Brief 86

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Tschüss

Die Welt geht unter.

Die Kanten des Mondes flimmern, dahinter verschwindet ein blaugrüner Ball. Adieu Erde. Rocco hat noch ein Foto gemacht.

Unter uns Dunkelheit, einige Kurven, Flecken gleich.

Drei Müde Gesichter raffen sich für einen letzten Blick auf. Der Mond verliert seine Spannung, behält seine Kraft.

Ich tippe, tippe, tippe.

Gleichmässiges Atmen füllt die Kammer, kleine Lüfter surren säuselnd vor sich hin. Die Hände werden träger auf der Tastatur.

Ich tippe, tippe.

Buchstaben versuchen zu erfassen, was ich hier mit meinen Augen sehe, mit meinen Sinnen fühle. Ein ganzes Spektrum an Eindrücken zu beschreiben.

Ich tippe.

Worte erzählen von uns hier oben, wie wir uns dem Moment hingeben und davor fürchten was kommt. Wir schweigen uns aus, denn jedes Wort könnte die anderen mitreissen. Wir sind eine Gemeinschaft, schützen uns selbst gegen uns selber. Wir fürchten uns selber. Entfliehen können wir nur in fremde Welten, aber hier an Bord ist kein Platz für Angst.

Ich.

Sätze halten mich am Leben, helfen mir zu reflektieren. Sie sind meine Leine, meine Kraft, mein Bewusstsein das nicht vergisst. Ich kann zurück und lesen.

tschüss.

und bis bald.

Tschüss.

Ich werde nicht mehr kommen.

Briefe vom MarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt