihr Blick wird wieder sicherer, kälter, bedrohlicher. Werde ich ihr nächstes Mahl?

Wen habe ich geweckt? Wo ist Elisa?

Verunsichert, dein Peter

Briefe vom MarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt