Brief 227

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Hallo Maya,

Elisa hat aufgehört zu schreien. Eigentlich müsst ich glücklich sein - aber nicht so. Der Schrei erstickte, wurde heiser, krächzend. Die Stimmbänder verloren den Laut, ein geflüsterter Schrei, ein stummer Schrei. Tränen kullern aus ihren Augen, sie hustet, wimmert, zittert. Ihre Hand hat sie zu einer Faust verkrampft. Den Körper hat sie zusammengezogen - die Bänder schneiden in die Haut. Ihr Atem geht schwer, ich habe Angst. Angst vor ihr, Angst vor dem, was geschehen ist. Ich habe Angst.

Ihr Körper zuckt noch, das Piepsen des Defis wird langsamer. Sie darf jetzt nicht gehen. Nicht. Ich kann das nicht. Ich kann das nicht mehr. Sie ist ein Teil meines Teams. Sie hat mich immer unterstützt. Mein ganzes Team hat mich immer gestützt. Wir waren ein Team, in jeder Situation. Zumindest fast immer. Jetzt darf ich sie nicht verlieren. Ich - ich brauch sie, ihre Stimme, ihr Lächeln. Ich brauche sie - aber nicht zum rummachen. Was denkst du dir nur? Maya?

Der Puls scheint konstant zu sein. Langsam, aber konstant. Sie bewegt sich nicht mehr - nur die Atmung geht noch. Sie ist - wieder bewusstlos. Toll - und ich kann wieder nichts machen. Doch, die Decke wieder zurecht rücken - und dann warten. Warten, warten und warten.

Die Basis hat eine Nachricht gesendet - sie testen gerade ein Update der Triebwerkssteuerung. Endlich. Und sie wollen einen aktuellen Stand zu Elisa. Was soll ich nur schreiben?

Gruss und Wortlos, dein Peter

Briefe vom MarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt