Brief 236

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Schläfst du Peter?

Du hast alles gegeben, aber der Mensch hat Grenzen. Das musste ich auch lernen, immer wieder. Sonst wäre ich nicht hier, würde nicht warten, dass die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster strahlen und eine der Pflegerinnen mir einen guten Morgen wünscht. Ich warte. Wir warten alle.

Aber du, du musst mal Pause machen. Dein Kopf raucht.

Du scheinst zu vergessen, was du mir einst gesagt hast - lieber er lebt und hasst dich, als das er tot wäre. Es ging damals nicht um Astronauten, nur um die Diskussion, wie man einem Verletzten helfen soll. Du hast damals so selbstbewusst geklungen, deine Worte haben Sinn gemacht - jetzt scheinst du an deiner eigenen Vergangenheit zu Zweifeln. Peter? Bist das noch du - oder hat jemand deinen Platz eingenommen?

Ich frage mich vieles, was würden wohl Menschen denken, welche nur unsere Nachrichten lesen? Ich meine - irgendwie durchleben wir Stürme und - ich kann das nicht.

Ich kann mich nicht von dem Ablenken, was bei dir passiert. Ich mache mir Sorgen, ich Zittere schon wieder. Ich habe Angst - Angst um dich - aber auch Angst, dass ich noch eine weitere Nacht hier bleiben muss. Ich meine - Ich will nicht mehr hier sein. Ich will hier raus. Kannst du das verstehen? Peter?

Ich will hier raus - in die Freiheit. Ich will rausrennen. Ich will zu dir, dich umarmen. Ich will dir helfen. Ich - ich will mir keine Sorgen mehr machen.

Briefe vom MarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt