Brief 349

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Giftzwerg? ICH?

So klein bin ich nicht! NEIN! Musst du mich immer Beleidigen? Muss das sein? Ich finde das nicht cool.

Mal schauen, ob ich nach Luzern gehe. Ist ja nur ein Katzensprung - aber - ich habe eine so volle Agenda. Und was soll ich ihm sagen? „Hallo, ich bin Maya, die Kollegin von Peter - ich habe eure Kollision mitverfolgt?" Oder was?

Ich habe andere Probleme. Werner. Es geht ihm nicht besser. Seien Verletzungen sehen besser aus, die Ärzte sind glücklich - aber die Ärzte erwachen auch nicht jede Nacht wenn Werner wieder auf die Toilette geht. Immer noch, bis die Galle kommt, sauer, bitter. Nein, die Ärzte finden alles gut, Werner schweigt sich aus - ich wage es nicht, etwas zu sagen. Ich fühle mich fehl am Platz. Meine Gedanken sind in einer Schlaufe, immer wieder landen sie bei Werner. Ich fürchte mich vor der nächsten Nacht. Werde ich wieder Hilfs los in der Küche stehen, ihm einen Tee kochen, das Cola bereitstellen, schweigen? Werde ich wieder warten bis er im Bett ist, selber einen Schluck Cola trinken, die Screens nochmals einschalten, Bilder der Welt über mich strömen lassen, eine Sitcom mit künstlichem Lachen anwählen, verharren, nicht sehen, was auf dem Schirm läuft, einfach froh sein, nicht alleine zu sein. Werde ich mich diese Nacht wieder belügen?

Werde ich?

Oder werde ich endlich mal schlafen können?

Deine Maya


Briefe vom MarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt