Brief 280

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Hallo Maya,

Ich lebe noch. Bin gerade am Essen. Noch am Schlafen. Muss mir schnell das Gesicht waschen.

So, Peter ist zurück auf Sendung. Hallo Hallo. Elisa starrt aus den Luken, Sterne, Sterne, noch mehr Sterne. Man sieht sie von hier so klar. Sterne, viele viele viele kleine leuchtende Punkte, ganze Schleierwolken. Sie wischt sich eine Träne aus den Augen. Wir werden viel zu Besprechen haben. Sie wird wach bleiben, nicht mehr in die Kapsel gehen, das ist mir klar. Die Kapsel zweimal zu verwenden, das wäre vorsätzlicher Mord. Elisa und ich, wir sprechen noch nicht viel, ich halte ihre Hand, ihre Schulter an meiner. Wir sind wieder zusammen, vertraut. Wir erinnern uns, langsam, wir haben nicht vergessen. Elisa und ich. Wie ein Märchen.

Sie summt, Sprechen fällt ihr noch schwer. Wir haben Zeit. Sie summt weiter. Sie ist am aufwachen, sie braucht noch viel Zeit.Elisa, Elisa. Ich habe sie vermisst, ja, ich vermisse Sie immer noch, auch neben mir, auch so nah. Es ist nicht mehr das gleiche, es hat sich so vieles verändert, so vieles ist passiert, so wenig ist passiert, alles ist noch gleich, eingefroren, gefangen. Haltlos ausgebremst. Gefunden und verloren im gleichen Moment. Wir sind wieder zusammen, wir sind noch getrennt. Unser Weg hat sich verändert. Wir warten. Ich zeige ihr die Karte, sie nickt. Mag sie sich erinnern? Weiss sie, wo wir sind? Kennt sie mich noch? Ich frage mich das,es ist so falsch, so falsch sich diese Fragen stellen zu müssen. Sie war nur am Schlafen, nicht mehr, nicht weniger. Ich – ich bin verwirrt. Sie winkt mir, winkt mich zu sich. Ich muss, bis gleich.

Briefe vom MarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt